Kreischend frisst sich die Stichsäge durch den Bühnenboden. Jetzt wird Wirklichkeit, was zunächst nur als vage – und vielleicht gar nicht so ernst gemeinte – Idee in den Köpfen von Brigitte Obermeier und Hannes Hirth herumspukte: Im Theater Sommerhaus entsteht die Drehbühne. Einzigartig in einem Privattheater der Region, wird sie die szenischen Möglichkeiten für die beiden Theatermacher erweitern.
Der Umbau eines im Kern mittelalterlichen Gebäudes zum professionellen Theater befindet sich auf der Zielgeraden. In einer Woche, am 1. Dezember, soll nachmittags „Pippi plündert den Weihnachtsbaum“ über die Bühne gehen, eine Wiederaufnahme. Die erste Premiere in dem neuen Theater am Ende der Winterhäuser Kirchgasse wird's am 5. Dezember geben („Der kleine Horrorladen“).
Zwischen historischen Mauern
Auf der Baustelle hat sich in den vergangenen Wochensehr viel getan. Die Heizung läuft, die Böden sind fertig. Im Foyer – einem Gewölbekeller – sind Wände und Nischen stimmungsvoll ausgeleuchtet. Auch im großzügigen Zuschauerraum sorgt Lichttechnik für angenehme Atmosphäre zwischen historischen Natursteinmauern.
Bei dem Projekt war kreatives Sparen angesagt. Der aufwendige Umbau einer mehrere Hundert Jahre alten Beinahe-Ruine, in der Ratten hausten und Tauben nisteten, ist weitestgehend privat finanziert. Für die Einrichtung des Theaters ist Hannes Hirth auf der Suche nach Schnäppchen quer durch Deutschland gefahren, hat hier einen Spültisch fürs bewirtete Foyer besorgt, dort einen Satz Stühle für den Zuschauerraum aufgetrieben.
Die sehen nach edler Designerware aus und stapeln sich neben Bistrotischen mit handgefertigten Tischplatten aus Wildeiche derzeit noch in der Künstlergarderobe. Doch der Baustellenbesucher braucht nicht mehr allzu viel Fantasie, um sich die Räume als funktionierendes Theater vorzustellen.
Maßgeschneiderte Spielstätte
Vor einem guten halben Jahr, als der Umbau begann, hatte das ganz anders ausgesehen. Da war noch nicht einmal der Platz, den heute die Bühne einnimmt, überdacht. Nötig geworden war der Umbau des Winterhäuser Gebäudes, weil das Theater Sommerhaus 2015 seine alte Spielstätte in Sommerhausen hatte aufgeben müssen: Der Pachtvertrag lief aus. Danach war ein Dasein als Wanderbühne mit verschiedenen Spielstätten angesagt. Eine Notlösung, mehr nicht. Nun hat sich das Theatermacher-Paar eine eigene Spielstätte maßgeschneidert.
Die ersten beiden Vorstellungen sind ausverkauft, der Umbau läuft nach Plan: Eigentlich steht es gut um das Winterhäuser Theater Sommerhaus. Brigitte Obermeier findet trotzdem manchmal nachts keine Ruhe. Da sei doch noch so viel zu schaffen in der letzten Woche, findet sie. Und zum Proben können die Schauspieler erst im letzten Moment ins neue Haus . . .
Das Einzige, wo's derzeit erkennbar hakt, ist der Parkplatz am Main. Der wird bis 1. Dezember wohl nicht fertig. Das Sommerhaus-Team ist da machtlos: Für den Parkplatz ist die Gemeinde zuständig. Das Theater hat lediglich einige Stellplätze abgelöst.