
Wer heutzutage zum Pflegefall wird und einen Heimplatz braucht, hat meist zwei Sorgen: Erstens überhaupt einen Platz zu bekommen, und zweitens ihn bezahlen zu können. Denn der Eigenanteil an der Heimunterbringung steigt weiter, auch in Unterfranken.
Besonders teuer wird es im ersten Heimjahr. Bewohnerinnen und Bewohner müssen hier mittlerweile, abhängig vom Pflegegrad, leicht 3000 Euro pro Monat aus eigener Tasche bezahlen. Dies zeigen Zahlen von Caritas und AWO als große karitative Träger in der Region. Neu seit 2022: Wer länger im Heim lebt, erhält einen über drei Jahre steigenden Zuschuss von der Pflegekasse – der eigene Beitrag sinkt entsprechend.
Eigenanteil an den Heimkosten unterscheidet sich regional
Bundesweit haben sich laut AOK-Pflegenavigator die Heimkosten deutlich erhöht. Grund ist zum einen die Inflation, zum anderen müssen Pflegekräfte seit September 2022 verbindlich nach Tarif bezahlt werden. Gestiegen ist damit auch der Eigenanteil für die Bewohnerinnen und Bewohner. Im deutschlandweiten Durchschnitt beträgt er rund 2000 Euro im Monat, wobei die Unterschiede zwischen den Bundesländern beträchtlich sind. Für Bayern weist die AOK einen Anstieg seit 2021 um durchschnittlich 293 Euro monatlich aus.
Die Kosten für die Unterbringung und Pflege sind von Heim zu Heim verschieden. Jede Einrichtung verhandele die Pflegesätze extra mit dem Bezirk und den Pflegekassen, erklärt Caritas-Referentin Annette Bardorf. Dabei werden die Heime prinzipiell von ihren Trägern vertreten. Aus diesen vier Posten setzt sich die Rechnung für einen Heimplatz zusammen:
1. Die reinen Kosten für die Pflege
Sie richten sich nach dem jeweiligen Pflegegrad – je höher, desto teurer wegen des Aufwandes. Finanziert wird damit das Personal und alles, was für die Pflege bereitgestellt werden muss. Diese reinen Pflegekosten belaufen sich bei einer Person mit Pflegegrad 4 mittlerweile auf über 3000 Euro – je nach Heim und Region gibt es Abweichungen.
Die Pflegeversicherung zahlt dafür monatlich an das Heim einen fixen Betrag pro Person je nach Pflegegrad. Aktuell sind dies 770 Euro (Pflegegrad 2), 1262 Euro (3), 1775 Euro (4) oder 2005 Euro (5). Für den verbleibenden Rest der reinen Pflegekosten muss die Bewohnerin oder der Bewohner selbst aufkommen – über einen Eigenanteil, der für alle im Heim gleich ist, unabhängig vom Pflegegrad (ab Stufe 2). Bei der Caritas in Unterfranken sind dies laut Annette Bardorf im Moment durchschnittlich 51 Euro pro Tag, also gut 1500 Euro im Monat.
Wer sich bereits mit Pflegegrad 1 entschließt, ins Heim zu ziehen, zahlt den Großteil der Pflegekosten selbst. Hier gibt es lediglich einen geringen Zuschuss von 125 Euro monatlich.
Damit Heimbewohner finanziell nicht ruiniert werden, wurde zum Januar 2022 ein so genannter "Leistungszuschlag" eingeführt – ein Zuschuss zum pflegebedingten Eigenanteil. Er steigt mit der Dauer des Heimaufenthaltes. Im ersten Jahr beträgt er nur 5 Prozent des Eigenanteils, im zweiten Jahr 25 Prozent, im dritten Jahr 45 Prozent und ab dem vierten Jahr 70 Prozent.
Das heißt: Je länger jemand im Heim lebt, desto weniger muss er selbst für die Pflege bezahlen. Von anfänglich 1500 Euro bleiben ab dem vierten Jahr nur noch 450 Euro übrig. Bei der unterfränkischen Caritas lebt derzeit ein gutes Drittel noch keine zwölf Monate im Heim, ein knappes Drittel schon länger als drei Jahre.
2. Ausbildungskosten für künftige Pflegekräfte
Die Pflegebedürftigen beteiligen sich mit einem Eigenbeitrag auch an der Ausbildung künftiger Pflegekräfte. Die Caritas argumentiert: "Auszubildende können noch nicht so selbstständig arbeiten und benötigen Anleitung." Für die künftige Versorgung sei es aber unerlässlich, Menschen in der Altenhilfe auszubilden. Durchschnittlich knapp vier Euro pro Tag, also rund 120 Euro im Monat, müssen Heimbewohner bei Caritas oder AWO dafür aufbringen.
3. Miete bzw. Investitionskosten
Auf der Abrechnung werden sie als "Investitionskosten" ausgewiesen: Im Grunde handelt es sich dabei um die "Miete" der Bewohnerin oder des Bewohners eines Pflegeheims – sie ist selbst zu bezahlen. Bei geförderten Einrichtungen wird die Höhe durch die Regierung von Unterfranken geprüft. Für ein Einzelzimmer fällt mehr Miete an als für ein Doppelzimmer.
Abgedeckt werden damit die Kosten für den Bau oder Umbau, die Möblierung und Ausstattung eines Heimes sowie für notwendige Renovierungen oder auch Kreditzinsen. Laut Caritas Unterfranken beläuft sich die Miete durchschnittlich auf 16 Euro pro Person und Tag, das sind an die 500 Euro pro Monat.
4. Kosten für Unterkunft und Verpflegung
Auch diese Kosten sind von den Pflegebedürftigen selbst zu bezahlen. Dazu gehören Aufwendungen für Mahlzeiten und Getränke, für die Zimmerreinigung und die Wäsche. Neben Hauswirtschaft und Küche werden mit diesem Eigenbeitrag auch Heimleitung und -verwaltung mitfinanziert sowie der größte Teil der Sachkosten etwa für Wasser, Strom oder Lebensmittel.
Kann eine Heimbewohnerin oder ein Heimbewohner nicht mehr essen und muss überwiegend mittels Magensonde ernährt werden, hat der Heimbetreiber den Kostenanteil für die Verpflegung zu reduzieren. Rund 800 Euro monatlich müssen Pflegebedürftige in unterfränkischen Caritas-Heimen für Unterkunft und Verpflegung bezahlen, ähnlich bei der AWO.
Wenn es finanziell eng wird
Reichen Rente, Pension und Vermögen zusammen mit den Zahlungen der Pflegekasse und möglicherweise einem Pflegewohngeld nicht aus, um die gesamten Heimkosten zu finanzieren, wäre laut Verbraucherzentrale der Anspruch auf Wohngeld zu prüfen. Hat man ihn nicht, springt das Sozialamt ein und übernimmt die offenen Kosten. Kinder von pflegebedürftigen Eltern sind seit dem 1. Januar 2020 ab einem Jahreseinkommen von brutto 100.000 Euro zum Unterhalt verpflichtet. Das Einkommen eines Ehepartners spielt dabei keine Rolle.
Vermutlich ist den wenigsten bekannt, dass wir nie wieder so viele professionelle Pflegekräfte haben werden wie jetzt und wohl kaum mehr Geld, aber immer mehr Menschen mit Pflegebedarf, weil die Baby-Boomer-Jahrgänge in absehbarer Zeit Rentner sein werden.
1962 kamen auf 1 Rentner 6 Erwerbstätige, 2030 werden je Rentner nur noch 1,5 Erwerbstätige prognostiziert. Die Konsequenz, auch was dies für die Pflege und Renten / Pensionen bedeutet ist vielen anscheinen noch gar nicht bewusst.
Auch hier wird schnell klar, dass im Pflegebereich nicht nur im Personalbereich, sondern auch bei den Kosten schnell etwas geschehen muss.
Stichworte hierzu: Sockel-Spitze-Tausch, Vollkostenversicherung mit Eigenbeteiligung wie bei einem Krankenhausaufenthalt – verbunden mit einer Erhöhung des Beitrages zur Pflegeversicherung.
Die Probleme in der Pflege sind der Politik bekannt.
Sowohl der CSU, als auch der SPD liegt seit Jahren ein Antrag von mir vor (Weiterentwicklung der Pflegeversicherung).
Aber was geschieht? Es wird diskutiert und weiter diskutiert. Aber es geschieht nichts.
Ab 2024 soll das Pflegegeld um 5% steigen. Ein Witz?
Soll man den Menschen empfehlen, lebt, bringt euer Vermögen rechtzeitig in Sicherheit? Nein. Liebe Politiker, bitte aufhören zu diskutieren, sondern endlich etwas tun.