Bayerns Grundschulkinder sollen aufgrund schlechter PISA-Ergebnisse mehr Deutsch- und Mathestunden bekommen. Welche Stunden im Ausgleich gestrichen werden und ob eine Streichung Sinn macht – darüber debattieren seit Tagen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) sowie bayerische Lehrerverbände.
Vernachlässigt wird in der Streich-Debatte bisher der Umstand, dass Bayerns Schülerinnen und Schüler in der dritten und vierten Klassenstufe nicht nur mehr Religionsstunden haben als die Schüler fast aller anderen Bundesländer, sondern auch mehr Wochenstunden als alle anderen. Dies haben Recherchen dieser Redaktion ergeben. Wir haben die aktuelle Debatte samt der bestehenden Regelungen unter die Lupe genommen.
Wer will welche Fächer an Grundschulen in Bayern streichen?
Kultusministerin Stolz hat erwogen, eine Stunde Religion in der dritten und vierten Klasse zu streichen. Dem steht ein Machtwort des Ministerpräsidenten Markus Söder gegenüber: "Mit der CSU wird es keine Kürzung beim Religionsunterricht geben." Laut einer Umfrage des Bayerischen Philologenverbands halten Englischlehrer den Englischunterricht an Grundschulen für wenig zielführend – Englisch gilt als möglicher Streichkandidat.
Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, will gar keine Stunden streichen und zusätzliche Unterrichtsstunden einfach aufs Wochenpensum draufschlagen. Geplant sind je eine Stunde mehr Deutschunterricht in den Klassenstufen eins bis vier, sowie je eine zusätzliche Stunde Mathe in den Klassen eins und vier.
Wie viele Wochenstunden haben Grundschüler - in Bayern und anderen Bundesländern?
Ihren Vorschlag, zusätzliche Deutsch- und Mathestunden in der Grundschule aufs bestehende Wochenpensum draufzusatteln, untermauert BLLV-Präsidentin Fleischmann mit dem Argument, dass "Bayern nicht die größte Stundentafel" habe. Dies stimmt nur bedingt. Laut Kultusministerkonferenz haben über vier Jahre gerechnet Grundschüler in Hamburg mit 108 Wochenpflichtstunden noch vier Stunden mehr in Bayern: Hier sind es - die Jahrgänge 1 bis 4 zusammengenommen - 104 Wochenstunden.
Unerwähnt lässt Fleischmann, dass die Grundschüler in vielen anderen Bundesländer über vier Jahre hinweg oft deutlich weniger Unterricht haben als die Bayern. In Berlin, Hessen oder Schleswig-Holstein sind es 92 Wochenpflichtstunden, in Brandenburg 93, in Niedersachsen 94 Stunden, in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt 95, Bremen 96, Sachsen 97, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen 98, Thüringen 100 und Baden-Württemberg 102.
Das unterrichtsintensive Hamburg hat zwar insgesamt mehr Stunden als Bayern, sie aber mit 27 Pflichtstunden in jeder Jahrgangsstufe gleichmäßiger aufgeteilt.
In Bayern sind es 23 Stunden in der ersten Klasse, 24 Stunden in der zweiten Klasse. Dann geht es auf 28 Unterrichtsstunden und 29 Stunden im dritten und vierten Schuljahr. So viele Wochenstunden in den letzten beiden Grundschuljahren leistet sich sonst kein Bundesland.
Legt Bayern mehr Wert auf Religion als andere Bundesländer?
Definitiv ja. Mit je zwei Stunden Religionsunterricht in den Klassen 1 und 2 und je drei Stunden in den Klassen 3 und 4 - also zehn Wochenpflichtstunden Religion insgesamt - liegt Bayern beim Umfang an der Spitze. Nur Rheinland-Pfalz liegt gleichauf. Im Gegensatz dazu gilt Religion in Berlin und Brandenburg nicht als Pflichtfach. In Bremen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern wird es nur mit vier oder fünf Wochenpflichtstunden über vier Jahre unterrichtet. In Baden-Württembergs oder Hessen stehen acht Wochenpflichtstunden Religion im Lehrplan.
Muss Religionsunterricht verpflichtend sein?
Ist "verpflichtender Religionsunterricht an den Grundschulen vor dem Hintergrund der abnehmenden Bindung der Bevölkerung an die Kirchen und der zunehmenden Zahl an Kindern mit anderen religiösen Hintergründen noch zeitgemäß (...) oder (kann) dieser in den Wahlbereich verschoben werden", fragt das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in einer Auswertung landesrechtlicher Regelungen. In dem gerade erschienenen Report weist das IW darauf hin, dass etwa das Bundesland Berlin dem Grundgesetz zum Trotz Religion als Wahlfach und nicht als Pflichtfach führt.
Kann in Bayern Religion als Pflichtfach ganz gestrichen werden?
Dazu erklärt ein Sprecher des Bayerischen Kultusministeriums, dem stehe neben dem Grundgesetz (Art. 7 Abs. 3) auch die Bayerische Verfassung entgegen (Art. 136 Abs. 2). Auf die Anzahl der Religionsstunden in der Grundschule wird dort jedoch nicht eingegangen. Rein theoretisch könnte dem Sprecher zufolge die Zahl der Religionsstunden an der Grundschule also reduziert werden.
Doch haben laut Konkordat die beiden christlichen Kirchen sowie die Israelitische Kultusgemeinde nach wie vor das Recht, "Lehrinhalte und Didaktik" für das Fach Religion vorzugeben. Dies steht in einem Schreiben des Kultusministeriums von August 2023 an alle Schulen in Bayern.
Dem Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes zufolge haben die Kirchen auch das Recht, "durch Beauftragte den Religionsunterricht ihres Bekenntnisses besuchen zu lassen und sich dadurch von der Übereinstimmung des erteilten Unterrichts mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaft, vom Stand der Kenntnisse in der Religionslehre und von der religiös-sittlichen Erziehung der bekenntniszugehörigen Schülerinnen und Schüler zu unterrichten".
Spricht man mit Pfarrern und Religionspädagogen, ist auch die 3. Religionsstunde antastbar.
Hauptsache Kunst, Musik, Sport und WTG werden nicht gekürzt!
Die Masse an Religionsstunden in Bayern ist allerdings enorm und unnötig. Diese Stunden wären insbesondere beim Deutschunterricht besser aufgehoben.
wenn Schüler/innen (ich brauche kein Sternchen) dass unsere Kids zu wenig Freiheit hätten, gelle?
bleiben. Was soll auch das Streichen von Relgionsstunden? Sie lernen da auch was über andere Religionen, nicht nur über katholische oder evangelische Religionslehre. Für Kinder, die keiner Glaubensrichtung oder Moslemischer Herkunft sind, wird ja auch das Fach "Ethik" angeboten.
So überansprucht werden ja unsere Kids in der Schule bestimmt nicht und vorallem, sie werden
für das Leben später vorbereitet. Eine Arbeitswoche dauert auch mindestens mal 35-37 Stunden pro Woche. Und: soviele Ferien wie es jetzt gibt, hatten wir zu unserer Zeit auch nicht:
es gab weder Faschingsferien (Faschingsdienstag wurde noch nachgeholt) weder