Die Sanderstraße mit zahlreichen Bars und Kneipen in Würzburg ist die Partymeile schlechthin. Vor allem am Wochenende tingeln dort zahlreiche Menschen durch die Gastronomien, um Alkohol zu trinken und zu feiern. Wie nun die Polizei in einem Pressegespräch berichtet, kommt es dort derzeit vermehrt zu Diebstählen von Geldbeuteln, Taschen oder auch Jacken.
Die Polizei spricht von professionellen Strukturen. Im Grunde soll es so ablaufen: Zwei oder drei Männer betreten die Gastronomie, ein Mann späht aus, ein Mann lenkt ab und der Dritte durchsucht die Jacken oder Taschen. "In der Sanderstraße ist viel los, da sind viele Leute, es fließt viel Alkohol. Das ist natürlich immer ein gefundenes Fressen für Taschendiebe", erklärt Martin Meilhammer, Pressesprecher der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt. Durch gezielte Aktionen wie verstärkte Kontrollen versuche die Polizei derzeit, Herr der Lage zu werden. Eine Festnahme nach einem Diebstahl in einer Bar in der Sanderstraße habe es bereits gegeben.
"Der Mitteiler hat beobachtet, wie ein Mann in einer Tasche rumgewühlt hat und hat daraufhin die Polizei gerufen", so Meilhammer. Der Betreiber möchte sich auf Anfrage der Redaktion nicht dazu äußern. Der mutmaßliche Täter sei in die naheliegende Bar Tscharlie geflohen, so Meilhammer weiter, und konnte dort von der Polizei vorläufig festgenommen werden.
Stefan Mußmächer: "Da ist wohl schon etwas am Kochen."
Auch Stefan Mußmächer ist ein vermehrter Diebstahl in den letzten Wochen aufgefallen. Der Gastronom betreibt die beiden Bars Rock-a-Hula und Hoffnung in der Sanderstraße. Zwar habe es in ersterer keinen einzigen Fall gegeben: "Hier haben wir das große Glück, dass wir dort quasi eine eingeschworene Clique haben, dort läuft es ganz friedlich, ganz entspannt, da kommt nichts weg". In der Hoffnung jedoch, "wo einfach mehr Alkohol fließt", gab es einige Fälle, in denen die Gäste im Nachhinein angerufen haben, dass der Geldbeutel, das Handy oder die Tasche weg seien. "Wenn wir etwas finden, dann ist der Geldbeutel oder die Tasche in 99 Prozent der Fälle leer", beklagt er.
Vor etwa zwei Wochen sei es zudem dazu gekommen, dass einem gemeinsamen Türsteher der Hoffnung, des Loma und des Clubs Kurt & Komisch der Geldbeutel gestohlen wurde. "Das ist echt absurd, da ist wohl schon etwas am Kochen." Auch Mußmächer habe davon gehört, dass es sich um professionelle Strukturen handeln soll.
Diebstähle können schwer auf Überwachungskameras aufgenommen werden
Christoph Schiebel, Mit-Inhaber der Bar Loma und des Clubs Kurt & Komisch, weiß, dass es "ab und zu" zu Diebstählen kommt. Dass in den letzten Wochen vermehrt gestohlen wurde, könne er jedoch nicht bestätigen. Zum einen seien die Fundkisten der Bar und des Clubs "unglaublich gefüllt" – derzeit befinden sich um die 30 bis 50 Handys darin – zum anderen sei es schwer, einen Diebstahl festzustellen. "Selbst unsere Kamera kann das nicht festhalten, da ja die Diebstähle meist unterhalb des Ellenbogens passieren", sagt er. Dennoch wurde auch er von der Polizei informiert, dass es die Diebstähle mit professioneller Struktur auch in seiner Bar gegeben haben soll.
In den Kneipen Tscharlie und im naheliegenden Nachtwächter sei es bislang zu keinen auffälligen Diebstählen gekommen. Lore Weigand führt das auf den Security-Mitarbeiter zurück, der den kleinen Durchgang zur Kneipe am Wochenende bewacht. "Da ist es einfach schwerer abzuhauen, das schreckt ab", denkt die Tscharlie-Inhaberin.
Diese Tipps gibt die Polizei Würzburg
Im Gespräch mit dieser Redaktion betont die Polizei, dass es immer wieder zu Diebstählen durch Gelegenheitsdiebe kommt, zum Beispiel wenn ein Geldbeutel offen auf der Theke liegt. Jedoch gebe es derzeit vermehrt Gruppierungen, die ganz gezielt und mit mehreren Personen zusammen Diebstähle begehen.
Der Pressesprecher rät, immer auf die eigenen Wertsachen aufzupassen, sie nah am Körper zu tragen und vor allem nur die Dinge mit in die Bar, Kneipe oder den Club zu nehmen, die wirklich gebraucht werden. Sollte man einen Diebstahl beobachten, dann solle man unbedingt das Security- oder Thekenpersonal informieren und die Polizei rufen. "Bitte aber niemals selber einschreiten, das kann zu gefährlichen Situationen führen", erklärt Meilhammer.
René Häußler vom Nachtwächter hat von mehreren Bekannten gehört, dass ihnen Geldbeutel und Jacken in der Sanderstraße gestohlen wurden. Er nennt einen weiteren Tipp: "Ich habe mir vier AirTags (Anmerkung der Redaktion: eine Art Ortungsgerät) gekauft und sie an Handy, in Jacke und Geldbeutel verteilt", verrät er. "So weiß ich immer, wo meine Sachen sind."
Manche machen es sich schon sehr leicht.