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Röttingen
Überraschungssieg für Steffen Romstöck: So wurde der ehemalige Stadtrat zum Röttinger Bürgermeister gewählt
Das Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Röttingen schien klar. Schließlich gab es mit Jürgen Boier nur einen Kandidaten. Warum doch alles anders kam.
Landrat Thomas Eberth (rechts) gratuliert dem neuen Röttinger Rathauschef Steffen Romstöck.
Foto: Markhard Brunecker | Landrat Thomas Eberth (rechts) gratuliert dem neuen Röttinger Rathauschef Steffen Romstöck.
Anna-Lena Behnke
,  Markhard Brunecker
 und  Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 21.09.2024 02:32 Uhr

Eigentlich sah alles nach einem unspektakulären Wahlsonntag in Röttingen aus. Denn für das Amt des Bürgermeisters gab es nach dem Rücktritt von Hermann Gabel mit Jürgen Boier (CSU) genau einen Kandidaten. Dem Uffenheimer, der im Juli nach einem Vorschlag von Freien Wählern, Unabhängigen Bürgern und CSU von den Röttinger Bürgerinnen und Bürgern aufgestellt worden war, schien der Posten im Rathaus eigentlich sicher. Doch es kam alles anders.

Denn statt ihr Kreuzchen bei dem einzigen offiziellen Bewerber zu setzen, schrieben am Sonntag 401 Wählerinnen und Wähler handschriftlich Romstöcks Namen auf den Stimmzettel. Eine solche Ergänzung ist immer dann möglich und gültig, wenn es keinen oder nur einen einzigen Bewerber für das Amt des Bürgermeisters gibt, so die gesetzliche Regelung.

Romstöck erreichte am Sonntag im ersten Wahlgang 51,9 Prozent der gültigen Stimmen und wurde so zum Nachfolger von Hermann Gabel gewählt. Ein Wahlausgang, mit dem wohl kaum jemand gerechnet hatte – auch Romstöck selbst nicht. "Ich bin überrascht, es freut mich aber sehr", sagte er am Wahlabend.

Röttinger wollten keine Auswärtigen als Bürgermeister

Als ehemaliger Stadtrat und früherer dritter Bürgermeister (2014 - 2020) ist Romstöck in Röttingen kein Unbekannter. Er ist Diplom-Verwaltungswirt und 44 Jahre alt. Romstöck arbeitet seit 1999 an der Universität Würzburg und war zuletzt stellvertretender Referatsleiter für Professoren.

Bereits bei der ersten Schnellmeldung um 18.32 Uhr zeichnete sich ab, dass es Jürgen Boier auf keinen Fall im ersten Wahlgang schaffen würde. Er erreichte schlussendlich nur 321 Stimmen (41,5 Prozent) der insgesamt 773 gültigen Stimmen. Es folgten Ali Saskara mit sechs Stimmen, Silvia Baumann, Josef Geßner, Hermann Gabel, Sitta Kaufmann mit jeweils vier Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 61,4 Prozent.

Schon im Vorfeld hatte die Tatsache, dass nur ein einziger Kandidat offiziell zur Wahl stand, bei einigen Röttinger Bürgerinnen und Bürgern für Unmut gesorgt. Bei der Nominierungsversammlung im Juli zeigte sich in den hitzigen Diskussionen deutlich, dass viele lieber einen einheimischen Bürgermeister hätten, statt jemanden von auswärts. 

Gemeinsame Kandidatensuche nach Gabels Rücktritt

Die drei Röttinger Stadtratsfraktionen, Freie Bürger, Unabhängige Bürger und CSU, hatten im Vorfeld der Bürgermeisterwahl gemeinsam nach Kandidaten gesucht. Dabei hatten sie auch Steffen Romstöck angesprochen, der aber damals zunächst abgelehnt hat, erklärt zweiter Bürgermeister Josef Geßner (CSU/Freie Bürger). "Über Whatsapp-Gruppen und Mundpropaganda ist Romstöck dann als Kandidat ins Gespräch gebracht worden", so Geßner. 

Der neue Röttinger Bürgermeister Steffen Romstöck (rechts) wird von den beiden stellvertretenden Bürgermeistern Erich Mittnacht (links) und Josef Geßner (Mitte) zu seinem äußerst überraschenden Ergebnis gratuliert.
Foto: Markhard Brunecker | Der neue Röttinger Bürgermeister Steffen Romstöck (rechts) wird von den beiden stellvertretenden Bürgermeistern Erich Mittnacht (links) und Josef Geßner (Mitte) zu seinem äußerst überraschenden Ergebnis gratuliert.

"Nach der Aufstellungsversammlung sind viele auf mich zugegangen und haben mich gefragt: 'Was würdest Du machen, wenn wir Dich auf den Stimmzettel schreiben?'", so Romstöck. Sinngemäß habe er geantwortet: "Das kann ich niemanden verbieten und wenn ich die Mehrheit bekomme, kann ich das nicht ablehnen." Und so ist es dann auch gekommen. "Das ist ein riesiger Vertrauensbeweis. Das lehnt man nicht einfach ab", sagt er. 

Weil er mit seiner Arbeit in der Personalabteilung der Würzburger Universität sehr zufrieden ist und nicht aktiv in einen Wahlkampf einsteigen wollte, habe er im Vorfeld eine Kandidatur abgelehnt, so Romstöck. Er habe aber auch keinen verdeckten Wahlkampf geführt. Schon an diesem Dienstag wird Romstöck in der Stadtratssitzung vereidigt. "Wir werden das gemeinsam schaukeln", ist Josef Geßner zuversichtlich und meint damit, dass alle drei Stadtratsfraktionen zum Wohle Röttingens mit dem neuen Bürgermeister zusammenarbeiten wollen. 

Enttäuschung beim CSU-Ortsverband

Jürgen Boier zeigte sich nach der Wahl enttäuscht. "Der Wählerwille war aber dann doch ein anderer", sagte er und erklärte, er hätte sich einen offenen Wahlkampf gewünscht. Wenig erfreulich ist der Ausgang der Wahl auch für den CSU-Ortsverband. "Es ist bedauerlich, dass Jürgen Boier als gemeinsamer Kandidat von Unabhängigen Bürgern, Freien Bürgern und CSU es nicht geschafft hat", äußerte sich der CSU-Ortsverbandsvorsitzende Martin Umscheid. "Die drei Gruppierungen haben ein gutes Angebot gemacht, das aber 452 Röttinger Wähler so nicht wollten."

Mit zu den ersten Gratulanten zählte Landrat Thomas Eberth. Er freue sich, dass Röttingen gezeigt habe, wie Demokratie funktioniert und auf eine gute Zusammenarbeit mit Steffen Romstöck im Team der 52 Bürgermeister. "Röttingen ist eben nicht nur Festspiel- und Europastadt, sondern das Flaggschiff im südlichen Landkreis."

 
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Kommentare
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  • Wolfgang Keller
    Herzlichen Glückwunsch und viel Glück und Erfolg im Amt. Wahrlich eine Überraschung.
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  • Felix Habermann
    Hier sieht man was die Bürger wollen ! ! !
    Alles Gute und eine glückliche Hand
    für das neue Amt.
    Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
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