
Soldaten standen in der Würzburger Stephanskirche Spalier und gestalteten die Gedenkstunde musikalisch. Politische Weggefährten erinnerten an die Lebensleistung von Walter Kolbow. Der SPD-Politiker, von 1998 bis 2005 Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, war am 29. April, nur einen Tag nach seinem 80. Geburtstag, gestorben.

Die eindrucksvollste Würdigung für den Verstorbenen kam vom politischen Gegenüber: Der CSU-Verteidigungsexperte Christian Schmidt bemühte in seiner Trauerrede zunächst mal SPD-Urgestein Herbert Wehner. Dass dieser den jungen Bundestagsabgeordneten Kolbow für das Thema Außen- und Verteidigungspolitik verpflichtete, sei "eine sehr, sehr gute Entscheidung gewesen", so Schmidt. Der Würzburger Bundestagsabgeordnete habe sich "um die Demokratie verdient gemacht", betonte Schmidt. Er würdigte den langjährigen SPD-Bezirkschef als integer, standhaft und lösungsorientiert.
"Um die Demokratie verdient gemacht"
Mittelfranke Schmidt saß mit dem Unterfranken Kolbow im Verteidigungsausschuss des Bundestags, er war später nicht nur sein Nachfolger als rechte Hand des Verteidigungsministers. Als heutiger Repräsentant für Bosnien und Herzegowina hat er quasi auch die Nachfolge des einstigen Kosovo-Beauftragten Walter Kolbow angetreten.

Schmidt erinnerte an drei markante Wegmarken in Kolbows politischer Karriere: Als Problemlöser vor Ort sei der SPD-Politiker 1999 im Kosovo "der rechte Mann zur rechten Zeit" gewesen - mit der Gabe, auf Menschen zuzugehen und sie für pragmatische Lösungen zu gewinnen. Ähnlich sei es gewesen, als der Würzburger ohne großes Trara "im vielleicht schwierigsten Ministerium in Berlin" wochenlang still, aber effektiv den erkrankten Minister Peter Struck vertrat.
Von den Krisen in der Welt zu den Problemen der Region
Schmidt betonte auch Kolbows Engagement für die Region - ebenso der Würzburger Oberbürgermeister. Christian Schuchardt sprach von einem zuverlässigen Gesprächspartner mit großer Bodenhaftung, wenn es beispielsweise um den Erhalt von Bundeswehr-Standorten wie Veitshöchheim ging, den Bestand von Siemens oder die Sanierung des Würzburger Hauptbahnhofs.
Rolf Mützenich, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, verabschiedete sich sehr persönlich mit "Adieu, du guter Kamerad!" Er würdigte mit geistreichen Beispielen für die SPD in der Bundespolitik das Wirken Kolbows. Er galt als treuer Parteisoldat. Florian von Brunn, der Chef der Bayern-SPD, erinnerte an den Einsatz des Abgeordneten für die Sozialdemokratie vor Ort.

Schließlich gab Sohn Alexander Kolbow (auch im Namen seiner Schwester Julia) in einer persönlichen Rede den etwa 200 Gästen Eindrücke aus dem Leben von Politikerkindern. Die blieben angesichts der Krisenherde in der Welt im Kampf um Zeit mit dem Vater oft zweiter Sieger – und bekamen doch beispielhaft den Kennedy-Satz vorgelebt, der Walter Kolbow antrieb: "Fragt nicht, was Euer Land für Euch tun kann. Fragt, was Ihr für Euer Land tun könnt!"