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Würzburg
Streit um israelkritische Äußerungen von Würzburger Professor: Uni-Präsident kündigt hochschulinterne Prüfung an
An der Uni Würzburg rumort es. Ein Theologie-Professor hatte den Präsidenten des Zentralrats der Juden zum Rücktritt aufgefordert. Wie es nun weitergeht.
An der Universität Würzburg rumort es, nachdem ein Professor den neuen Ehrendoktor Josef Schuster auf der Plattform X angegriffen hat.
Foto: Johannes Kiefer | An der Universität Würzburg rumort es, nachdem ein Professor den neuen Ehrendoktor Josef Schuster auf der Plattform X angegriffen hat.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 16.01.2025 02:37 Uhr

Im Streit um die umstrittenen Äußerungen des Würzburger Theologie- und Philosophie-Professors Wolfgang Schröder auf der Plattform X kündigt Universitätspräsident Professor Paul Pauli eine "hochschulinterne Prüfung" an. Unterdessen hat die Uni-Leitung ein Statement, in dem sie sich von Schröders Äußerungen über den Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, distanziert, von der Internetseite der katholisch-theologischen Fakultät zurückgezogen.

Schröder hatte Schuster, der im November von der theologischen Fakultät der Uni Würzburg mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet worden war, zum Rücktritt als Zentralratspräsident aufgefordert. Er warf Schuster eine "hanebüchene Genozid-Verharmlosung" vor. Dieser hatte zuvor die heftige Kritik von Amnesty international am Vorgehen Israels im Gazakrieg als "Terrorrelativierung" zurückgewiesen.

Theologie-Professor teilte Verschwörungserzählungen

Darüber hinaus hat Schröder in zahllosen weiteren Kommentaren bei X immer wieder nicht nur das Vorgehen Israels im Nahen Osten vehement kritisiert, sondern auch die deutsche Politik. Unter anderem teilte der Theologe Verschwörungserzählungen von einem angeblich geplanten zionistischen Großreich. Wiederholt ergriff er Partei für pro-palästinensische Aktivitäten an deutschen Hochschulen.

Hieß es zunächst, der Uni-Präsident habe Schröder nach den Weihnachtsfeiertagen zu einem Gespräch geladen, schreibt die Universität jetzt auf Anfrage, das Treffen habe auf Wunsch Schröders stattgefunden. Vereinbart worden sei, dass das Uni-Statement von der Homepage genommen werde. Alles Weitere, so die Uni, bleibe der bereits beauftragten Prüfung vorbehalten.

Wolfgang Schröder ist Professor für Philosophie am Institut für Systematische Theologie der Universität Würzburg.
Foto: Uni Würzburg | Wolfgang Schröder ist Professor für Philosophie am Institut für Systematische Theologie der Universität Würzburg.

Zu weiteren Inhalten des Gesprächs wollte Uni-Sprecherin Esther Knemeyer am Freitag nichts sagen. Es sei Vertraulichkeit vereinbart worden. Keine Auskunft gab es auch auf die Frage, wer denn an der angekündigten Untersuchung beteiligt ist und um welche Themen es dabei konkret geht.

Wolfgang Schröder: Kommentare bei X "private Äußerungen"

Uni-Insider gehen derweil davon aus, dass die Juristen der Universität nun prüfen, inwieweit die Äußerungen von Professor Schröder durch die Wissenschaftsfreiheit und das Beamtenrecht, laut dem die Staatsdiener und Staatsdienerinnen bei politischen Äußerungen einem Mäßigungsgebot unterliegen, gedeckt sind. 

Wolfgang Schröder bestätigt auf Nachfrage, dass auf seinen "ausdrücklichen Wunsch" hin ein einstündiges Gespräch mit Uni-Präsident Pauli stattgefunden hat. Über mutmaßliche uni-interne Ermittlungen gegen ihn sei ihm dabei "nichts Konkretes" mitgeteilt worden. Schröder wörtlich: "Es gäbe wohl, wenn ich recht sehe, auch keinen justiziablen Rechtsgrund dafür." Im weiteren Verlauf seiner Mail nennt er seine Kommentare bei X "private Äußerungen". 

Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle zeigt sich entsetzt 

Unterdessen hat sich Ludwig Spaenle, der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, entsetzt über einen Post gezeigt, in dem Professor Schröder darüber spekuliert, ob CDU und CSU ein "Opfer" von Zentralratspräsident Schuster seien, weil sie in ihrem Wahlprogramm schreiben, sie erwarteten von Parteien, Wissenschaft, Medien, Kunst und Kultur die Klarstellung, "dass es in ihren Reihen keinen Raum für antisemitische Ansichten gibt".

Er sei "sprachlos", äußert sich Spaenle auf Nachfrage: "Was hier ein Wissenschaftler in den Raum stellt, mutet als nichts anderes als eine üble antisemitische Verschwörungstheorie vom Juden an, der scheinbar mit finsteren Einflüssen eine große Volkspartei zum 'Opfer' macht." Weiter schreibt der Antisemitismusbeauftragte, der selbst der CSU angehört: "Dem muss Einhalt geboten werden."

 
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  • Gerald Huter
    Natürlich hat jeder das Recht, seine Meinung zu haben - besonders diejenigen, die offensichtlich am wenigsten Ahnung von der Sache haben! Ursache und Wirkung beschreiben die fundamentale Beziehung zwischen Ereignissen oder Zuständen, bei der ein Faktor (die Ursache) direkt zu einem anderen Faktor (der Wirkung) führt. Wobei die Ursache der Ursache auch indirekt die Ursache der Wirkung ist, jedoch eine Wirkung niemals ihre eigene Ursache sein kann. Ich denke von einem Professor kann man die Erkenntnis dieser Zusammenhänge erwarten.
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  • Daniela Weiglein
    …..zum Genozid hat Professor Schröder absolut recht. Da darf Deutschland und die Welt nicht länger zusehen. Auch wenn mich einige nun Antisemit nennen fordere ich die Bundesregierung, evtl. auch die künftige, auf hier äußerst scharf an Herrn Netanyahu und seine Regierung zu protestieren und alle Unterstützungen an den israelischen Staat einzustellen.
    Manfred Weiglein
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  • Thomas Lindenberg
    Einfach mal auf YouTube die (neuesten) Videos von Sarah Maria Sander anschauen und sich eines Besseren belehren lassen...
    Kann nicht schaden!
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  • Thomas Lindenberg
    Ergänzung: Siehe Videos
    - vom 29.12.24 "Falsche Opferzahlen in Gaza..." und
    - vom 30.12.24 "Die Hamas will mehr Todesopfer..."
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Abt. Wunsch-Schlagzeilen 2025

    würde man mich danach fragen, wäre meine Antwort:

    "Endlich Vorfahrt für Menschenrechte - überall auf der Welt!"
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  • Martin Deeg
    ...."Weiter schreibt der Antisemitismusbeauftragte, der selbst der CSU angehört: "Dem muss Einhalt geboten werden."

    Das kann man schon alles so sehen - wenn man allerdings einer Partei angehört, deren Vorsitzender ernsthaft von einem "Linksruck" in Europa faselt, dann braucht die CSU sich hier gewiss nicht aufmandeln wegen "Verschwörungstheorien" eines Theologie-Professors!

    Erst mal vor der eigenen Tür kehren; auch die hohle und demokratieschädigende Dämonisierung der "Grünen" durch die CSU ist mittlerweile kaum noch vernünftig zu erklären - anders als die Kritik an der rechten Regierung an Israel, deren Kriegsverbrechen durchaus zu kritisieren sind. Mit einer "Terrorrelativierung" der Hamas, wie Schuster meint, hat das nichts zu tun - wer so überdreht, muss sich nicht wundern, wenn die "Gegenseite" dies auch tut...

    Rückkehr zur Sachlichkeit und Objektivität - anstatt sich immer irgendwelche Leute auszusuchen, die man dann "empört" mundtot machen will, das wäre mal was...!
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  • Norbert Meyer
    Es weit gekommen, wenn man in diesem Land nicht mehr seine Meinung sagen darf ,
    es unter Zensur fällt oder man Nachteile befürchten muss. Es muss sich ändern !
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  • Alfred Holler
    wieso? Er (und jeder) darf sie doch sagen, muss halt auh mit Reaktionen leben können...
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  • Elisabeth Hofmann
    wieso - der Prof hat doch seine Meinung nicht nur gesagt, sondern auch auf den sozialen Medien verbreitet.

    Was soll ihm schlimmes bei uns passieren - eingesperrt würde er in anderen Staaten, wenn man eine andere Meinung öffentlich vertreten würde
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  • Herbert Zorn
    Dieser Herr Schröder darf doch seine Meinung sagen! Wenn er aber meint er kann die Meinung von anderen Personen beschneiden, nach Art von Musk oder Weidel oder Co., dann muss auch er die Bewertungen/Forderungen zu seiner Person ertragen. Wehret den Anfängen, dieser Herr Professor sollte aus allen Uni-Veranstaltungen ausgeschlossen werden. Die "Rechtsradikalen" fangen mit solchen Parollen an, wie 1933!
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  • Martin Deeg
    Hallo Herr Deeg,
    vielen Dank für Ihren Beitrag. Leider erfüllt der Kommentar nicht unsere Anforderungen in Bezug auf Quellennachweise für Behauptungen. Wenn Sie die Aussagen von Herrn Schuster belegen könnten, ist allerdings alles in Ordnung.

    Mit besten Grüßen
    Ihr mainpost.de-Team
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  • Dietmar Eberth
    Quatsch. Quatsch.

    Deutschland liegt bzgl. Meinungsfreiheit/Pressefreiheit weltweit ganz vorne. Zur Meinungsfreiheit gehört aber auch Reaktionen von anderen zu ertragen.
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  • Peter Wenger
    Mann, hier geht es doch nicht darum, jemandem den Mund zu verbieten, sondern um die Vorbildfunktion eines Professors, der völligen Nonsens von sich gibt. Ich ertrage es nicht mehr, dass Schei...mit Meinung verwechselt wird!
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  • Gregor Ziems
    Das Recht auf Meinugsfreiheit heisst nicht das Recht auf eine schlaue Meinung. Finde es echt eine gefährliche Tendenz die da gerade im öffentlichen Diskurs stattfindet.
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