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Würzburg
Wegen Solidarität mit Israel: Würzburger Theologieprofessor fordert Zentralratspräsident zum Rücktritt auf
Gerade erst hat die katholische Fakultät der Uni Würzburg Josef Schuster mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Jetzt greift ihn ein Professor aus dieser Fakultät an.
Der Würzburger Mediziner Josef Schuster ist seit zehn Jahren Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Ein Würzburger Theologieprofessor forderte ihn jetzt zum Rücktritt auf.
Foto: Thomas Obermeier | Der Würzburger Mediziner Josef Schuster ist seit zehn Jahren Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Ein Würzburger Theologieprofessor forderte ihn jetzt zum Rücktritt auf.
Andreas Jungbauer
 und  Michael Czygan
 |  aktualisiert: 29.12.2024 02:31 Uhr

In einem "Statement" auf der Internetseite der Fakultät distanzieren sich das Präsidium und die katholisch-theologische Fakultät der Universität Würzburg von Äußerungen eines Professors. Der Philosoph und Theologe Wolfgang Schröder hatte auf der Plattform X den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zum Rücktritt von diesem Amt aufgefordert.

Schuster hatte die heftige Kritik von Amnesty international am Vorgehen Israels im Gazakrieg als "Terrorrelativierung" zurückgewiesen. Schröder nennt das in seinem Kommentar auf X eine "hanebüchene Genozid-Verharmlosung". 

Josef Schuster ist Ehrendoktor der katholischen Fakultät

Besondere Brisanz erhält der Vorgang dadurch, dass Schröder seit 2015 ausgerechnet der katholisch-theologischen Fakultät angehört, die Schuster erst in diesem November mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet hat. Ihr "Statement" veröffentlichte die Universität am vergangenen Freitag denn auch auf der Homepage der katholischen Fakultät – und nicht auf der Hauptseite der Hochschule, wo die Unileitung sonst in aller Regel ihre Pressemeldungen publik macht.

Am 19. November erst verlieh die katholisch-theologische Fakultät der Universität Würzburg Josef Schuster die Ehrendoktorwürde. Die Urkunde übergaben Dekan Prof. Matthias Remenyi (links) und Unipräsident Prof. Paul Pauli (rechts).
Foto: Silvia Gralla | Am 19. November erst verlieh die katholisch-theologische Fakultät der Universität Würzburg Josef Schuster die Ehrendoktorwürde. Die Urkunde übergaben Dekan Prof. Matthias Remenyi (links) und Unipräsident Prof.

In der Mitteilung werden die umstrittenen Äußerungen Schröders, der in seinen Kommentaren bei X immer wieder das Vorgehen Israels im Nahen Osten als "Völkermord" bezeichnet hat, nicht konkret zitiert. Die Hochschule betont aber, diese Äußerungen gäben weder die Haltung der Universität wieder, noch habe Professor Schröder im Namen der Universität gesprochen.

Weitere Erklärungen waren am Montag seitens der Universitätsleitung nicht zu bekommen. Pressesprecher Gunnar Bartsch sagte auf Anfrage lediglich, Unipräsident Paul Pauli habe den umstrittenen Theologen zu einem Gespräch nach den Weihnachtsfeiertagen eingeladen.

Josef Schuster wollte die Äußerungen Schröders am Montag nicht kommentieren. Der Umgang damit sei eine "Angelegenheit der Universität", antwortete der Präsident des Zentralrats der Juden auf Nachfrage.

Wolfgang Schröder ist Professor für Philosophie am Institut für Systematische Theologie der Universität Würzburg.
Foto: Uni Würzburg | Wolfgang Schröder ist Professor für Philosophie am Institut für Systematische Theologie der Universität Würzburg.

Eine inhaltliche Stellungnahme war am Montag auch von Wolfgang Schröder nicht zu bekommen. Die Redaktion hatte dem Professor einen umfangreichen Fragenkatalog geschickt. Und ihn darum gebeten, zum einen die Rücktrittsforderung und Kritik an Schuster zu begründen, zum anderen aber auch seine teils massiven Vorwürfe gegen Politiker und Medien.  

Schröder kritisiert Israel und deutsche Politik 

In zahllosen Kommentaren bei X hatte Schröder immer wieder nicht nur das Vorgehen Israels im Nahen Osten vehement kritisiert, sondern auch die deutsche Politik. Unter anderem teilte der Theologe Verschwörungserzählungen von einem angeblich geplanten zionistischen Großreich. Wiederholt ergriff er Partei für pro-palästinensische Aktivitäten an deutschen Hochschulen. Den öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland warf er eine "Desinformationsstrategie" im Hinblick auf "mutmaßliche israelische Kriegsverbrechen und Verfassungsbrüche" vor.  

Mit teilweise beleidigenden Formulierungen ("SPD-Trickser") griff der Theologe auch Politiker wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz an. Letzteren forderte er bereits vor der Vertrauensfrage zum Rücktritt auf.

 
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  • Günter Blöchinger
    Der Herr Professor sollte umgehend aus seinem Dienstverhältnis entfernt werden.
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  • Bernd Schuhmann
    Jeder der nicht selber in Israel unterwegs war und mit den Menschen gesprochen hat , kann sich nicht vorstellen wie das Leben mit ständiger Angst ist .
    Bin öfters in Israel , fahre dort mit normalen Linienbussen . Junge Menschen die Wehrdienst leisten , haben immer Ihre Waffe dabei.
    WARUM WOHL?
    Ich habe dort Freunde solle ich Ihnen die Ängste der Eltern schildern? Friede …… jede Generation hat dort Ihre spezielle Erfahrung mit der Hamas , frühere Generation mit der PLO.
    Einfach reden …….
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  • Martin Deeg
    ...."Schuster hatte die heftige Kritik von Amnesty international am Vorgehen Israels im Gazakrieg als "Terrorrelativierung" zurückgewiesen."....

    Das darf man kritisieren, und das ist auch etwas anderes als "Solidarität mit Israel", wie die Überschrift meint!

    Die Trennlinie ist hier nicht Israel / Palästina sondern Täter / Opfer. Netanjahu ist genauso ein Kriegsverbrecher und Täter wie auf der anderen Seite die Köpfe Hamas, mit so etwas hat man keine Solidarität!

    Die Opfer sind die einfachen Menschen, es geht um ein humanistisches Menschbild jenseits von Religion und ähnlichem Popanz.
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  • Hans Kaiser
    Solange man sich im eigenen Land nicht unbeschwert und sicher bewegen kann sind doch solche Konflikte doch vollkommen belanglos.
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  • Hubertus Kiesel
    Aber klar ist auch, dass die Palästinenser diesen Irrsinn sofort beenden könnten. Sie müssten sich von den Hamas distanzieren. Diese Terroristen fangen alle Hilfslieferungen ab und verteilen sie unter sich. Sie verstecken sich in Wohngebieten und Krankenhäusern. Auch die Geiseln werden weiterhin gefoltert und vergewaltigt. Man muss immer zwei Seiten betrachten.
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  • Johannes Metzger
    Die teils völkerrechtswidrige Politik eines Benjamin Netanjahu
    (Ministerpräsident von Israel) der vermutlich auch noch von seinen äußerst rechtsgerichteten Koalitionspartnern verschärft wird, darf und muss kritisiert werden.
    Diese Politik wird aber auch von vielen Israelis kritisiert und auch von Juden auf der ganzen Welt.
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  • Peter Koch
    Die Politik des Benjamin Netanjahu zu kritisieren ist für jeden Demokraten Pflicht.
    Was aber gar nicht geht ist dafür antisemitische Verschwörungstheorien zu benutzen oder zu verbreiten. Das ist es ja was dem Prof. Schröder vorgeworfen wird und dafür gehört er entlassen.
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  • Martin Heberlein
    Der israelische Präsident Netanjahu sagt selbst, er wolle "den nahen Osten verändern". Nach der de facto-Besetzung des Westjordanlands und der erfolgten des Gazastreifens lässt er jetzt Teile Syriens okkupieren. Da scheint die Idee eines "Groß-Israel" gar nicht mehr so wirklichkeitsfremd zu sein.
    Man muss dem Herrn Professor in der Schärfe seiner Äußerungen nicht folgen. Tatsache ist, dass fast alle Staaten der Welt und fast alle internationalen Organisationen Israel Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen vorwerfen und dies auch begründen. Übrigens auch viele regierungskritische israelische Organisationen. Von denen wird Deutschland vorgeworfen, dass es sich nicht der Diskussion um das Sterben und das brutale Leid im Gaza-Streifen stellt.
    Ich bin durchaus mit Herrn Schuster der Meinung, dass man dem in Deutschland wieder heftig werdenden Antisemitismus entschieden und mit Härte entgegentreten muss.
    Kritik an israelischen Kriegsverbrechen bis hin zum eventuellen Genozid gehören nicht dazu
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  • Stefan Wolz
    Man wird sehen, wieviele Palästinenser es noch gibt, wenn der Gaza Krieg irgendwann zu Ende ist
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  • Martin Dobat
    Lieber Herr Schuster, die Bibel sagt verlasse Dich nicht auf Menschen, lasse Dich nicht von Menschen ehren! Es ist Dir kein Segen!
    Lieber Gruß Martin Dobat
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  • Roland Albert
    Sich Israelkritisch in der MP zu äussern, ist zuweilen unmöglich. Deswegen muss der Prof ausweichen.
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  • Walter Stöckl-Manger
    *LOL*
    Und die einzige Alteenative ist selbstverständlich Elon Musks Hetzplattform. Telegram könnte ich noch empfehlen!
    Passt.
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  • Roland Albert
    Es geht nicht um Einzelheiten, die sind austauschbar.
    Es geht ums grosse Ganze.
    Es geht um die umstrittenen Maßnahmen und Aktionen des selbstgerechten Staates Israel.
    Die Reichweite eines Kanals ist eben entscheidend, ob man das nun an einer Person festmachen will oder nicht, ist unerheblich.
    Sie können X ja kaufen, wenn Ihre Hose lang genug ist…
    Dann dürfen Sie entscheiden, was veröffentlicht wird und was nicht…
    Ich befürchte, das erleben wir jedoch nicht.
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  • Walter Stöckl-Manger
    Es freut mich sehr, zu sehen, wie Sie die verschwörungstheoretischen Aspekte umschiffen. Und denke mir mein Teil. Daher ab jetzt keine weitere Reaktion meinerseits mehr erforderlich.
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  • Walter Stöckl-Manger
    Als Universitätsprofessor überhaupt auf Elon Musks Hetzplattform zu posten, ist ja schon ein reichlich starkes Stück. Aber spätestens bei Fantasien eines zionistischen Großreichs hat sich die Annahme, der gute Mann sei noch bei Sinnen, definitiv erledigt. Sehr real ist hingegen übrigensbdie Vision eines Weltkalifats in gewissen Kreisen.
    Heißt freilich alles noch lange nicht, dass ich alle Verlautbarungen Josef Schusters, den ich trotzdem sehr schätze, teile.
    Ein Boykott der Veranstaltungen dieses Dozenten durch weniger durchgeknallte Studenten wäre sicher eine Option.
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  • Steffen Cyran
    "...Als Universitätsprofessor überhaupt auf Elon Musks Hetzplattform zu posten, ist ja schon ein reichlich starkes Stück..."

    Humbug.

    Jede Menge Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens posten auf "X" / Twitter. Inklusive die Mehrzahl der deutschen Politiker.

    Nur weil Sie vielleicht ein Problem mit H. Musk haben, ist doch nicht alles dort gepostete verwerflich.
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  • Walter Stöckl-Manger
    Der Zusammenhang zwischen dem kommentierten Artikel und dem Samstagsbrief ist unklar.
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  • Walter Stöckl-Manger
    Mitnichten Humbug, Wertester:

    Samstagsbrief: Ihre Breitseite gegen Elon Musk sollte viele Nachahmer finden, Digitalminister Mehring!: https://mainpost.de/regional/wuerzburg/samstagsbrief-ihre-breitseite-gegen-elon-musk-sollte-viele-nachahmer-finden-digitalminister-mehring-art-11679913
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  • Steffen Cyran
    Fakt ist, daß nicht nur Amnesty International, sondern alle möglichen Organisationen das Vogehen im Gazastreifen hart kritisieren.

    Jedes andere Land wäre längst mit politischer Ausgrenzung und Boykotten überzogen worden.

    Aber sich gegen Israel zu positionieren führt halt unmittelbar zum Vorwurf, Antisemit zu sein.
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  • Roland Albert
    So ist das Wort wahr gesprochen. Israel öffentlich zu kritisieren, ist nicht gewünscht und meist nicht geduldet.
    Die größten Vergehen gegen die Menschlichkeit werden aktuell von Israel begangen.
    Beweis ist der internationale Haftbefehl gegen Netanjahu.
    ( ich hoffe, es ist richtig geschrieben)
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