Seit Mai ist klar, dass Röttingens Bürgermeister Hermann Gabel sein Amt in Kürze aus gesundheitlichen Gründen niederlegt. Aber wenn Gabel nicht mehr länger der Chef im Röttinger Rathaus ist, wer ist es dann? Eine Frage, die die Stadt seitdem bewegt.
"Wir hatten Angst, dass wir überhaupt niemanden finden", sagt der dritte Bürgermeister der Stadt, Erich Mitnacht (Unabhängige Bürger Röttingen). Eine Angst, die die Fraktionen im Stadtrat – die CSU, die Unabhängigen Bürger Röttingen (UBR) und die Freien Bürger (FB) – dazu bewegt habe, gemeinsam nach geeigneten Kandidaten und Kandidatinnen zu suchen. Eine Stellenausschreibung im Staatsanzeiger sollte die Kandidatensuche erleichtern.
Sieben Personen haben sich für das Bürgermeisteramt beworben
Und diese hat den einen oder die andere dazu durchaus bewegt, ein Bewerbungsschreiben aufzusetzen. "Wir waren überrascht, wie viele sich gemeldet haben – auch geeignete Kandidaten", sagt Mitnacht. Aus insgesamt sieben Bewerberinnen und Bewerbern, die in den vergangenen Wochen Interesse an dem Amt angemeldet haben, stellen sich an diesem Montag bei einer Aufstellungsversammlung zwei einer Vorwahl.
Alle wahlberechtigten Röttinger Bürgerinnen und Bürger können dann mitentscheiden, wer von beiden auf dem Wahlzettel steht. Die offizielle Wahl am 15. September ist dann wohl aller Wahrscheinlichkeit nach nur noch eine Formsache.
Auch zweiter Bürgermeister Josef Geßner (CSU/Freie Bürger) ist mit der Suche nach Kandidaten sehr zufrieden. Vor allem, dass sich alle drei Gruppierungen, die im Röttinger Stadtrat vertreten sind, gemeinsam auf die Suche gemacht haben, freut ihn. Geßner ist seit mehr als 20 Jahren im Röttinger Stadtrat und weiß, "da geht es schon manchmal rund".
Sportvereinsvorsitzender Gibfried hat kurzfristig seine Kandidatur zurückgezogen
Drei der sieben Bewerbungen hatten sich nach Ansicht des Auswahlgremiums als geeignet erwiesen. Einer dieser Bewerber – mit hohen Chancen aufs Bürgermeisteramt – war Sven Gibfried. Er stammt nicht nur aus Röttingen, sondern ist auch als Vorsitzender des Sportvereins TSV Röttingen kein Unbekannter im Ort. "Und er hatte alle Gruppierungen hinter sich", sagt Josef Geßner.
Viele Röttinger seien auf ihn zugekommen und hätten ihn gefragt, ob er sich das Amt nicht vorstellen könne, sagt Gibfried. Und er habe es durchaus in Erwägung gezogen. "Ich bin sehr aktiv, packe gerne mit an und habe ein Gespür für Menschen", sagt der 32-Jährige. Die Idee, als Bürgermeister etwas bewegen zu können, sei für ihn reizvoll.
Mittlerweile habe er davon dennoch Abstand genommen. Am Montag vergangener Woche hat er seine Kandidatur zurückgezogen. Private und berufliche Gründe hätten ihn dazu bewogen, sich in Absprache mit seiner Familie dagegen zu entscheiden.
Wer sind die beiden Kandidaten fürs Bürgermeisteramt?
In der CSU-Mitgliederversammlung am vergangenen Dienstag haben sich Sitta Kaufmann aus Bergtheim und Jürgen Boier aus Uffenheim vorgestellt, erklärt Ortsverbandsvorsitzender Martin Umscheid, von 2008 bis 2020 selbst Bürgermeister in Röttingen. Kaufmann und Boier sind beide CSU-Mitglieder.
Kaufmann ist Anfang 50, Mitarbeiterin in der Kämmerei der Verwaltungsgemeinschaft Estenfeld und Funktionärin in der CSU. Der Partei gehört sie laut ihrer Internetseite seit 2018 an. In Bergtheim ist die gebürtige Berlinerin mittlerweile stellvertretende CSU-Ortsverbandsvorsitzende, im Kreisverband Würzburg-Land Beisitzerin im Vorstand.
Auch Jürgen Boier kommt aus dem öffentlichen Dienst. Der Diplom-Verwaltungswirt ist seit 2019 geschäftsleitender Beamter in der Stadtverwaltung Bad Windsheim. In Uffenheim ist der 44-Jährige stellvertretender Ortsvorsitzender der CSU.
Zwei CSU-Funktionäre stellen sich der Vorwahl
Dass jetzt beide CSU-Mitglieder sind, sei schon "paradox", sagt Umscheid. Es sei ein komplett offener Prozess gewesen, "ohne Parteipolitik", betont er. Die Entscheidung für Kaufmann und Boier sei schließlich gemeinsam gefallen, weil "beide das Zeugs dazu haben, Bürgermeister in Röttingen zu werden".
Umscheid ist überrascht, überhaupt eine geeignete Auswahl aus sieben Bewerbern und Bewerberinnen zu haben. "Heutzutage ist es nicht einfach, überhaupt Kandidaten zu finden. Zumal das Bürgermeisteramt in Röttingen mit 1700 Einwohnern und einer Stelle, die nach A13 besoldet wird, nicht besonders attraktiv ist."
Die Aufstellungsversammlung findet an diesem Montag, 22. Juli, um 19.30 Uhr in der Burghalle in Röttingen statt. Alle wahlberechtigten Röttinger Bürger und Bürgerinnen sind eingeladen.