In großer Runde kam die Freie-Wähler-Familie des Landkreises Kitzingen am Freitagabend zum Jahresauftakt in Iphofen zusammen – gut gelaunt nach ihrem Wahlerfolg im vergangenen Jahr in Bayern. Mit dabei Kultusministerin Anna Stolz, die den Landkreis als "herausragende Bildungsregion" bezeichnete.
Die Ministerin aus dem unterfränkischen Arnstein kennt den Landkreis von ihren Besuchen an mehreren Schulen. Sie nahm sich Zeit, um sich in der Iphöfer Karl-Knauf-Halle mit anwesenden Lehrerinnen und Lehrern auszutauschen und um die Musik des Frankonia-Sextetts zu genießen, von dessen "Gute-Laune-Musik" sich auch Kreisvorsitzende Susanne Knof in ihrer Begrüßung hatte anstecken lassen.
"Kinder stark machen" steht ganz oben auf Stolz' Agenda. Sie weiß, dass starke Kinder starke Lehrerinnen und Lehrer brauchen. Die gebe es in Bayern, doch es gebe eben auch einen Lehrermangel. So höre sich die Idee, 9000 zusätzliche Stellen für Lehrkräfte und multiprofessionelle Unterstützungskräfte zu schaffen, erst einmal gut an. 6000 davon seien für Lehrkräfte vorgesehen. Doch die allermeisten davon werde man erst einmal für die wachsende Zahl an Schülern benötigen, räumte die Ministerin ein.
"Die Lehrkräfte sollen deshalb mehr Zeit für ihre pädagogische Arbeit bekommen", sagte Stolz. Multiprofessionelle Teams sollten für Entlastung sorgen. Klar sei, dass Digitalisierung oder künstliche Intelligenz niemals eine Lehrkraft ersetzen könnten.
Klar ist ihr auch, dass man erst einmal die Köpfe für die offenen Stellen finden müsse. Deshalb ist es ihr ein Anliegen, den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Die Rahmenbedingungen will sie verbessern. Dazu gehöre ein gleiches Einstiegsgehalt für Lehrer und Lehrerinnen. Ebenso will sie Anreize schaffen, Stunden aufzustocken. "Jede Stunde zählt", betonte Stolz. In Bayern liege die Teilzeitquote nämlich bei 45 Prozent.
Auf den Pisa-Schock sollen mehr Deutsch- und Mathestunden folgen
Mit Blick auf die zuletzt deprimierenden Ergebnisse der Pisa-Studie erklärte sie, dass es auch in Bayern einen Leistungsabfall gebe. So werde eine der Maßnahmen eine neuartige Stundentafel in den Grundschulen sein. "Lesen, Schreiben, Rechnen – das müssen unsere Kinder können", so Stolz. Deshalb werde es mehr Deutsch- und mehr Mathe-Stunden geben. "Wir brauchen ganzheitliche Bildung, müssen uns aber auf das Wesentliche konzentrieren", betonte die Ministerin. Für Lehrkräfte werde es neue Materialien geben.
Zudem kündigte sie Methoden an, mit denen man noch schneller erkennen könne, wo ein Kind stehe. Auch ein Sprachtest für Kinder vor der Einschulung solle kommen. Deutsch und Mathematik seien verpflichtend, für andere Fächer sollen die Lehrer nach Stolz' Worten mehr pädagogische Freiheiten bekommen. Den Kindern sollen in der Schule Alltagskompetenzen vermittelt werden. Die Welt werde digitaler, darauf sollten Schülerinnen und Schüler vorbereitet sein – aber mit der richtigen Balance und mit Augenmaß.
Die Ministerin ging auch auf die "Verfassungsviertelstunde" ein. Sie soll dabei helfen, Extremismus und Antisemitismus entgegenzuwirken. Am Ende werde es ein alltagsnahes Konzept sein – mit Spielräumen, altersgerecht und tagesaktuell. Das Konzept will sie in den nächsten zwei Monaten vorstellen. Auch für mehr Bewegung will Stolz sorgen, da Kinder zu viel säßen. Das müsse nicht der Sportunterricht sein, sondern könne auch im normalen Unterricht integriert werden. Auch setzt sie sich für eine enge Kooperation mit Vereinen vor Ort ein. "Bewegte Kinder sind glückliche Kinder", ist Stolz überzeugt.
Deutsch ist für unterfränkische Schüler erste Fremdsprache
Vor der Rede der Ministerin hatte Kreisvorsitzende Susanne Knof auf die Erfolge der Freien Wähler bei den Wahlen 2023 geblickt. Landrätin Tamara Bischof streifte in ihrem Grußwort die weltpolitische Lage, um dann eine Lanze für die Landwirtschaft zu brechen oder die Situation der Klinik Kitzinger Land zu beschreiben. Kurze Grußworte sprachen der Landtagsabgeordnete Felix von Zobel und Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer. Lenzer begrüßte mehr Deutsch in der Schule, sei doch Deutsch für unterfränkische Schüler die erste Fremdsprache.
Und was passiert wenn diese Kinder am Sprachtest vor der Einschulung scheitern?
Vor 60 Jahren hätte das passieren können, aber zum Glück haben sich die Zeiten geändert.
Jetzt aber eine Frage an die Frau Stolz. Was machen sie mit Kindern die am Sprachtest scheitern? Wenn man als Kultusministerin dafür keinen Plan hat kann man ganz schnell scheitern. Ich täte einfach darauf vertrauen, dass Kinder ganz schnell eine Sprache lernen können wenn das ihre Umgebung erfordert.