Brigitte Obermeier ist angekommen am Ziel ihrer Träume - fürs Erste zumindest. Ein eigenes Theater mit knapp 100 Sitzplätzen, kein Stress mehr mit Vermietern und wechselnden Spielstätten, die Wohnung gleich darüber. Im "Sommerhaus" kann sich die Schauspielerin ganz ihrem Beruf, ihrer Leidenschaft widmen. Nach nicht einmal einem Jahr Bauzeit feierte das "Sommerhaus" in der Winterhäuser Kirchgasse Eröffnung, mit all den Ehrengästen, die geholfen haben, Brigitte Obermeiers Traum zu verwirklichen.
Genau genommen wird schon seit Anfang Dezember gespielt. "Wir wollten eigentlich damals schon feiern, aber es hat einfach nicht geklappt", sagt Obermeier. Sie hatte im Dezember noch zu viel um die Ohren mit dem Abschluss der Bauarbeiten, der Vorbereitung auf den Spielbetrieb. Und dann hatte sich die Prinzipalin mit dem Musical "Der kleine Horrorladen" auch noch an ein richtig großes Stück gewagt. Dessen letzte Vorstellung wurde nun zur offiziellen Premiere für das neue "Sommerhaus".
Nachdem Brigitte Obermeier zuvor schon viele Jahre gemeinsam mit ihrem Partner Hannes Hirth und dem mobilen "Theater Frachtraum" durchs Land getingelt war, übernahm sie 2003 nach dem Umzug der Kleinkunstbühne "Bockshorn" nach Würzburg dessen Spielstätte in Sommerhausen. Die Sache ging gut, bis der Vermieter 2015 den Vertrag löste. Die Gemeinde Sommerhausen gewährte ihr das Rathausfoyer als vorübergehende Spielstätte. Viele Sommerhäuser unterstützten die Suche nach einer dauerhaften Bleibe. Man wollte das "Sommerhaus" ungern ziehen lassen.
In der Rathausgasse hatte man ein geeignetes Objekt gefunden und schon alle rechtlichen Hindernisse aus dem Weg geräumt, als Brigitte Obermeier von Architekt Roland Breunig auf das Haus in der Winterhäuser Kirchgasse unweit des Mains aufmerksam gemacht wurde. Sanierungsspezialist Robert Stawski schließlich habe ihr die Vorstellung vermittelt, dass sich aus dem Haus ein Theater machen lässt, erzählt Obermeier. Dass es dazu wirklich einiger Vorstellungskraft bedurfte, zeigen die Fotos von den Bauarbeiten.
Wo jetzt unter einer massiven Betondecke die Bühne steht, schien früher die Sonne auf den ehemaligen Misthof. Ein lange vermauerter Zugang zum benachbarten Kellergewölbe wurde wieder geöffnet und führt jetzt ins großzügige Foyer. Die Untersuchung alter Balken weist in die Zeit um 1580, sagt Hannes Hirth. Es handle sich also um eines der ältesten Gebäude im Ort, dessen Obergeschosse später im Barock dem Geschmack der Zeit angepasst wurden. Jetzt ergänzen sich alte Bruchsteinmauern und Sichtbeton im Theaterraum zu einem stimmigen Ganzen und machen Schluss mit den beengten Verhältnissen, in denen Brigitte Obermeier bisher ihre Kunst präsentieren musste.
Sieben Monate reine Bauzeit von der Baugenehmigung bis zur ersten Premiere, das klingt rekordverdächtig. Neben Brigitte Obermeier und Hannes Hirth war auch Tochter Mascha voll ein Einsatz. Als Schauspielerin ist sie längst in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten. Deren Wunsch ist es, dass Mascha später einmal das Theater ganz übernimmt.
Die Liste derer, bei denen sich Brigitte Obermeier bedanken will, ist lang: Der Förderverein, der das Theater durch die schwierige Bauphase begleitet hat, Unternehmer Heinz Ruhl, dessen Firma den Baustahl für die umfangreichen Betonarbeiten gestiftet hat, die zahlreichen Förderer, die mit einer "Stuhlpatenschaft" dazu beigetragen haben, den finanziellen Kraftakt zu meistern, die Nachbarin, die eine leer stehende Wohnung für die Schauspieler zur Verfügung gestellt hat und viele mehr.
Auch dem Sommerhäuser Bürgermeister Fritz Steinmann, dem ehemaligen Bürgermeister von Winterhausen, Wolfgang Mann, und seinem Nachfolger Christian Luksch spricht Brigitte Obermeier ihren Dank aus. In Sommerhausen war man schon ein wenig enttäuscht, dass das "Sommerhaus" dem Ort nach allen Bemühungen den Rücken kehrte. Umso größer ist in Winterhausen die Freude über die kulturelle Bereicherung. "Wir sind enorm stolz, dass wir jetzt eine Theater haben", meinte Bürgermeister Christian Luksch.
Dass die kleine Bühne auch für große Kunst genügend Platz bietet, davon konnten sich Eröffnungsgäste beim Musical "Der kleine Horrorladen" überzeugen. Das Stück entstand als Parodie auf Grusel- und Horrorfilme. Im Mittelpunkt steht der Mitarbeiter eines New Yorker Blumenladens, dem die Zucht einer einzigartigen fleischfressenden Pflanze gelingt, die zur bluthungrigen Bestie wird. Die letzten Vorstellungen waren allesamt ausverkauft. Am kommenden Wochenende geht es mit der Komödie "Als ob es regnen würde" weiter.
Weitere Infos unter www.theater-sommerhaus.de.