Kein feierlicher Konzertauftritt, nicht die große Bühne. Eher eine kleine, sich zur Musikkunst bekennende Schar Neugieriger, kam zum Auftakt der Tage der Neuen Musik 2024 im Residenzgebäude der Hochschule für Musik am vergangenen Samstag zusammen. Denn ja, man muss bereit dazu sein, sich mit dieser Musik, die häufig auf einer symbolischen Ebene stattfindet, auseinanderzusetzen.
"Wir sprechen nicht das Taylor-Swift-Publikum an" attestiert die 1984 in Kroatien geborene Sara Glojnarić, diesjährige artist in residence, ihrer, wie sie sagt, "kleinen Szene der Neuen Musik in Deutschland". Gleichzeitig nimmt sie als freischaffende Komponistin wahr, dass es Zeit ist, die sogenannte Neue Musik, die die aktuelle, zeitgenössische Form der klassischen Musik verkörpert, auch einem breiten Publikum zugänglich zu machen. In der bildenden Kunst sei dies schon längst der Fall, "da traut sich auch das neugierige Publikum, die breite Masse, in das Museum, nur die Neue Musik hat ein PR-Problem. Die Musik bleibt in ihrer Bubble."
"Resonanz" lautet das Motto der Tage der Neuen Musik
Was die öffentlich wirksame Darbietung ihrer eigens komponierten Musik anbelangt, nutzt sie genreübergreifende Elemente wie Videoarbeiten oder Installationen und bedient sich ganz offenkundig aus dem Fundus der Klassik über Indie bis hin zu Pop – aus einem allgemeinen, ganzheitlichen Kunst- und Musikverständnis ohne Grenzen heraus.
Die Tage der Neuen Musik an der Hochschule für Musik Würzburg stehen noch bis Freitag, 2. Februar, ganz im Zeichen der "Resonanz" und haben mit Sara Glojnarić eine Residenzkünstlerin, die sich den Widerhall auf ihre individuelle, besondere Weise zu eigen gemacht hat.
Resonanz möchte sie bei ihrer Zuhörerschaft durch neuartige Klangverbindungen, dem gleichzeitigen Vorhandensein mehrerer Genres und der Ergänzung um gewohnte, zugängliche, zum Beispiel visuelle Mittel hervorrufen. Daneben setzt die Komponistin, die auch gesellschaftskritische Themen hörbar macht, auf höchste Virtuosität und vergleicht die Darbietung ihrer Kompositionen mit einem Kraftakt wie dem eines Triathlons, der allen Darbietenden auf der musikalischen Bühne, wie eindrucksvoll beim Eröffnungsabend im in Deutschland erstmals aufgeführten Werk Latitudes #4 zu sehen, höchste Athletik abverlangt. Nicht selten setzt sie dabei auch auf die grundlegenden Parameter der Musik wie Dynamik, Tempo, Rhythmus und Metrum, die schonungslos offenbaren, wie präzise das vorangegangene Training ausgefallen ist und ob diese Essenzen der Musik verinnerlicht wurden.
Sara Glojnarić stellte in Würzburg zwei ihrer Werke vor
Glojnarić, die es nach ihrem Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart nach Leipzig gezogen hat, ist in ihrer, wie sie sagt, "Bubble" eine durchaus herausragende Komponistin. Auf Einladung von Prof. Andreas Dohmen, Dozent für Komposition an der Hochschule für Musik in Würzburg, stellte sie zur Eröffnung der Tage der Neuen Musik mit Latitudes #4 und Artefacts #2 zwei ihrer Werke vor.
Die begnadete Prof. Tianwa Yang, Violine, Akkordeonist Prof. Stefan Hussong, dem das erste Stück des Abends (Decoupé von Elena Mendoza) gewidmet wurde und Hannes Brugger, elektroakustische Musik und Komposition mit neuen Medien, ein ehemaliger Kommilitone Glojnarićs, lehren alle nicht nur an der Würzburger Musikhochschule, sondern gingen auch untereinander erstmals neue musikalische Verbindungen ein. So begeisterten das Duo Yang-Hussong in Latitudes #4 und auch die ukrainische Sopranistin Viktoriia Vitrenko mit Artefacts #2 von Sara Glojnarić ein atemlos gespanntes Publikum.
Die Tage der Neuen Musik sind bei freiem Eintritt noch bis 02.02.2024, jeweils um 19.30 Uhr, in Kammermusiksaal, Residenzgebäude (01., 02.02.) und Theater, Bibrastraße (28., 30.01.) der Hochschule für Musik Würzburg zu hören.