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Würzburg
Übertriebene Lockdowns zu Beginn der Corona-Pandemie? R-Wert war laut Würzburger Studie niedriger als gedacht
Der R-Wert steht für die Pandemie-Dynamik. Doch er wurde zu hoch angesetzt, zeigt eine Studie der Uni Würzburg. Virologe Carsten Scheller über den Faktor Übersterblichkeit.
Je mehr getestet wird  – wie hier an der Contime Corona Teststation am Airport in Würzburg – desto mehr Corona-Fälle werden registriert. Dies beeinflusst den R-Wert und muss bei dessen Bewertung berücksichtigt werden, findet Virologe Prof. Carsten Scheller.
Foto: Silvia Gralla | Je mehr getestet wird  – wie hier an der Contime Corona Teststation am Airport in Würzburg – desto mehr Corona-Fälle werden registriert.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:51 Uhr

Er gibt Auskunft über die Dynamik der Pandemie, deshalb gilt er neben der Sieben-Tage-Inzidenz als wichtigster Hinweis zur Corona-Lage: der sogenannte "R-Wert". Er beschreibt, wie schnell sich die Pandemie ausbreitet. Und er war im Frühjahr 2020 Grundlage für Einschränkungen und Lockdowns. Nun melden Würzburger Wissenschaftler deutliche Zweifel am R-Wert an. In einer Studie kommen Virologen und Bioinformatiker zum Ergebnis, dass der Wert vor allem in der ersten Pandemiephase zu hoch angesetzt war.

Was das bedeutet, erklärt Studienautor Prof. Carsten Scheller vom Institut für Virologie und Immunbiologie der Uni Würzburg.

Frage: Herr Scheller, was hat Sie stutzig gemacht am R-Wert?

Prof. Carsten Scheller: Der R-Wert gibt ja an, wie viele Menschen durch eine infizierte Person angesteckt werden. Auf Basis eines berechneten Werts von 3 gab es Prognosen, wonach sich das Infektionsgeschehen in Deutschland im Frühjahr 2020 explosionsartig verstärken würde. Das ist glücklicherweise nicht eingetreten, es gab dann viel weniger Infektionen als prognostiziert. In so einem Fall muss man sich fragen, ob die angenommenen Parameter eigentlich stimmen. Deshalb haben wir nachgerechnet und festgestellt, dass der R-Wert in Wirklichkeit viel niedriger war. Wir haben einen R-Null-Wert von 1,34 für Infektionen im März 2020 ermittelt. 

Wie konnte es zu dieser Verzerrung kommen?

Scheller: Der so genannte R-Null-Wert der ersten Stunde, der für die Prognosen verwendet wird, wurde gar nicht in Deutschland bestimmt, sondern man hat im Wesentlichen die R-Werte aus China übernommen. Es ist in den ersten Wochen einer Pandemie sehr schwierig, die Werte gut zu bestimmen. Die Viren sind neu, unbekannt. Man lernt innerhalb kurzer Zeit erst dazu, wie man sie diagnostiziert. Tests werden entwickelt, hergestellt, verteilt. Und wenn nach einigen Wochen massenhaft getestet wird, haben Sie allein dadurch einen scheinbaren Anstieg der Fallzahlen. Das müsste in den Berechnungen korrigiert werden.

Durch das schnelle, umfangreiche Testen musste der R-Wert zwangsläufig hochgehen?

Scheller: Ja, das ist so eine Verzerrung. Wenn Sie ein Fischereiunternehmen haben und ein Fischerboot hinausschicken, kriegen Sie am Abend ein Netz voll. Wenn Sie am nächsten Tag zehn Boote losschicken, kriegen Sie am Abend zehn Fischernetze voll. Das bedeutet aber nicht, dass am zweiten Tag zehnmal mehr Fische im Meer waren. In der Anfangsphase der Pandemie war aber gar nicht klar, wie viele Tests pro Woche eigentlich gemacht wurden. Insofern war das schwer zu berücksichtigen.

Prof. Dr. Carsten Scheller ist Virologe und Mikrobiologe am Institut für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg.
Foto: Uni Würzburg | Prof. Dr. Carsten Scheller ist Virologe und Mikrobiologe am Institut für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg.
Ist die Politik also einem falschen Kriterium gefolgt?

Scheller: Ja. Die ursprünglichen Prognosen der Bundesregierung waren zu pessimistisch – da war ja die Rede von bis zu einer Million Todesfälle innerhalb weniger Wochen. Und darauf basierte dann ein wichtiger Teil der politischen Entscheidungsfindung.

Hätte es demnach mancher Einschränkungen gar nicht bedurft?

Scheller: Ein hoher R-Wert bedeutet bei Atemwegserkrankungen, dass es kaum einen jahreszeitlichen Effekt gibt – also das Frühjahr allein kaum Möglichkeiten hat, die Infektion zu bremsen. Dann verordnet man zusätzliche Maßnahmen, um die Infektionswelle zu brechen. Welche Effekte nun Lockdowns, Kontaktreduzierung oder Schulschließungen genau hatten, lässt sich aber auch heute kaum herausrechnen. 

Was bringt es dann überhaupt, wenn wir jetzt wissen, dass der R-Wert vor zweieinhalb Jahren zu hoch angesetzt war?

Scheller: Erstens wird es nicht die letzte Pandemie gewesen sein, die wir erleben. Insofern sollten wir künftig viel genauer hinschauen, wie präzise ein R-Wert tatsächlich ist. Und für die aktuelle Pandemie: Noch geht man davon aus, dass die Lockdown-Maßnahmen 2020 sehr effektiv waren, weil man einen anfangs sehr hohen R-Wert zugrunde legt. Das kann dazu verleiten, bei der nächsten Winterwelle ähnlich zu verfahren und wieder Lockdowns zu verhängen. Je höher der R-Wert falsch eingeschätzt wurde, desto stärker überschätzt man die Wirkung von Lockdown-Maßnahmen. Möglicherweise waren deren Effekte viel geringer, als man gedacht hat.

Hat denn der R-Wert heute eine bessere Aussagekraft?

Scheller: Das Robert Koch-Institut (RKI) berechnet tagesaktuell einen Sieben-Tage-R-Wert, er ist im Lauf der Zeit immer besser geworden – auch, weil sich an der Zahl der Testungen nicht mehr so viel geändert hat. Aber als Referenzpunkt spielt der anfängliche R-Null-Wert immer noch hinein und kann so für eine gewisse Verzerrung in der Beurteilung der Lage führen.

Der Stand von Freitag, 21. Oktober 2022: 0,98. Ist dieser Wert also weiter mit Vorsicht zu genießen?

Scheller: Das RKI berechnet die R-Werte aufgrund der Testzahlen, also der bestätigten positiven PCR-Tests. Da wäre zu berücksichtigen, wie unterschiedlich intensiv getestet wird. Wenn man es ganz sauber machen wollte, müsste man eine repräsentative Stichprobe machen, ähnlich wie bei Wahlbefragungen.

Sie schlagen vor, den Anstieg der Übersterblichkeit als weiteren Faktor zu berücksichtigen.

Scheller: Ja, weil die Übersterblichkeit als Faktor sehr robust ist – unabhängig davon, wieviel man testet. Der Tod ist da unbestechlich. Man kann daran sehr verlässlich sehen, wie stark sich eine Infektion in der Bevölkerung ausgebreitet hat. Die Übersterblichkeit ist ein guter Indikator – allerdings kann auch sie von anderen Effekten beeinflusst sein, zum Beispiel von Engpässen in der medizinischen Versorgung. Das muss dann berücksichtigt und eingerechnet werden. Sonst könnte es auch hier zu einer Überschätzung kommen.

Sie haben mit Ihrer Studie den R-Wert für die Vergangenheit korrigiert. Lässt sich denn mit dem Faktor Übersterblichkeit überhaupt ein aktueller R-Wert ermitteln?

Scheller: Die Übersterblichkeit ist ein Mittel, das man zur Berechnung der R-Werte verwenden kann. In die Übersterblichkeit treten jedoch auch alle anderen Faktoren ein, die die Sterblichkeit beeinflussen: In heißen Wochen im Sommer sehen wir eine erhöhte Übersterblichkeit aufgrund der hohen Temperaturen; wenn eine Influenza-Welle beginnt, wird dadurch ebenso Übersterblichkeit verursacht wie durch SARS-CoV-2. Das alles muss man vorher sauber trennen, um zu entscheiden, ob man aktuelle Veränderungen der Übersterblichkeit für die Berechnung von R verwenden kann oder nicht. Im März/April 2020 hatten wir ein günstiges Zeitfenster, ohne weitere Störeinflüsse wie Influenza oder Hitzewellen. Es ist also ein Hilfsmittel, das von Fachleuten je nach Lage benutzt werden kann oder nicht. In unserer Arbeit haben wir aber auch gezeigt, wie man das bisher verwendete Verfahren, nämlich die Berechnung aufgrund von Inzidenzwerten, deutlich verbessern kann.

Nämlich wie?

Scheller: Indem man nämlich die Zahl der durchgeführten Tests mitberücksichtigt. Ohne eine solche Berücksichtigung kamen wir da auch auf Werte von 2 bis 3, mit Berücksichtigung hingegen auf die viel realistischeren Werte von 1,4 bis 1,8. Aber auch hier stecken immer noch Fehlerquellen wie Änderungen in der Teststrategie drin. Übersterblichkeit und korrigierte Inzidenzwerte sind also der Versuch, schlechtes Zahlenmaterial wenigstens ein bisschen sinnvoll nutzen zu können, um einen R-Wert zu berechnen, der einigermaßen plausibel ist. Der Goldstandard ist und bleibt aber eine repräsentative Stichprobenmessung, die es in Deutschland aber leider nicht gibt.

Also bleibt es wichtig, Zweifel zu behalten und auch Zahlen kritisch zu hinterfragen...

Scheller: Das ist ja Aufgabe von Wissenschaft. Wir Wissenschaftler treten in der Öffentlichkeit auf, um den Stand der Dinge zu vermitteln. Unsere Aufgabe ist es aber auch, ständig kritisch zu hinterfragen, ob alles dabei richtig ist. Daraus besteht wissenschaftlicher Fortschritt: Dinge, die als relativ gesichert betrachtet werden, anzuzweifeln und zu überprüfen.

 
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  • U. S.
    Ich vermisse den Vergleich zur Grippe der heute morgen noch ausführlich in diesem Artikel stand und mehrfach darin erwähnt wurde.
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  • R. Z.
    Sie müssen den Artikel verwechseln, er wurde seit seiner Veröffentlichung am Sonntag inhaltlich nicht verändert.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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  • R. E.
    Hinterher ist man immer klüger, vor allem, wenn man vorher dreimal klug postuliert hat, dass man klug ist.
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    Nachher ist man manchmal schlauer. Allerdings hat man dann auch mehr Erfahrung und Wissen. Ich halte die Diskussion sowas von überflüssig!!! Hätte, hätte Fahrradkette.
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  • P. S.
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  • P. S.
    Wie bitte ein Wert war nicht richtig und der Lockdown übertrieben? Das hört man doch sonst nur aus anderer Richtung. Hatten die am Ende zumindest teilweise Recht?
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  • S. C.
    Die Stelle zu den Blutgerinnseln im Zitat bezieht sich auf Long-Covid, nicht auf das Post-Vakzin-Syndrom.
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  • D. P.
    Herr Scheller sagt mit keiner Silbe, dass die Maßnahmen übertrieben waren - Sie haben seine Arbeit und Erkenntnisse offensichtlich nicht verstanden.
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  • P. S.
    Das habe ich auch nicht gesagt, dass er es gesagt hat. Aber Sie wollen wohl vom Elefanten im Raum ablenken?
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  • D. P.
    Dann ist ihre Interpretation, dass der Lockdown oder andere Maßnahmen übertrieben waren, dennoch nicht richtig.
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  • U. S.
    @Meinungsvertreter

    Zitat aus dem Artikel: Nun melden Würzburger Wissenschaftler deutliche Zweifel am R-Wert an. In einer Studie kommen Virologen und Bioinformatiker zum Ergebnis, dass der Wert vor allem in der ersten Pandemiephase zu hoch angesetzt war.

    Zu hoch ist gleichbedeutend mit nicht richtig. Was wiederum bedeutet, dass der Berechnungswert falsch war. Oder wie interpretieren Sie diese Aussage der Fachleute?

    Auf diesem falschen Wert basierten jedoch die Massnahmen. Alle Massnahmen. Wie vielen Menschen haben diese Massnahmen die Existenz gekostet, wie viele wurden in Schulden getrieben, auch an Kindern sind die Massnahmen nicht spurlos vorbei gegangen.
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  • B. G.
    Meine Mutter ist im Dezember 2020 an Corona gestorben. Das ganze im Nachhinein als übertrieben zu bezeichnen und den Politikern, welche durch die Maßnahmen schützen wollten Vorwürfe zu machen, ist einfach nur unverschämt.
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  • D. P.
    Wenn retrospektiv, also im Nachhinein, festgestellt wird, dass ein Indikator aufgrund mangelnder Daten falsch war, dann bedeutet das, dass der Indikator aufgrund mangelnder Daten falsch war. Es bedeutet nicht, dass davon abgeleitete Maßnahmen falsch waren. Wie Maßnahmen gewirkt haben, muss man unabhängig beurteilen. Das steht auch im Artikel. Warum ignorieren Sie das?

    Irgendetwas anderes zu behaupten ist Stimmungsmache mit dämlichen Zirkelschlüssen und Daten, die man damals einfach nicht hatte. Sowas nennt man Klugsch***erei. Ihr Anspruch, in einer akuten Situation über alle Daten verfügen zu wollen, um absolut wasserdichte Entscheidungen zu treffen, ist realitätsfern und kostet im Zweifel Menschenleben. Dass die Maßnahmen unabhängig von Ihrer Wirkung zumutbar und gerechtfertigt waren, wurde vom Bundesverfassungsgericht bestätigt. Dass man das mit den Erkenntnissen der Gegenwart anzweifelt, entzieht sich jeder Logik und Rechtsauffassung.
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  • R. K.
    Man kann ja sehen, wie die Zahlen grad explodieren. Zu Beginn gab es keine Impfung. Corona verläuft auch jetzt noch tödlich. Die Anzahl der Toten ist aktuell durch die Impfung niedriger. Die Entscheidung damals war richtig. Habe einen pflegebedürftigen Vater. Da ist mir Vorsicht wichtig. Mir wäre es recht, wenn in Geschäften, Kinos, Veranstaltungen wieder Maskenpflicht wäre. Leider klappt das mit der Eigenverantwortung nicht. Oft genug habe ich nun schon dass Pech gehabt, dass jemand ohne Maske rumgekulcht oder genießt hat. Bin dann froh, dass ich meine Maske aufhab und such das Weite.
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  • P. S.
    Wo explodieren Zahlen? Die gehen seit einigen Tagen wieder zurück.
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  • P. S.
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  • R. E.
    Ein guter Beitrag, der zeigt, mit wieviel Ungenauigkeiten man im Umfeld Corona gearbeitet hat und immer noch arbeitet. Aber selbst, wenn der R0-Wert zu hoch war, hätte man doch im Laufe der Zeit - immerhin sind wir jetzt 2 1/2 Jahre weite - alle anderen Parameter (Testverhalten, Erfassungsschwierigkeiten) in die Interpretation einfliessen lassen können. Das sind die geglätteten Werte des RKI ja auch nur ein Hilfsansatz.
    Und was die Forderung oder den Wunsch nach einer repräsentativen Stichprobe angeht. Eine solche lässt sich erst dann erstellen, wenn wir deutschlandweit und -übergreifend eine Datenbasis haben, die das zulässt. Das ist im Moment nicht der Fall, da alle Länder, medizinischen Einrichtungen, Gesundheitsämter etc. nicht unter einem Daten-"Hut" sind. Eine rein auf die Bevölkerung und deren Zusammensetzung in Bezug auf verschiedenste Parameter zugeschnittene Stichprobe muss da scheitern. Aber Fazit: bleiben Sie am Thema dran, Herr Jungbauer und Herr Professor Scheller!
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  • G. K.
    Schon der Inzidenzwert war (und ist) umstritten, weil er von der Zahl der durchgeführten Tests beeinflusst wird. Und alles, was darauf aufbaut, „erbt“ dieses Problem …

    Was mich aber stört ist der Vorwurf, der darauf aufbauend jetzt im Nachhinein erhoben wird.

    Es gibt wirklich sehr viel, weshalb man die Vorgänger- und aktuelle Regierung kritisieren kann (und sollte).

    Aber Maßnahmen zum Schutz der eigenen Bevölkerung zu ergreifen, deren Datengrundlage sich im Nachhinein als unpräzise herausgestellt haben, gehört aus meiner Sicht nicht dazu. Es ist komplett absurd und sehr überheblich, Entscheidungen der Vergangenheit auf der Grundlage neuerer, nachträglich entstandener Erkenntnisse zu bewerten. Hinterher sind alle schlauer.

    Dazu kommt, dass der R-Wert auch nicht das alleinige Maß aller Dinge sein kann, wenn es um die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen geht. Auch in Deutschland sind sehr viele Menschen gestorben und unser Gesundheitssystem war am Anschlag … es stand "Spitz auf Knopf"
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    Es grenzt an Zynismus, die Übersterblichkeit in solcher Weise als bewertenden Faktor herbeizuziehen. Virulenz und Letalität des Virus allein hätten zu Anfang der Pandemie genügen können, eine No-Covid-Strategie mittels eines echten Lockdowns zu implementieren. Deutschland hätte zum Vorreiter dieser Methode werden und der Welt eine dauerhafte Pandemie ersparen können. Im Nachhinein den Sinn der damals erfolgten Pseudo-Lockdowns insofern in Frage zu stellen, als dass, wie in der Überschrift angedeutet wird, sie lockerer hätten sein sollen, ist meines Erachtens falsch und dient einer gefährlichen Verharmlosung eines immer noch tödlichen Virus. Denn jeder Tote ist einer zu viel.
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