Der Streit um Hermann Zilcher (1881-1948), den Komponisten und Begründer des Würzburger Mozartfests, ist nicht vom Tisch. Nachdem der Stadtrat im März beschlossen hatte, die Hermann-Zilcher-Straße wegen der Verstrickung Zilchers ins NS-Regime umzubenennen, flammt nun eine Debatte um den nach Zilcher benannten Brunnen vor der Würzburger Hochschule für Musik auf. Der Brunnen gehört zur Hochschule und ist Eigentum des Freistaats Bayern, die Stadt kann im Gegensatz zur Zilcherstraße also nicht über eine mögliche Umbenennung entscheiden.
Mehrheit im Kulturausschuss für Weiterverfolgung des Brunnen-Antrags
Wie berichtet, hatten die Stadtratsmitglieder Nadine Lexa (CSU), Konstantin Mack (Bündnis 90/Die Grünen) und Joachim Spatz (FDP) beantragt, "dass sich die Stadtverwaltung mit der bayerischen Staatsregierung in Verbindung setzt, um eine Umbenennung des Hermann-Zilcher-Brunnens vor der Musikhochschule in Würzburg herbeizuführen". Mit Blick auf die beschlossene Straßenumbenennung wolle man damit dem politischen Willen des Stadtrates "konsequent" nachkommen.
Der Antrag lag jetzt am Mittwoch dem Kulturausschuss des Stadtrats zur Beratung vor und hatte Erfolg: Mit 10 zu 7 Stimmen sprach sich der Ausschuss dafür aus, den Antrag weiterzuverfolgen.
Einer, der dagegen gestimmt hat, ist ZfW-Stadtrat Wolfgang Baumann, der sich bereits bei der Debatte um die Hermann-Zilcher-Straße vehement gegen eine Umbenennung eingesetzt hatte. Der Brunnen sei eine Erinnerung an die hohen Verdienste Zilchers für die Kunst und die Musik. "Ich verstehe nicht, was mit dem Antrag eigentlich bezweckt wird. Soll es in Würzburg eine Art Kulturkampf geben oder einen Bildersturm? Soll das Aufführen von Zilchers Werken mit einem Makel belegt werden?", sagte Baumann.
Stadtrat Joachim Spatz: Der Antrag ist ergebnisoffen
Joachim Spatz, einer der Antragsteller, trat dem entgegen: "Defensiver kann man einen Antrag nicht formulieren. Er ist völlig ergebnisoffen." Es gehe darum, dass über einen möglichen Handlungsbedarf nachgedacht werde, nicht um eine Entscheidung. Auch den Vorwurf des Bildersturms wies Spatz zurück. Man müsse da unterscheiden: "Wir würden zum Beispiel nie beantragen, den Herrn Zilcher auf dem Wandgemälde des Ratssaals zu übermalen, weil das Bild hier in einem erklärenden Kontext steht." Das sei bei einem Straßennamen und bei einem Brunnen nicht der Fall.
Dass das jetzt beschlossene Vorgehen ergebnisoffen ist, bezweifelte Baumann: "Das ist eine Entscheidung durch die Hintertür." Der Antrag zum Brunnen sei "aus der Zeit gefallen".
Da das die Mehrheit im Ausschuss anders sah, wird sich nun die Verwaltung mit dem weiteren Vorgehen beschäftigen. Wahrscheinlich ist, dass das Rathaus in der Sache zunächst den Kontakt zur Musikhochschule sucht. Dort hatte man am Dienstag auf Anfrage der Redaktion noch keine Stellungnahme abgeben wollen. Zunächst müssten die Hochschulgremien und das Ministerium einbezogen werden.
Bin gespannt, wie sich die Institution HfMusik positionieren wird.
Hoffentlich keine Blamage...
Dass RA Baumann einen Schlüsselbegriff der metoo-Bewegung — "übergriffig" — benutzt, um den Antrag der Stadträte zu diskreditieren, hat mich sehr amüsiert!
Wer diese politische Tragweite sieht, der kann einer jeden einzelnen Umbenennung im Gunde nur ablehnend gegenüber stehen.
Überspitzt gesagt bedeutet das, dass auch Mörder der SS liebevolle Familienväter sein konnten und Adolf Hitler ein Hundefreund war!
Bei Helmut Zilchner gab es auch solche Diskrepanzen in geringerer Ausprägung. Nur sollte man so jemanden nicht mit einer Straße würdigen!
Vielleicht wäre es wirklich sinnvoll öffentliche Straßen und Gebäude nicht mehr nach Personen zu benennen.
#keinmillimeternachrechts
Ihr Kommentasr zeigt nur, dass Sie offensichtlich nicht nachgedacht haben.
Adolf H. war mit tödlicher Sicherheit ein Nazi, das bedeutet aber nicht, dass im Umkehrschluss alle Adolfs Nazis sind. Hermann Zilcher hat sich den Nazis nicht nur angebiedert und dicke Vorteile genossen, er hat wohl auch noch einen Bekannten der Familie bei der Gestapo denunziert.
Auch wenn das vielleicht persönliche Gründe hatte kann man wirklich nicht sagen, dass sein Verhalten Vorbildcharakter hatte.
Und genau darum geht es.
Hier geht es um Nazi Vergangenheit.
Wir Deutschen können recht stolz sein auf unsere Erinnerungskultur.
Nazis raus.