Es brodelt in der Röttinger Bevölkerung. Das ließ sich am Montagabend in der Burghalle kaum ignorieren. Wer sich umschaute, sah viel Kopfschütteln. Wiederholt drangen Tuscheln und Gemurmel durch den Saal.
Die CSU, die Unabhängigen Bürger Röttingen (UBR) und die Freien Bürger (FB) haben für den Abend gemeinsam zur Aufstellungsversammlung ihres Bürgermeister-Kandidaten oder ihrer -Kandidatin eingeladen. Es ging dabei um nicht weniger als die Frage: Wer wird neuer Bürgermeister oder neue Bürgermeisterin Röttingens?
Zwei CSU-Mitglieder standen zur Wahl
Zur Wahl standen Sitta Kaufmann aus Bergtheim und Jürgen Boier aus Uffenheim – beide Mitglieder der CSU. Beide hatte ein Auswahlgremium der Stadtratsfraktionen nach einer gemeinsamen Suche für geeignete Bewerber um den Posten befunden. Alle wahlberechtigten Röttingerinnen und Röttinger durften sich an der Abstimmung beteiligen. Am Ende des Abends sollte eine Mehrheit den Namen des Uffenheimers auf einen gelben Stimmzettel schreiben. Damit hat er beste Chancen, der Nachfolger des ausscheidenden Bürgermeisteres Hermann Gabel zu werden.
Offiziell entscheiden die Röttingerinnen und Röttinger zwar erst mit der Wahl am 15. September darüber, wer in Zukunft die Geschicke der Stadt lenken wird. In der Praxis sieht das aber ein bisschen anders aus. Denn durch die gemeinsame Suche und Unterstützung eines Kandidaten durch alle Fraktionen wird am Wahltag wohl nur ein einziger Name auf dem Stimmzettel stehen.
Kritische Fragen und Zwischenrufe aus dem Publikum
Das sorgt bei einigen Bürgerinnen und Bürgern spürbar für Unverständnis, das sich am Montagabend in einer ganzen Reihe hitziger Diskussionen entlud. "Das ist für mich keine Wahl", rief einer der Anwesenden halblaut. Es folgten eine Reihe Fragen dazu, warum die Bürgerinnen und Bürger nicht eine Entscheidung zwischen mehreren Kandidaten fällen dürften. Auch dass es keine Bedenkzeit gebe, um eine durchdachte Wahl zu treffen, kritisierte ein Mann aus dem Publikum.
"Wir hatten Angst, dass wir überhaupt niemanden finden", erklärte der Dritte Bürgermeister der Stadt Erich Mitnacht (UBR) bereits im Vorfeld der Veranstaltung. Deshalb hätten die Parteien sich zusammen getan. Stadtrat Albrecht Haag (CSU/FB) sprach von einer wahren "Fristenkatastrophe", die nach Gabels Ankündigung, Ende Juli niederlegen zu wollen, ausgebrochen sei. "Wir haben versucht, das Beste zu erreichen", sagte Haag. In der Kürze der Zeit habe sich die Suche nach geeigneten Kandidaten nicht anders regeln lassen.
Boier bezeichnete sich als "Visionär mit Bodenhaftung"
Es verging bereits eine Dreiviertelstunde mit der Klärung einer ganzen Reihe kritischer Fragen. Erst dann trat mit Jürgen Boier der erste Kandidat ans Mikrophon. Der 45-Jährige ist ledig, hat keine Kinder und stammt ursprünglich vom Bodensee. "Ich bin Importware", sagte er mit Augenzwinkern. Seit 1999 lebe er in Uffenheim.
Routiniert und sachlich listete der Diplom-Verwaltungswirt ausschweifend sämtliche Lebensstationen vom Studium bis zu seiner jetzigen Stelle als Leitender Beamter der Stadt Bad Windsheim auf. Hinzukommend Vereinstätigkeiten vom Roten Kreuz bis zum Schützenverein.
Boier bezeichnet sich selbst als heimatverbunden, vermittelnd und als "Visionär mit Bodenhaftung". Zwar sei er auf dem Papier CSU-Politiker, allerdings sei "Kommunalpolitik für ihn keine Parteipolitik", betonte der Uffenheimer während seiner Vorstellung. Er wolle als Bürgermeister vor allem ein zugänglicher Ansprechpartner sein.
Kaufmann setzte auf persönliche Schilderungen
Sitta Kaufmann setzte in ihrem Vortrag eher auf persönliche Schilderungen. Gleichzeitig war ihr die Nervosität immer wieder anzumerken. Sie lobte die Herzlichkeit und das Lebensgefühl in der Festspielstadt und erzählte, wie sie auf einer Wanderung bei Röttingen von einer netten Autofahrerin mitgenommen wurde und so einem Regenschauer entkommen konnte.
Kaufmann ist Anfang 50, zweifache Mutter erwachsener Töchter und Mitarbeiterin in der Kämmerei der Verwaltungsgemeinschaft Estenfeld. Sie bringe nicht nur einen unverstellten Blick, sondern auch Erfahrungen aus freier Wirtschaft und Verwaltung sowie Kontakte in die Politik bis zur Bundesebene mit, zählte sie auf.
Am Ende des Abends konnte Jürgen Boier einen größeren Teil der Anwesenden überzeugen und 80 der 142 gültigen Stimmen (56 Prozent) einstreichen. Insgesamt nahmen 192 Bürgerinnen und Bürger an der Wahl teil. Mehr als 20 Personen hatten ihre Stimmzettel im Verlauf des Abends zurückgegeben. Auf Kaufmann entfielen 62 Stimmen (44 Prozent). 50 Stimmzettel waren ungültig.
Es wäre gut, sich Gedanken zu machen, warum es kaum noch Bewerbungen für die Kommunalpolitik gibt, anstatt das Feld den Strategen zu überlassen, die manchmal jahrelang darauf hinarbeiten jede Konkurrenz auszuschalten. Und sich dann auch noch die Wahl nehmen lassen. Unglaublich.
"allgemein, unmittelbar, frei, gleich und geheim"? Unglaublich, die Röttinger sollten sich das nicht gefallen lassen.
Röttingen nenn sich nicht nur ´´ Stadt ´´ -
sie ist eine Stadt.
Stadt darf man sich nur nennen wenn
das Stadtrecht besitzt.
Siehe auch Eibelstdt.
Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
Have a nice....