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Würzburg
Überraschend mit Kronzeuge: Prozess um Ermordung des Wirts Edip Saraç vor 26 Jahren in Würzburg beginnt
Steht ein aufsehenerregender Mordfall aus dem Jahr 1999 vor der Aufklärung? Ab Montag müssen sich am Landgericht Würzburg zwei Angeklagte verantworten. Worum es geht.
Nach den tödlichen Schüssen im Januar 1999: Die Leiche des Mordopfers wird aus dem Lokal in der Würzburger Zellerau in die Rechtsmedizin gebracht. 25 Jahre später beginnt der Prozess.
Foto: Stefan Pompetzki | Nach den tödlichen Schüssen im Januar 1999: Die Leiche des Mordopfers wird aus dem Lokal in der Würzburger Zellerau in die Rechtsmedizin gebracht. 25 Jahre später beginnt der Prozess.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 16.01.2025 02:37 Uhr

Die Würzburger Justiz will ab Montag erneut beweisen, dass Mord nicht verjährt und ein Verdächtiger auch nach vielen Jahren noch verurteilt werden kann. Fast auf den Tag genau 26 Jahre nach den Schüssen auf den Gastwirt Edip Saraç in Würzburg beginnt ein Prozess gegen zwei Tatverdächtige – mit einer Überraschung.

Einer der beiden Angeklagten, dessen Alibi sich den Ermittlungen zufolge nach 26 Jahren als falsch herausgestellt hatte, schwieg bisher eisern. Die Tatwaffe fehlt, die Beweisdecke sah bislang dünn aus. Nach Informationen aus Justizkreisen aber soll der jüngere Beschuldigte kurz vor Prozessbeginn die Tat in der Untersuchungshaft einem Zellengenossen gestanden haben.

Mordfall Edip Saraç: Im Prozess gibt es überraschend einen Kronzeugen

Offiziell halten sich Mordermittler und Staatsanwaltschaft bislang bedeckt. Sein Mandant habe aber versichert, mit niemandem in Haft über den Fall gesprochen zu haben, sagt Verteidiger Hanjo Schrepfer. Vor Gericht muss sich also zeigen, wie glaubwürdig der überraschend aufgetauchte Kronzeuge ist.

Der Fall ist spektakulär: Am Abend des 5. Januars 1999 hatte ein Mann, maskiert mit Sturmhaube, das Lokal von Edip Saraç in der Würzburger Zellerau betreten. Ein Dutzend Gäste sah, wie er mit einer Schusswaffe auf den türkischen Wirt zielte, fünfmal abdrückte - und verschwand.

Die Kripo tat sich jahrelang schwer mit der Aufklärung. Schnell war ein junger Landsmann aus Höchberg (Lkr. Würzburg) unter Verdacht - der jüngere der jetzt Angeklagten. Doch ihm hatte eine Freundin ein Alibi gegeben. Auch der Verdacht gegen einen Sohn des Opfers erwies sich als nicht haltbar.

Kurz vor den Schüssen: Wirt massiv von Anrufer bedroht?

Erst Jahre später wurde bekannt, dass Ermittler bereits 1999 Hinweisen von einem Sohn des Wirts nachgegangen waren. Sein Vater sei für einen Freund Bürge für eine Schuld von 350.000 Mark geworden. Als der Freund das Geld nicht zurückgezahlt habe, habe sich der Vater "in einer schwierigen Situation" befunden.

Einem Ermittler zufolge hatte Edip Saraç zwei Tage vor den Schüssen Anzeige bei der Polizei erstattet. Der Gastwirt soll kurz vor Mitternacht einen Anruf erhalten haben und massiv bedroht worden sein. 

2024 gab dann Ermittlern zufolge eine "enge Verwandte" des ursprünglich Verdächtigen plötzlich - während einer Durchsuchung zu einem völlig anderen Fall im Landkreis Main-Spessart - an: Das Alibi der damaligen Freundin sei gelogen gewesen.

Überraschende Aussage einer Frau nach vielen Jahren

Nach der überraschenden Aussage wurden der 49-Jährige und sein 66 Jahre alte Vater im März festgenommen. Einer von ihnen soll jener Mann sein, den der Wirt bei der Polizei angezeigt hatte. Es folgten intensive Suchaktionen nach der Tatwaffe in der Nähe der Raststätte Würzburg und auf Grundstücken im Stadtteil Sanderau.

Die Ermittlungsergebnisse reichten für eine Anklage. An diesem Montag, 13. Januar, beginnt am Landgericht Würzburg der Prozess. 

 
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  • Stefan Mantel
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