Es wurde ja schon viel spekuliert, dass Röttingens Bürgermeister Hermann "Fernando" Gabel sein Amt niederlegen möchte, doch nun ist es Fakt: Zum 31. Juli 2024 beantragt der 64-Jährige seine vorzeitige Entlassung. Diesen Schritt, der ihm - wie er versichert - nicht leichtgefallen sei, teilte Gabel sowohl dem Stadtrat in einer nicht öffentlichen Sitzung als auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt und Verwaltungsgemeinschaft in einer Personalversammlung mit.
In einem Brief an den Stadtrat, der der Redaktion vorliegt, nennt der Bürgermeister gesundheitliche Gründe für seinen Rücktritt. Er befinde sich mitten in einer Depression. Die anfänglichen körperlichen Symptome wie Magenprobleme und Tinnitus habe er noch ganz gut wegstecken können. Ab dem Mai des vergangenen Jahres sei hoher Blutdruck hinzugekommen und habe ihn immer tiefer in eine Abwärtsspirale rutschen lassen.
Erst im Nachhinein habe er während seiner Reha gemerkt, wo er sich befinde und sich gefragt, wie er das Jahr 2023 überhaupt einigermaßen überstehen konnte. "Das war und ist auch für mich nicht zufriedenstellend. Ich hatte nun nochmal einen Arbeitsversuch gestartet und schon in der kurzen Zeit wieder eine deutliche Verschlechterung meines Gesundheitszustandes festgestellt", so Gabel weiter.
Gabel hat festgestellt, dass seine Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist
Ferner habe er festgestellt, dass seine Leistungsfähigkeit nach wie vor eingeschränkt sei. "Für mich persönlich ist es auch kein Zustand, dass ich mit meiner Arbeitskraft nicht wirklich zur Verfügung stehe. Aus diesem Grund folge ich den ärztlichen Ratschlägen und stelle meine Gesundheit oben an", heißt es in dem Schreiben.
In Anbetracht der personell angespannten Situation im Bereich des Festspiel- und Tourismusbüros habe er den Zeitpunkt seines Rücktritts auf Ende Juli geschoben, um einen geordneten Start der Frankenfestspiele nicht zu gefährden.
Dass ihm bei dieser Entscheidung auch Kalkül unterstellt werde, um sich Versorgungsansprüche zu sichern, nennt Gabel beschämend. Er habe sich weder die Krankheit noch den Zeitpunkt ausgesucht. Er habe auch aus seinem Bürgermeisteramt auch keinen Anspruch auf Ehrensold oder Pension, versichert Gabel, der sein Amt am 1. Mai 2020 angetreten hatte.
Im Stadtrat hatte Bürgermeister Gabel keine eigene Hausmacht
Röttingens Einwohnerinnen und Einwohnern hat vor allem die Offenheit gefallen, mit der Gabel sein Amt ausgeübt hat. Dass er es allen habe recht machen wollen, sehen viele Röttinger aber auch als Ursache seiner psychischen Erkrankung. Hinzu kam das Problem, dass Gabel als Einzelbewerber ohne eigene Liste zur Wahl angetreten war und deshalb auch nicht auf die Unterstützung einer Fraktion im Stadtrat vertrauen konnte. Deshalb hatte Gabel bereits im September letzten Jahres in einer persönlichen Erklärung die Diskussionskultur im Gremium kritisiert und offen mit seinem Rücktritt gedroht.
Zu den markantesten Projekten seiner Amtszeit zählt der Rücknahme des geplanten Grundschulneubaus. Die Kosten von mindestens 12 Millionen Euro hätten die Mitglieder der Verwaltungsgemeinschaft in eine wirtschaftlich nicht zu verkraftende Situation gebracht, argumentierte Gabel, und setzte stattdessen eine schrittweise Sanierung des Bestandes durch. Auch die Frankenfestspiele kamen in Gabels Amtszeit zurück auf die Erfolgsspur.
Stellvertretender Bürgermeister Josef Geßner, der Gabel in den letzten Monaten vertrat, drückt sein Bedauern über den Rücktritt aus. Wie Geßner erklärt, werde seine Fraktion CSU/Freie Bürger mit einer Ausschreibung im Bayerischen Staatsanzeiger nach einem Bürgermeisterkandidaten suchen. Ein möglicher Termin für die Bürgermeisterwahl stehe noch nicht fest.
