
Mit orkanartigen Windböen bis zu 100 Kilometern pro Stunde fegte Sturmtief "Hendrik" vom frühen Donnerstagmorgen bis zum Mittag über Unterfranken hinweg. Am Mittwoch lautete der Name des Sturmtiefs "Ignatz".
Laut eines Sprechers des Polizeipräsidiums Unterfranken gab es am Donnerstagmorgen etwa 70 kleinere sturmbedingte Einsätze. Ampelanlagen fielen aus, Äste krachten auf Fahrbahnen, Bäume wurden entwurzelt, Verkehrsschilder, Bauzäune oder Baustellenampeln fielen um.
Lkw auf A7 von Windböe erfasst
Auf der A7 bei Estenfeld (Landkr. Würzburg) wurde auf der Rothofbrücke ein mit Styropor beladener Lkw von einer Windböe erfasst und kippte auf die Seite. Der Fahrer war gegen 6 Uhr morgens auf dem Weg in Richtung Ulm. Der Lkw kam quer über die gesamte Fahrbahn der A 7 zum Liegen und blockierte diese für etwa eine Stunde. Der Fahrer kam leichtverletzt in ein Krankenhaus.
Nachdem die Feuerwehr den Lkw auf eine Seite ziehen konnte, wurde ein Fahrstreifen in Richtung Ulm wieder befahrbar gemacht. Der Sachschaden wird auf etwa 45.000 Euro geschätzt. Die Feuerwehren Rottendorf, Estenfeld und Kürnach sicherten mit 60 Einsatzkräften die Unfallstelle ab.
Umgestürzte Bäume, herabfallende Dachziegel
Etwa 30 unwetterbedingte Einsätze zählte Thomas Schlereth, Leiter der Integrierten Leitstelle für die Region Schweinfurt, Rhön-Grabfeld, Haßberge und Bad Kissingen am Donnerstagmorgen. In den meisten Fällen handelte es sich um abgeknickte Bäume, herabgestürzte Äste oder Dachziegel.

In Gerolzhofen (Lkr. Schweinfurt) zerstörte eine schwere Sturmböe eine der Platanen vor der evangelischen Erlöserkirche. Der komplette obere Bereich des Baums wurde abgerissen und stürzte auf die Verkehrsampel am Fußgängerüberweg, die schwer beschädigt wurde. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, weil sich das Ganze erst ereignete, als die Schülerinnen und Schüler, die sonst den Übergang stark frequentieren, bereits in der Schule waren.
Umgestürztes Gerüst in Würzburg
Auch die Feuerwehr Würzburg war im Dauereinsatz. Alfred Schubert, Pressesprecher der Berufsfeuerwehr, sprach von sechs größeren und vielen kleinen Einsätzen im Stadtgebiet, darunter ein umgestürztes Gerüst beim Roten Kreuz in der Zeppelinstraße sowie einen auf eine Oberleitung gefallenen Baum im Steinbachtal. Verletzt wurde niemand.
Zu etwa 90 sturmbedingten Einsätzen mussten die Feuerwehren im Raum Aschaffenburg ausrücken. Auf der Bundesstraße 469 zwischen Niedernberg und Großostheim geriet der Anhänger eines Lkw durch eine Sturmböe in die Leitplanke. Gegen 11 Uhr beruhigte sich die Wetterlage. Die letzten Einsätze waren gegen 12.30 Uhr beendet. Verletzt wurde niemand, so Kreisbrandmeister Thomas Rollmann.
Umgestürzten Baum bei Volkach übersehen: Auto fuhr in Baumkrone
90 Minuten war auch die Straße von Volkach Richtung Eichfeld (Lkr. Kitzingen) am frühen Morgen komplett gesperrt. Zwei umgestürzte Bäume lagen quer über der Straße, ein Autofahrer übersah im Dunkeln die Baumkrone und fuhr hinein. Er blieb unverletzt, wie die Volkacher Feuerwehr mitteilte.
Straßensperrung im Landkreis Main-Spessart
Aufräumarbeiten liefen am Donnerstagmorgen auch im Landkreis Main-Spessart: Die Straße zwischen Rengersbrunn und der Bayerischen Schanz war aufgrund von Sturmschäden gesperrt, wie das Landratsamt Main-Spessart mitteilte.
Bad Kissingen: Auftakt der "Abenteuer & Allrad" verschoben

In Bad Kissingen wurde der Auftakt der Freizeitmesse "Abenteuer & Allrad" verschoben. "Aufgrund des Sturms müssen wir nach behördlicher Anordnung die Messe heute leider geschlossen halten", hieß es am Donnerstagmorgen auf der Facebook-Seite der Messe. Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit für Freitag, Samstag und Sonntag.
Störungen im Zugverkehr
Bei der Bahn kam und kommt es aufgrund von umgestürzten Bäumen zu zahlreichen Störungen und Verspätungen im Zugverkehr der DB Regio Bayern. Die Züge verkehren jeweils bis zum nächsten Bahnhof und werden dort bis auf Weiteres zurückgehalten. Erhebliche Verzögerungen und Zugausfälle sind die Folge. Aktuelle Infos: https://regional.bahn.de/regionen/bayern/fahrplan/aktuelle_betriebslage)
Schlossgärten wurden geschlossen
Auch die Bayerische Schlösserverwaltung reagierte auf die Unwetterwarnung und schloss vorsorglich einige Hof- und Schlossgärten, wie zum Beispiel den Hofgarten und den Rosenbachpark in Würzburg und den Hofgarten in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg). Ebenfalls geschlossen wurde der Zugang zum Schloss Weikersheim im Main-Tauber-Kreis. "Wir haben uns wegen der Unfallgefahr, die durch herabfallende Dachziegel im Eingangsbereich besteht, für eine vorübergehende Schließung des Schlosses entschieden“, sagte Monika Menth, die Leiterin der Schlossverwaltung Weikersheim.
Etliche abgeknickte oder entwurzelte Bäume in Rhön-Grabfeld
Der Landkreis Rhön-Grabfeld kam zwar insgesamt mit einem "blauen Auge" durch den stürmischen Donnerstag. Dennoch gab es auch hier einige Einsätze von Feuerwehr, Polizei und Straßenmeisterei zu verzeichnen. Bis zum frühen Nachmittag waren über den Landkreis verteilt 25 Bäume abgeknickt oder entwurzelt, die deshalb Fahrbahnen blockierten und beseitigt werden mussten. Die Straßenmeisterei Rödelmaier wurde zu rund 20 Einsätzen gerufen und war mit entsprechenden Kehrmaschinen unterwegs. Ruhig blieb es dagegen auf der Autobahn 71.

Ähnliches Bild im Landkreis Haßberge
Rund 40 Einsätze zählte die Integrierte Leitstelle Schweinfurt (ILS) im Landkreis Haßberge. Etliche Bäume fielen dem Sturm zum Opfer, in Ermershausen und Allertshausen (Gemeinde Maroldsweisach) kam es zu Beschädigungen an Häusern. Zudem war die Bahnstrecke Ebern-Lind zwischenzeitlich blockiert. Verletzte sind der ILS bis Donnerstagnachmittag keine bekannt.
(Mit Informationen unserer Lokalredaktionen)