Thomas Naumann vom Arbeitskreis Mobilität der Lokalen Agenda 21 spricht von einem Paukenschlag aus München. Ein neues Förderprogramm könnte die Straßenbahnlinie 6 ins Frauenland und ans Hubland rascher und günstiger ermöglichen als angenommen, „fast geschenkt,“ sagt er.
Mehr Förderung versprochen
Die Bayerische Staatsregierung, von der bislang keine Antwort an unsere Redaktion zu bekommen war, habe laut Naumann letzten Mittwoch angekündigt, Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV außerordentlich zu fördern. Voraussetzung sei ein direkter Bezug zur Verbesserung der Luftqualität, und zwar in besonders belasteten Situationen.
Eine solche Förderung gebe es über fünf Jahre hinweg mit außerordentlich hohen Sätzen. Für Naumann ist klar, dass Würzburg diese Förderung wahrnehmen könnte.
Bau rückt „in den Vordergrund“
„Stadt Würzburg und WVV“, so Naumann, „wurden am gleichen Tag darüber und über die Maßnahmen im Einzelnen informiert“. Mit dem Maßnahmenkatalog rücke der Bau der Straßenbahnlinie 6 für Würzburg „ganz in den Vordergrund“.
Über 90 Prozent Verminderung der NOx-Belastungen (NOx: Sammelbezeichnung für die gasförmigen Oxide des Stickstoffs) erwartet Naumann durch den Straßenbahnbau ins Hubland an den Stellen in Würzburg, wo die Luft am stärksten verschmutzt ist. Kein anderes Vorhaben in der Stadt habe einen so hohen Nutzen in Sachen Verbesserung der Luftreinhaltung, sagt der Fachmann.
Würzburg wurde konkret genannt
Im Rahmen der Bekanntgabe des Maßnahmenpakets zur Luftreinhaltung sei Würzburg konkret als eine von vier bayerischen Städten benannt worden, für die Gelder für neue Straßenbahnvorhaben zur Verfügung gestellt würden, erläutert Naumann.
„Wie die Staatskanzlei mitteilt, wird die Beschaffung neuer Straßenbahnwagen, für die es unter normalen Umständen gar keinen Anspruch auf Förderung, sondern nur in besonders begründeten Einzelfällen Fördermittel gibt, in den kommenden fünf Jahren mit voraussichtlich 50 Prozent gefördert – allerdings nur, sofern es sich um Neubedarf handelt, mit dem die Luftverschmutzung deutlich reduziert wird“.
Ersatz von Dieselbussen
Beim Ersatz von Dieselbussen durch Straßenbahnen gibt es diesen Fördersatz. Er gelte aber nicht, wenn alte Straßenbahnen durch neue ersetzt würden: „Strom“ durch „Strom“ zu ersetzen sei nicht Sinn des Maßnahmenpakets Luftreinhaltung.
„Eine solche Chance kommt einmal und nie wieder – auf fünf Jahre ist das Maßnahmenpaket zur Luftreinhaltung aus München begrenzt, innerhalb dieses Zeitraums muss Würzburg nun die Realisierung der Linie 6 in Gang bekommen“, so Naumann weiter.
Gute Anbindung der Uni
„Da Würzburg mit der Linie 6 ohnehin wegen des besonderen Interesses der Staatsregierung an der guten Anbindung von Universitätsstandorten beim Streckenbau in die höchste Förderkategorie (90, eventuell 95 Prozent) aufgerückt sei, sollte die Realisierung der Straßenbahn ins Frauenland, zur Universität und in den neuen Stadtteil Hubland nun bei Politik und WVV absolute Priorität erhalten und auch problemlos finanziert werden können“, so der ÖPNV-Experte.
Und weiter: „Es gibt wohl nur wenige Projekte in Bayern, mit denen eine so effiziente Verbesserung der Luftbelastungssituation möglich wird wie mit dem Bau der Linie 6 – schließlich tragen hier aktuell um die 800 Linienfahrten mit Dieselbussen dazu bei, dass der Korridor Rennweger Ring – Residenz – Theaterstraße – Bahnhofstraße die am höchsten mit Stickoxiden belastete Achse in der Innenstadt darstellt. Die dortigen Belastungen würden durch den Bau der Linie 6 und die mit ihr verbundenen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen um über 90 Prozent zurückgehen“.
Die Gelegenheit nutzen
Die Initiative der Bayerischen Staatsregierung zur Förderung des elektrischen ÖPNV sei die ideale Gelegenheit, zeitnah zu beginnen, das weitgehend planerisch vorbereitete Projekt der Linie 6 zu realisieren.
Außerdem meint Naumann, vorhandene Straßenbahnen könnten teilweise länger in Betrieb bleiben als zunächst angedacht.
Seitens der Stadt hieß es am Montag, ein Gespräch in nächster Zeit zwischen Staatssekretär Gerhard Eck, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, dem städtischen Kämmerer Robert Scheller und WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer soll weitere Planungssicherheiten bringen.
Wann wird informiert?
„Wenn die Arbeitsgruppe eine Grundlage erstellt hat, werden der Würzburger Stadtrat wie auch die Öffentlichkeit darüber unterrichtet, welche Auswirkungen dies für die Realisierung der anstehenden Großprojekte hat“, so Pressesprecher Georg Wagenbrenner. Oberbürgermeister Christian Schuchardt begrüße die Perspektiven, die sich aus der Offensive der Staatsregierung für den ÖPNV- beziehungsweise den Straßenbahn-Ausbau ableite.
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am K.-F.-Platz anhält, kann gut erkennen; was die kürzliche Bürgerentscheidung auf den Platz vielleicht verhindert hat. " Gebäude-Koloss " ..... ist animiert.
das bedeutet, dass in WÜ-Innenstadt eine Fläche von rumpelbumm 100 * 100 m begrünt wird statt für Innenstadtnutzung zur Verfügung zu stehen - so dass dafür auf der Grünen Wiese, wo das Land billig ist, für die Gewerbenutzung vermutlich ein Mehrfaches an Fläche versiegelt wird.
Quintessenz: weitere Kaufkraft aus der Stadt abgezogen, Flächenbilanz negativ.
Dadurch fahren zwar womöglich auch weniger Autos in die Innenstadt, aber das Umsatzpotenzial für den ÖPNV ist davon genauso betroffen. Und die Autos werden wohl in summa mehr km fahren (s. Beschluss der Bayerischen Landesregierung, dass Gewerbegebiete auch an Autobahnausfahrten ohne Anbindung an einen Ort ausgewiesen werden sollen).
Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob sowas wie das Ding mit dem K.-F.-Platz nicht - beim Blick über den Tellerrand - in Wirklichkeit auf einen "Pyrrhussieg" hinausläuft. Wäre es nicht gescheiter gewesen, (z. B.) das Ziel "autofreier Residenzplatz" anzustreben?
ist schon oft " viel " versprochen worden..... und dann.... kam alles ganz anders !
und ich bilde mir ein (bzw. befürchte), ich kenne WÜ so gut, dass das zu schön ist, um wahr zu sein bzw. zu werden.
Gelegentlich kommt es vor, dass ich hoffe, NICHT recht zu behalten. Das hier ist so ein Fall. Bin ja mal gespannt, was den "maßgeblichen" Damen und Herren diesmal einfällt bzw. was sie diesmal versemmeln, um das ganze Dingen abschmieren zu lassen. Oder vielleicht doch nicht?! Die Hoffnung stirbt halt zuletzt... und somit auch in WÜ...
Es ist mir vollkommen unverständlich, warum diese hier in Würzburg noch nicht extistiert!
Selbst Städte wie Hannover oder Bremen, die andere topographische Verhältnisse haben wie Würzburg (gemeint ist die Kessellage) haben eine Umweltzone.
Zeit also, in diesem Bereich in Würzburg nachzuholen.
Und vielleicht lässt sich durch dieses Vorhaben dann auch die Förderung der Linie 6 in "trockne Tücher wickeln".
Dann bitte einen Park+Ride-Parkplatz in oder um Giebelstadt errichten und die "Mergentheimer" können auch mit ihren Auto´s Würzburg fern bleiben
;-)
Erstaunlich ist, dass erst nach dem großangelegte Dieselbetrug der Autoindustrie jetzt auch die bayrische Staatsregierung auf den ÖPNV setzt. Auch dort ist wohl nach langer Zeit die Erkenntnis gewachsen, dass selbst mit E-Autos die Verkehrsprobleme in den Städten nicht zu lösen ist.
Wer eine schnelle Verbesserung der Verhältnisse in den Städten setzen will muss endlich aber auch den Fahrradverkehr deutlich besser fördern. In Kopenhagen geschah und geschied das. Zu Lasten des Autoverkehrs, aber zur Zufriedenheit aller Stadtbewohner.
Vielleicht dringt diese Erkenntnis auch bis an die Spotze des Verkehrministeriums durch. Dort freilich scheint sich das wenig glücklich agierende CSU Gespann Dobrindt und seine unterfränkische Staatssekretärin Doro Bär, immer noch stärker mit dem Bürokratiemonster Murksmaut, als mit ihren eigentlichen Aufgaben zu beschäftigen.
Es zeigt aber auch, dass der Freistaat Bayern nicht nur aus der Agglomeration München besteht, sondern auch aus anderen Regionen, in denen der Nahverkehr ebenso gefördert gehört, wie der in München, ist die 2. Stammstrecke doch auch nicht gerade zum Schnäppchenpreis zu haben.
Und wenn der Freistaat Bayern die Linie 6 wirklich zu 95 % fördert, dann ist die Summe von den restlichen 5 %, welche die Stadt Würzburg aufbringen muss, in diesem Projekt allemal besser investiert, als wie in irgendein Stadion.
Denn die Straßenbahn dient dem Umweltschutz und der Allgemeinheit, was man von einem Stadion nicht gerade behaupten kann, bei beiden Punkten.
Folgekosten und vor allem -schäden gibt es zuhauf wenn versucht wird mit Dieselbussen eine vergleichbare öffentliche Nahverkehrsverbindung im Stadtbereich herzustellen.