In der Natur übernachten, nicht an einen Ort gebunden sein und das für vergleichsweise wenig Geld. Diese Vorzüge schienen in Zeiten der Corona-Pandemie, in der viele Reiseziele unsicher oder schlicht nicht zu erreichen waren, viele Deutsche vom Urlaub mit dem Wohnmobil oder Zelt zu überzeugen. Angesichts der Lockerungen und dem Rückzug der Corona-Thematik aus dem kollektiven Bewusstsein stellt sich allerdings die Frage: Hält der Trend zum Campingurlaub an? Wie wirken sich die Öffnungen auf die Campingplätze in der Region aus?
Stefan Schmitt, Eigentümer des Heidingsfelder Campingplatzes "Kalte Quelle" fasst die Nachfrage nach Plätzen so zusammen: "Man kurz und schlicht sagen es explodiert". Ihm würde bis jetzt noch kein Unterschied zu den vorherigen Jahren auffallen. "Es kommen auch vereinzelt Leute ohne Buchung angefahren, die wir dann teilweise wieder wegschicken müssen", bedauert der Campingplatz-Eigentümer. Mit Blick auf die steigenden Preise in vielen Lebensbereichen und vor allem Sprit, bremse auch das den Boom beim Camping bisher nicht, so Schmitt.
Einen ähnlichen Eindruck, wie an der "Kalten Quelle" hat man auf dem Campingplatz des Kanu-Clubs-Würzburg. "Der Andrang ist sehr groß bei uns", sagt Peter Müller, Platzwart und zuständig für die Reservierungen und Buchungen auf dem kleinen Platz. "Bei uns ist über Pfingsten und die nächsten Wochen und Monate alles voll", sagt er. Viele würden allerdings auf dem Platz nur für ein, oder zwei Nächte bleiben, um dann ins Ausland weiterzureisen, so Müller.
Auf dem Campingplatz in Estenfeld blickt man nach zwei Coronajahren optimistisch auf die Campingsaison: "Ich würde sagen, es läuft wieder an", sagt Sybille Strümper. Die letzten beiden Jahre sei der Betrieb nur eingeschränkt möglich gewesen, wodurch nicht alle Plätze belegt werden konnten. "Aufgrund von Corona war es eine besondere Situation, aber jetzt drängen die Leute wieder an", so die Campingplatzbetreiberin. Ihre Vermutung: "Viele haben sich ein Fahrzeug gekauft und wollen das bewegen, vielleicht fahren sie aber nicht so weit, sondern bleiben in der Region".
Bei einer kleinen Umfrage am Wohnmobilstellplatz am Viehmarktplatz sind sich die befragten Urlauber einig, wenn es darum geht, was das campen ausmacht: Die Freiheit weiterziehen zu können, wenn es einem beliebt. Doch man kann auch heraushören, was es heißt, wenn viele Menschen gleichzeitig, diesen Traum von Freiheit leben.
Der Camping-Boom macht sich vor allem an den rar gewordenen Stellplätzen bemerkbar
Erika und Walter Kreuzer kommen aus Aalen und machen seit 30 Jahren Urlaub auf Campingplätzen, für sie macht sich der Camping-Boom vor allem an den rar gewordenen Stellplätzen bemerkbar. "Die Plätze sind alle überlaufen", sagt er. "Man müsste eigentlich mehr Stellplätze haben", fügt sie hinzu. Urlauberin Julia Almes aus Schrobenhausen macht außerdem eine weitere Beobachtung: "Wir sind sonst viel mit dem Auto und einem kleinen Zelt unterwegs gewesen und es gibt inzwischen weniger Zelte, dafür mehr kleine Campervans, kleine Busse, oder ausgebaute Kastenwägen, da hat sich ganz viel getan".
Genaue Zahlen zum Campingtourismus erfasst der Tourismusverband jedoch nicht
Jürgen Ludwig von der "Fränkischen Weinland Tourismus GmbH" nimmt an, dass sich der Trend Urlaub mit dem Wohnmobil oder Zelt zu machen, fortsetzen wird. Genaue Zahlen dazu erfasst der Tourismusverband jedoch nicht. Viele Menschen in Deutschland hätten sich in den letzten beiden Jahren ein rollbares Eigenheim gekauft und würden dies auch in diesem Jahr nutzen, erklärt Ludwig. Über den Einfluss auf das Reiseverhalten in Unterfranken durch das Wegfallen vieler Corona-Maßnahmen kann er nur mutmaßen. Er sagt: "Mein subjektiver Eindruck ist, dass sich die Entwicklung fortsetzt".
Nicht viel braucht? Inzwischen sind Wohnmobile luxuriös, sogar ein Geschirrspüler ist mit an Bord. Mit Camping hat das nichts mehr zu tun. Parken ist inzwischen auch reglementiert, überall Verbotsschilder. Warum wohl?