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WÜRZBURG
Straßenbahn: Investieren gegen Fahrgastschwund
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Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:25 Uhr

Es war ein Paukenschlag bei den Haushaltsberatungen: Erstmals muss die Stadt mit einer halben Million Euro die WVV bezuschussen, damit der Kommunalkonzern seinen Verlust ausgleichen kann.

Während WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer dies mit dem Preisverfall auf dem Energiesektor erklärt, spielt auch das weiter hohe Defizit der Würzburger Straßenbahn GmbH eine Rolle.

Kritik am ausgedünnten Angebot

Scharfe Kritik an der ÖPNV-Politik des Konzerns hat nun der Arbeitskreis Mobilität der Lokalen Agenda 21 geübt. In einer Mitteilung wird ein Kurswechsel angemahnt. Gescheitert sei in über 15 Jahren die Strategie der WSB, das Defizit durch Angebotskürzungen, jährliche Tarifsteigerungen und Vermeidung wichtiger Investitionen in den Griff zu bekommen.

Laut Agenda 21 hat die WSB seit 15 Jahren Fahrgäste verloren – entgegen dem bundesweiten Trend. „Weniger Fahrgäste bedeuten weniger Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf, und das schlägt auf das Jahresergebnis der WVV durch“, argumentiert Prof. Tilman Schenk für die Agenda 21.

Der Nachfrageschwund bei der WVV sei dramatisch, kein anderer vergleichbarer Verkehrsbetrieb sei von einer ähnlich negativen Entwicklung betroffen, heißt es in der Erklärung. Nach den Worten des ÖPNV-Experten Thomas Naumann verzeichnen in Deutschland Verkehrsbetriebe mit Straßenbahnen besonders starke Fahrgastgewinne, dagegen leide in Würzburg gerade die Straba unter starken Einbußen.

Zu der WVV-Mutmaßung, für das starke Fahrgast-Minus von 2015 ( - 700 000) könnten gesunkene Spritpreise verantwortlich sein, meint Naumann: „Wenn in ganz Deutschland die Spritpreise sinken und zugleich die Fahrgastzahlen überall deutlich steigen und nur in Würzburg zurückgehen – dann sind die Ursachen in Würzburg zu suchen.“

41 Millionen Fahrten und 26-27 Millionen Euro an Erlösen hat die WSB nach Berechnungen der Agenda 21 seit dem Jahr 2000 in ihrem Straßenbahnnetz verloren – verursacht durch Fahrplankürzungen und „Verschlechterungen bei der Fahrplanstruktur“. Das Sparen habe mehr geschadet als Nutzen gebracht.

Linie 6 als wichtigste Investition

Tilman Schenk: „Hätte Würzburg nicht seine Angebote vor allem bei der Straßenbahn seit 2000 so massiv verschlechtert und ausgedünnt, dann wäre die WVV jetzt kein Kostgänger des städtischen Haushalts, sondern hätte bei über zwei Millionen Euro geringerem WSB-Defizit einen Gewinn von 1,5 Millionen Euro ausweisen können.“

Andere Städte, so die Agenda-Experten, hätten gezeigt: Bei guten Angeboten steigen die Fahrgastzahlen und die Einnahmen. Die Agenda 21 appelliert, die WSB mit notwendigen Investitionen anzuschieben, u.a. mit der Linie 6 ans Hubland: „Ohne diese mit Abstand wichtigste Investition ist eine wirtschaftliche Sanierung der WSB nicht denkbar.“

 
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  • Leser44
    Ich hatte öfters überlegt in der Innenstadt mit der Straßenbahn zu fahren. Jedoch scheiterte es daran, dass ich bis zur nächsten Haltestelle fast den halben Weg bereits zum eigentlichen Ziel per Fuss zurücklegen musste. Die Haltestellen vom Bahnhof bis Dom liegen einfach viel zu weit auseinander. Das ist speziell für ältere Leute ein großes Problem.
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  • Thor88
    Jeden Monat kassiert die WVV 132,20€ von mir. Was bekomme ich dafür als Gegenleistung?
    Einen Zug der morgens 20 Minuten vor dem Bahnhof steht und überlegt ob er vorwärts oder rückwärts fahren soll.
    Eine Straßenbahn die vor mir schnell die Türen zumacht und abfährt.
    Einen Fußmarsch zum Barbarossaplatz.
    Einen verspäteten Bus der genau wie die Straßenbahn vor mir die Tür zumacht und auf Winken und an die Tür klopfen nicht reagiert.
    Einen Fußmarsch zur Arbeit weil der nächste Bus noch mehr Verspätung hat.
    Wenn die WVV mit Absicht die Fahrgäste stehen lässt dann brauch sie sich über sinkende zahlen nicht zu wundern. Vor der VVM Zwangseingemeindung kostete der Zug 112€ und man musste sich nicht vom Busfahrer verarschen lassen.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    kommt mir aber ansatzweise bekannt vor und deshalb ein"+" von mir.

    In der Tat ist es in WÜ mMn genau das gleiche Manko wie vielerorts: man guckt zuerst auf das Geld, sagt "uijuijuijuijui" und beschließt "Sparmaßnahmen". Diese führen für kurze Zeit zu gewissen Erfolgen in die gewünschte Richtung, die dann aber von gegenteiligen Effekten gekontert werden und evtl. sogar ins Negative umschlagen (Fahrgastvergraulung). (Ist zwar nur ein Märchen, aber ich verweise hier auf die Geschichte vom fetten und vom mageren Lollus von Ludwig Bechstein.)

    Auch das "dauernde" Hochsetzen der Fahrpreise geht nur bis zu dem Grad gut, wo man immer noch besser ist als "die Konkurrenz": der Privat-Pkw; sonst setzt der Ich-bin-doch-nicht-blöd-Effekt ein.

    MMn (OK, leicht gesagt...) muss die WSB mal rauskriegen, was die Fahrgäste wollen und dann versuchen, da vernünftig ranzukommen. Kund/innen/ Fahrgäste, die sich absichtlich für den ÖPNV entscheiden statt ihn notgedrungen hinzunehmen, müssten das Ziel sein!!
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  • Herbipolis
    bei der Linie 6 angeblich die Zuschussfristen vom Freistaat versemmelt wegen nicht fristegerchter Umsetzung, viel zu viele Haltestellen und damit zu langsam und obendrein in der Realtion noch zu teuer, für so ein kleines Netz. Ergo fährt man lieber Auto, Fahrrad oder Taxi, je nachdem was besser für den betreffenden ist.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    in einer Stadt, die statt einer Stadtbahn in einen neuen Stadtteil (Begründung: kein Geld) lieber eine neue Saunalandschaft in ein neu zu bauendes altes Bad einbaut oder Fußgängerzonen einrichtet, nach denen niemand gefragt hätte (für sowas ist Geld genug da).

    Ich traue mich zu wetten, wenn man in WÜ wirklich ernsthaft einen guten städtischen ÖPNV wollte und das Geld da einsetzen würde, wo man es am ehesten braucht, statt es mit vollen Händen für ein "Nice-to-have" nach dem anderen zu verballern, wäre das alles kein Problem.

    Im Übrigen verweise ich auf die Ausführungen von Catweazle6847 und meine Antwort auf den Beitrag von hazamel.
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  • hazamel
    Vielleicht sollte man sich bei der WVV auch mal überlegen ob man wirklich alle paar Meter eine Haltestelle braucht. 6 Haltestellen auf zirka 800 Meter Fahrstrecke in Grombühl sind mein persönliches Highlight. Mergentheimer Straße sieht da nicht besser aus. 150 Meter zwischen Löwenbrücke und Ruderzentrum sind bestimmt wichtig und die Haltestelle Ruderzentrum hat sicher ein großes Einzugsgebiet.
    Wie sagte ein Freund vor kurzem so schön: Man braucht ne halbe Stunde mit dem Zug von Fulda nach Würzburg. Und dann nochmal so lange bis zum Heuchelhof.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    denn mMn vergleichen Sie hier statt Äpfeln mit Birnen das "Fernverkehrs-Premium-Produkt" der "großen" Bahn mit einem ausgewiesenen Verkehrsmittel zur Stadterschließung. Würden Sie für die Relation Hbf - Heuchelhof einen "Bahnbus" benutzen, würde das mindestens genausolang dauern (eher länger, da keine eigene Trasse, sondern Straßenmitbenutzung angesagt wäre).

    Was man machen müsste/ könnte und auch diskutiert, aber (bislang) wenig Taten folgen lässt, ist die (Wieder-)Eröffnung möglichst vieler (sinnvoller) Bahnhaltepunkte (w. z. B. in Heidingsfeld) und die Verknüpfung mit Straba/ Bus. Damit könnte man für einige innerstädtische Relationen deutlich bessere Wegezeiten bieten.

    Für ein integriertes System nach dem Karlsruher Modell ist WÜ afaik aus verschiedenen Gründen eher nicht der "geborene Kandidat"; hier müsste der Schwerpunkt auf möglichst enge Zusammenarbeit der verschiedenen Verkehrsträger gelegt werden.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Dort fährt die Straba dort zum einen in der Innenstadt und zum anderen nutzt sie die Gleise der DB.

    Somit kann man von den umliegenden Städten und Gemeinden (bis nach Heilbronn hinaus) direkt in die Fußgängerzone fahren, ohne umsteigen zu müssen.

    Das System gibt es mittlerweile auch in Kassel und Saarbrücken.

    Ehrlicherweise muss ich aber hinzufügen, dass dieses System nicht auf Würzburg übertragbar ist, weil die Straba hier eine andere, schmalerem Spurbreite hat, als wie die Kassel oder Saarbrücken.

    Und was ein erweitertes Netz angeht:

    Wieso denkt man auch nicht mal (auch wieder) über eine Verbindung nach Versbach und Lengfeld nach, beides Stadtteile, die wachsen, wie jetzt ein anderer Artikel in der Main-Post belegt.

    Um, nochmal auf das Thema P&R zu kommen:

    In Regensburg (Ausfahrt R-Prüfening (A 93)) fährt man von der Autobahn runter, gelangt dort zu einem P&R Parkplatz und hat dann Anschluss in die Innenstadt.

    Und das für 2,50 € / 5,00 € am Tag, inklusive Busfahrt!
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Was ich an der Straba in Würzburg sehr positiv schätze, ist, dass sie, bis auf wenige Ausnahmen, unabhängig vom Autoverkehr fährt und somit von Staus zu Zeiten im Berufsverkehr nur bedingt betroffen ist.

    In Düsseldorf, Krefeld z. B. fährt die Straba dort mit im Autoverkehr, was nicht oft nur zu Verspätungen führt, sondern auch die Unfallgefahr höher ist.

    Alleine deshalb nutze ich die Straba hier in Würzburg oft.

    Was aber verbesserungswürdig ist, ist ein P&R System, dass den Autofahrer veranlassen würde, auf die Straba umzusteigen.

    Wieso wird eigentlich "nur" über eine Linie 6 zum Hubland nachgedacht?

    Wieso wird nicht auch mal über eine Direktverbindung Grombühl-Zellerau nachgedacht?

    Denn mitunter ist es selbst mit dem Auto im Berufsverkehr schneller von Grombühl in die Zellerau zu fahren oder umgekehrt, als wie mit der Straßenbahn, weil man nämlich erst umsteigen muss.

    Und dass es auch anders geht, zeigt z. B. Karlsruhe.
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  • stefan.behringer@web.de
    Der Verkehrsverbund in Würzburg ist der teuerste, den ich kenne!

    Von Kitzingen nach Würzburg kostet es nicht viel weniger als von Kitzingen nach Nürnberg.

    Einzelkarten kosten (z. B. von Eibelstadt nach Würzburg-Sanderau, also 8km): 3,85 Euro. Da könnte man sogar überlegen, ein Taxi zu rufen (dort ist nämlich ein Sitzplatz garantiert).
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