Das Planfeststellungsverfahren für die Straßenbahnlinie 6 zum Hubland dauert an. Bei einem Pressegespräch an diesem Freitag sagte Regierungspräsident Eugen Ehmann, er rechne, "wenn alles optimal verläuft", nicht vor dem Ende des ersten Halbjahres 2020 mit einem Planfeststellungsbeschluss. Begonnen worden war mit dem Verfahren bereits im Jahr 2012.
Hintergrund der Verzögerung sind Änderungen der Planfeststellung, die eine erneute Auslegung der Unterlagen erforderlich machen würden. So wolle man "optimale Transparenz und Rechtssicherheit" erlangen, wie der Regierungspräsident erläuterte. Die Auslegung soll noch in diesem Jahr erfolgen und abgeschlossen werden. "Änderungen im Verlauf einer Planung sind eher die Regel als die Ausnahme", so Ehmann weiter.
Streckenführung bleibt unverändert
Doch seien diese Änderungen so umfassend gewesen, dass sie nach Ansicht der Regierung als Planfeststellungsbehörde eine erneute Auslegung erforderlich machen würden. So habe es neue schalltechnische Untersuchungen gegeben und die Verkehrsprognose sei über das Jahr 2025 fortgeschrieben worden. Weiter habe eine faunistische Untersuchung stattgefunden. Unter Faunistik versteht man die Erfassung der Tierarten in einem bestimmten geographischen Gebiet. Auch eine erneute artenschutzrechtliche Prüfung habe stattgefunden, zudem sei eine Änderung des landschaftspflegerischen Begleitplanes erforderlich gewesen. An der Streckenführung wird sich laut Ehmann jedoch definitiv nichts ändern.
460 Bäume müssen weichen
"Es ist für Außenstehende immer schwer zu verstehen, warum solch ein Verfahren so lange dauert“, sagte Thomas Schäfer, Geschäftsführer der Würzburger Versorgung- und Verkehrs-GmbH (WVV). Auch laufende Veränderungen, zum Beispiel beim Fuhrpark, führten zu aktualisierten Gutachten. Und das wiederum führte zu Verzögerungen. Durch den Zeitverzug standen außerdem ursprünglich angedachte Ausgleichsflächen nicht mehr zur Verfügung. Denn für den Trassenbau müssen laut Schäfer rund 460 Bäume gefällt werden. 150 könne man trassennah aufforsten, für die anderen mussten die Verantwortlichen Ausgleichsflächen an anderer Stelle finden. Doch die Suche war in Rottendorf und am Dallenberg erfolgreich. Dort soll eine Streuobstwiese angelegt werden. Um Zeit zu sparen, würden die Planer parallel bereits weitere Schritte für die letzten Züge des Großprojekts einleiten – zum Beispiel für das Ausschreibungs- und Förderungsverfahren.
Pilz: "Dauer hochgradig unbefriedigend"
Über die lange Dauer der Planungen zeigte sich auch Matthias Pilz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat und Aufsichtsratsvorsitzender der WSB, enttäuscht. „Ich möchte keine chinesischen Verhältnisse, gleichwohl ist die lange Dauer hochgradig unbefriedigend“, sagte er. Er thematisierte während des Gesprächs, sich zeitnah Gedanken für eine Straba-Linie in den Würzburger Norden zu machen. „Wer früher anfängt, ist früher fertig“, meinte Pilz.
Schäfer gab dazu an, bei vielen baulichen Veränderungen in der Stadt auch immer an eine mögliche Straßenbahn zu denken. Wichtig ist laut Oberbürgermeister Christian Schuchardt jedoch, dass bei allen Planungen bedacht wird, „dass Strabas einen Batzen Geld kosten“. Zur Information: Das Defizit der Würzburger Straßenbahn GmbH belief sich im vergangenen Jahr auf rund 13,5 Millionen Euro. Schuchardt hofft, dass die derzeit stattfindenden Bus- und Tarifworkshops für eine höhere Attraktivität des ÖPNV sorgen, damit dieser tragfähiger werden kann.
Fest steht: Es wird zu einer dritten öffentlichen Auslegung kommen. "Wir müssen darauf achten, dass das Verfahren rechtssicher ist, da geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Diese Zeit ist der Preis für eine echte Bürgerbeteiligung", betonte der Regierungspräsident. Der Grund für die neuen Untersuchungen seien nämlich auch die Einwände im Rahmen des Erörterungstermins vom Dezember 2017 gewesen, die eine Aktualisierung der Planunterlagen notwendig gemacht hätten. "Die Öffentlichkeit hat das Recht, alles zu erfahren", so Ehmann. Zudem gehe es um viel Geld und die Planungen hätten für Jahrzehnte Auswirkungen in städtebaulicher Hinsicht.
Dem schloss sich Oberbürgermeister Schuchardt an: "Es wohnen nicht nur Freunde der Straba entlang der Strecke, da brauchen wir Rechtssicherheit." Die Strecke verlaufe ja nicht, wie die zum Heuchelhof, auf einer vorher freigehaltenen Trasse sondern durch eine gewachsene Altstadt und den Ringpark. Er hofft auf einen Planfeststellungsbeschluss in der ersten Jahreshälfte 2020. Die veranschlagten Baukosten von 80 Millionen Euro stammten aus dem Jahr 2012. "Wir benötigen also auch eine neue Kosten-Nutzen-Berechnung, um mit dem Freistaat über die Höhe der Förderung reden zu können", so der OB. Im städtischen Haushalt seien bereits Rücklagen für den Bau der Strecke vorhanden, versicherte er auf Anfrage. Derzeit stünden dafür rund 17 Millionen Euro zur Verfügung.
Liebe Main-Post, ich freue mich auf gut recherchierte Antworten, wie beim Trinkwasser, toten Schweinen oder Steinbruch-Erweiterung.
Hier ist es offensichtlich so, dass das Verfahren nun so lange lief, dass Untersuchungen jetzt bereits veraltet sind und wieder neu erstellt werden mussten.
Hier musste man einmal grundsätzlich ansetzen. Bürgerbeteiligung ist gut, aber hat inzwischen völlig überhand genommen.
Eine Straßenbahn ist nicht für Fahrgäste attraktiver als Omnibusse sondern auch preiswerter im Alltagsbetrieb. Doppelte Kapazitäten bedeuten eben auch halbe Personalkosten.
Himmelswillen, jetzt macht mir bloß keine Angst!!!