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Großheubach
Sagenhafte Orte in Franken: Eine Wanderung zum Kloster Engelberg bei Großheubach
Wer von Großheubach auf dem kürzestem Weg zum Engelberg gelangen will, hat 612 steinerne Stufen vor sich. Oder man wandert auf dem Eselsweg zum Kloster. Eine Tour mit viel Geschichte.
Der Sage nach haben Engel den exponierten und wunderschönen Platz von Kloster Engelberg hoch über Großheubach (Lkr. Miltenberg) ausgewählt.
Foto: Roland Schönmüller | Der Sage nach haben Engel den exponierten und wunderschönen Platz von Kloster Engelberg hoch über Großheubach (Lkr. Miltenberg) ausgewählt.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:59 Uhr

Engel spielten bei der Gründung von Kloster Engelberg bei Großheubach (Lkr. Miltenberg) eine Hauptrolle. Immer wieder sollen sie nachts das Baumaterial vom ursprünglichen Platz zum heutigen gebracht haben. "So war man sich damals sicher, nur hier an dieser Stelle kann das Kloster gebaut werden", erzählt die Gästeführerin Dorothea Zöller. Der von den Engeln ausgesuchte Platz ist wunderschön. Vom Engelberg aus hat man einen Rundumblick auf den Odenwald, den Spessart und weit ins Maintal bis nach Miltenberg und Klingenberg.

Zum Kloster gelangt man von Großheubach aus über 612 Stufen, den sogenannten "Engelstaffeln". Der Weg führt an sechs Kapellen aus dem 17. Jahrhundert vorbei. Für den Aufstieg braucht man – je nach Kondition – 20 bis 30 Minuten. "Früher rutschte so mancher Pilger betend auf den Knien die Stufen nach oben", sagt die Gästeführerin, die immer wieder Touristen auf den Berg führt. Oben angekommen, kann man auf dem Eselsweg, einem 111 Kilometer langen Fernwanderweg, der von Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) bis Großheubach führt, durch den Wald und wieder zurück zur Klosteranlage wandern.

Unterwegs auf dem Eselsweg zum Kloster Engelberg bei Großheubach. Dieses Bild ist im März entstanden und zeigt den Aufstieg zum Hunnenstein.
Foto: Claudia Kneifel | Unterwegs auf dem Eselsweg zum Kloster Engelberg bei Großheubach. Dieses Bild ist im März entstanden und zeigt den Aufstieg zum Hunnenstein.

Der Eselsweg ist eine der sogenannten Altstraßen und vermutlich schon seit der Kelten- und Römerzeit - also seit mehr als 2000 Jahren - in Benutzung. "Seinen Namen verdankt der Weg den mit Salzsäcken beladenen Eseln, die hier von Bad Orb nach Miltenberg entlang zogen", sagt Zöller.

Auf dem Rückweg sind dann wohl Wein aus Franken und Glasmacherprodukte aus dem Hochspessart nach Norden transportiert worden. Dorothea Zöller erzählt, dass dort keltische Krieger und römische Kaufleute, kaiserliche Kuriere, Bischöfe, Grafen und Ritter unterwegs waren.

Aber auch Schweine wurden gesichtet. Sie wurden bis in die 1930er Jahre jeden Sommer nach oben auf den Berg getrieben, damit sie sich dort an Eicheln und Bucheckern sattfressen. "Das machte den Schinken sehr nussig", sagt Günther Oettinger, der 30 Jahre Bürgermeister von Großheubach war, und die Tour diesmal begleitet. Der sogenannte "Saustall" erzählt von dieser Zeit. Zu sehen sind noch jede Menge spitzzulaufende Steine, die wie ein Zaun um das Areal gestellt waren. "Auch die bescheidene Unterkunft des Sauhirten ist noch zu erkennen", sagt Oettinger und zeigt auf die Steine. Heute eignet sich der Platz für eine Rast oder ein Picknick.

Was der Hunnenstein mit einem kostbaren Armreif zu tun hat

Weiter geht's über den Ospis, die höchste Erhebung am Engelberg, bis zum Hunnenstein. Der Sage nach hat die keltische Stammesfürstin Alwa dort 800 vor Christus ihren Armreif verloren. "Aus Wut auf ihren Gemahl Hartgar hat sie das kostbare Armband ins Gebüsch gefeuert", erzählt Oettinger. Alwa war eifersüchtig auf die Tochter eines Schmieds.

Tatsächlich hat ein Anwohner im Jahr 2009 diesen Armreif gefunden. "Heute befindet er sich im Stiftsmuseum in Aschaffenburg",  sagt der ehemalige Bürgermeister des 3000-Einwohner-Städtchens Großheubach.

Unterwegs auf dem Eselsweg im März 2022 mit (von links) Brigitte Duffeck (Churfranken Tourismus), Günther Oettinger (ehemaliger Bürgermeister von Großheubach) und Dorothea Zöller (Gästeführerin).
Foto: Claudia Kneifel | Unterwegs auf dem Eselsweg im März 2022 mit (von links) Brigitte Duffeck (Churfranken Tourismus), Günther Oettinger (ehemaliger Bürgermeister von Großheubach) und Dorothea Zöller (Gästeführerin).

Der geschichtliche Ursprung des "Engelbergs" lässt sich nicht mehr genau feststellen. Es gilt als sicher, dass in der Nähe des heutigen Klosters eine heidnische Kultstätte existierte. Günther Oettinger, der heute noch im Tourismusverband tätig ist, kennt die Gegend rund um den Engelberg. Am Hunnenstein, einem Felsenmeer mit einem erhöhten Felsblock, stand vermutlich um 1300 eine Holzkapelle, die dem Erzengel Michael gewidmet war. Heute befindet sich dort ein Aussichtsturm. "Es war und ist ein Kraftort", erklärt Gästeführerin Dorothea Zöller.

Nun sind es nur noch wenige Kilometer zurück bis zum Kloster, wo seit dem Jahr 1828 Franziskaner als Wallfahrtsseelsorger tätig sind. "Heute leben noch vier Mönche dort, die Gehorsam, Armut und Keuschheit geschworen haben", sagt Oettinger. Sie lesen täglich um 7 Uhr die Heilige Messe und am Wochenende sogar zweimal. "Die Kirche ist immer voll", berichtet der Alt-Bürgermeister. Schon als Kind ist er immer herauf auf den Berg zum Gottesdienst gekommen.

Wie die Wallfahrt zum Engelberg begann

Anfang des 14. Jahrhunderts kam in die Kapelle auch eine Marienstatue, die dort bis heute als wundertätiges Gnadenbild verehrt wird und das Ziel von Wallfahrten ist. Die Doppelverehrung des Erzengels Michael und der Gottesmutter Maria, als "Königin der Engel", ist der Ursprung der dortigen Wallfahrt.

"Es war eine Zeit der großen Bittgänge", sagt Zöller. Krankheiten und Naturkatastrophen suchten die Menschen heim und so beteten sie: "Maria hilf uns". Aus einer Urkunde aus dem Jahr 1406 weiß man, dass die Kapelle bereits zu dieser Zeit gut besucht war.

Die letzten Stufen zur Klosterkirche am Engelberg in Großheubach.
Foto: Joachim Schwamberger | Die letzten Stufen zur Klosterkirche am Engelberg in Großheubach.

Vom Biergarten aus erkennt man sogar die imposante Schlossanlage der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg auf der anderen Mainseite in Kleinheubach. Seit 1724 ist Kloster Engelberg deren Grablege. Zuletzt wurde dort Carl Friedrich Erbprinz zu Löwenstein beigesetzt, der 2010 bei einem Autorennen am Nürburgring verunglückte.

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Der Weinbau im Kloster begann mit den Franziskanern erst nach dem Ersten Weltkrieg. Zuvor wurden dort nur Gemüse und Getreide zur Selbstversorgung angebaut. Obwohl bis heute der Großteil der Flächen um Großheubach mit Wein bepflanzt sind und dieser Wein unter dem Namen Großheubacher "Bischofsberg" vermarktet wird, hat sich die kleine Weinlage des Kloster Engelbergs seine Eigenständigkeit mit dem "Engelberger Klostergarten" bewahrt.

"Es ist eine der kleinste Weinlage in ganz Franken", sagt Altbürgermeister Oettinger stolz. Bewirtschaftet wird sie vom Weingut Kremer aus dem Ort und nicht mehr von den Klosterbrüdern. Das kostbare Tröpfchen kann man sich nach der Besichtigung der Kirche oder der Wanderung um den Engelberg in der Klosterschenke schmecken lassen.

Tipps zum Trip

Rund um Großheubach (Lkr. Miltenberg) gibt es über 40 Kilometer Wanderwege. Man kann auf dem Eselsweg oder dem Fränkischen Marienweg rund um das Kloster Engelberg wandern.
Als Start für die Tour eignet sich die Kirche in der Ortsmitte. Zum Kloster gelangt man über 612 Stufen. Es gibt aber auch einen Parkplatz direkt an der Klosterschenke. Adresse: Kloster Engelberg 1, 63920 Großheubach, Telefon (09371) 94894-0, E-Mail: engelberg@franziskaner.de, Internet: https://kloster-engelberg.com/
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung:
Die Maria Schnee Kapelle in Röllbach, etwa sieben Autominuten von Großheubach entfernt, ist auch sagenhaft. Auch hier brachten Engel das Baumaterial immer wieder an einen ganz bestimmten Ort, an dem die Kapelle heute steht. (Adresse: Mönchberger Str., 63934 Röllbach)
Das Städtchen Miltenberg ist einen Abstecher wert. Einkehren kann man im Gasthaus zum Riesen, das als eines der ältesten Gasthäuser in Deutschland gilt. (Adresse: Hauptstraße 29, 65897 Miltenberg, www.riesen-miltenberg.de). Oberhalb des Marktplatzes, direkt hinter der Stadtmauer, beginnt ein Rundweg "3 im Wald". Zunächst führt ein Barfußpfad bis zum Ottostein. Ab dort führt der Kunstpfad zum Aussichtspunkt oberhalb der Mildenburg, von dem man einen wunderschönen Ausblick über Miltenberg hat. Der dritte im Bunde ist der Baumerklärpfad, der zurück zum Ausgangspunkt am Schnatterloch führt.
Auch Bürgstadt unweit von Miltenberg ist einen Abstecher wert. Dort gibt es zahlreiche Winzer, wie zum Beispiel das Weingut Rudolf Fürst, das bei Rotwein-Kennern sehr beliebt ist. Einkehren und übernachten kann man im Landhotel Adler, Hauptstraße 30, 63927 Bürgstadt.
Quelle: clk
 
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