Seit über drei Wochen steht die Hälfte der Würzburger Straba-Flotte im Depot in der Sanderau. Dort suchen Experten nach möglichen Schäden in den Fahrwerken. Informationen zum Straßenbahn-Ausfall gibt Bernd Karl, Geschäftsführer der Würzburger Straßenbahn WSB.
Warum fallen in Würzburg die Hälfte der Straßenbahnen aus?
Die 20 Straßenbahnen der Baureihe GT-N sind vorsorglich außer Betrieb genommen. Laut Geschäftsführer Karl bestehe die Gefahr, dass während der Fahrt plötzlich ein Bauteil, die Fahrwerksschwinge, ausfallen könnte. „Die Straßenbahn könnte entgleisen und im schlimmsten, aber unwahrscheinlichen Fall mit einer anderen zusammen stoßen“, sagt Karl. Die Verantwortlichen der WSB, der Technischen Aufsichtsbehörde bei der Regierung von Mittelfranken, des TÜVs und des Herstellers schätzen deshalb das Risiko des Weiterbetriebs als zu groß ein. Die Sicherheit der Fahrgäste gehe vor.
Wie ist das Problem entdeckt worden?
Während einer Betriebsfahrt Ende Oktober am Heuchelhof wurde ein Straba-Fahrer auf eine Störung der mechanischen Bremsen aufmerksam gemacht. Der mitfahrende Kollege bemerkte Funken am linken hinteren Fahrwerk. Laut Karl sei damit klar gewesen, dass etwas nicht in Ordnung ist. "Im Schritttempo wurde das Fahrzeug zum Abstellhof am Heuchelhof gebracht.“
Was passierte, nachdem die defekte Fahrwerksschwinge entdeckt wurde?
Nachdem feststand, dass die Fahrwerksschwinge defekt ist, fiel die Entscheidung, die GT-N-Flotte aus dem Betrieb zu nehmen. "Wir haben sofort mit der Suche nach der Ursache begonnen", erklärt der WSB-Geschäftsführer. Dazu seien Sachverständige und Experten nach Würzburg geholt worden. Angeschafft hat die WSB die GT-N Baureihe vor knapp 30 Jahren für rund 82 Millionen Mark bei der Firma Linke-Hofmann-Busch in Salzgitter, die heute zum französischen Alstom-Konzern gehört. Sie wurden speziell für den steilen Heuchelhofberg konzipiert und fahren nur in Würzburg.
Wie wird nach der Ursache des Schadens gesucht?
Die defekte Fahrwerksschwinge wird noch in einem Prüflabor in Essen untersucht. Mit Ergebnissen rechnet die WSB im Laufe der nächsten zwei Wochen. Gleichzeitig werden die vier Schwingen in den jeweils drei Fahrwerken aller Bahnen von Werkstoffprüfern aus München auf mögliche Mängel untersucht. "Aber erst, wenn wir wissen, warum die Fahrwerksschwinge kaputt gegangen ist, können wir den Zustand wirklich bewerten," erklärt Karl.
Warum gibt es Einschränkungen im Straßenbahn-Fahrplan?
Mit den 20 GT-N-Fahrzeugen fällt die Hälfte des WSB-Fuhrparks aus. Deshalb fahren die Linien 4 und 5 jetzt im Zehn-Minuten-Takt nach einem Ersatzfahrplan und die Linien 1, 2 und 3 entfallen. Zur Verfügung stehen aktuell lediglich 13 Straßenbahnen der GT-E-Baureihe, die zwischen Rottenbauer und Bahnhof und einmal pro Stunde in der Sanderau fahren und sechs Duewag GT-D. Diese über 50 Jahre alten Straßenbahnen werden normalerweise nur in Verkehrsspitzen eingesetzt, jetzt bedienen die Oldies die Linie zwischen Sanderau und Bahnhof. "Wir sind heilfroh, dass wir unsere sechs Duewags nicht ausgemustert haben und genug Platz im Depot für sie da war. Sie wurden gut in Schuss gehalten, so dass wir mit ihnen zumindest einen Teil des Ausfalls kompensieren können", sagt Karl.
Wie lange gibt es die Einschränkungen noch?
Im Moment ist noch nicht absehbar, wann die GT-N-Fahrzeugflotte wieder auf die Schiene darf. "Die Suche nach dem Fehler, der zum Ausfall der Fahrwerksschwinge geführt hat, ist nicht einfach und wir wissen auch nicht, welche Folgen das Ergebnis für die anderen Fahrzeuge hat", sagt Karl. Er rechnet damit, dass die Einschränkungen noch mehrere Wochen über den Jahreswechsel hinaus bleiben. Nicht absehbar sind deshalb momentan auch die Kosten der Reparatur.
Gab es solche Ausfälle auch schon in anderen Städten?
Stromausfall, Kabelbrand oder Personalmangel sind gängige Ursachen dafür, dass Straßenbahnfahrten in deutschen Städten ausfallen. Dass Strabas wegen möglicher Schäden aus dem Betrieb genommen werden, passiert selten. So musste zum Beispiel die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) 2022 15 Straßenbahnen einige Tage stilllegen, weil in den Bahnen möglicherweise defekte Kabelverbindungen verbaut wurden.
kann dort viel billiger parken, zum teil wie in hädefeld kostenlos. also - ab nach hädefeld.
dort gibts übrigens auch weihnachtsmärkte und glühwein!!
Wenn ich oft lese wieviele Leute nicht mehr nach Würzburg kommen weil da alles schlecht und teuer ist, wieso sind dann Parkhäuser und Parkplätze gut gefüllt und warum gibt es bei Events kaum ein Durchkommen?
ab nächste Woche fährt doch die Weihnachtsbahn wieder durch die Stadt.
Macht doch aus den anderen 6 Oldies einfach auch Weihnachtsbahnen.
Dann hätten wir mal so richtig Weihnachten in der Innenstadt!
Außerdem möchte ich hier einmal allen Straßenbahnfahrern und Busfahrern für ihre Arbeit in der jetzigen Notsituation DANKE sagen!
Es geht vielleicht nicht so schnell und komfortabel, aber ich komme überall hin.
Sie müssen bei so einer hohen Erwartungshaltung ein großer Steuerzahler sein! Respekt!
Oder sind baugleiche Teile auch in anderen Baureihen verbaut, welche anderswo munter weiter fahren?
Ich sage nur : Eisenbahnunfall von Eschede 1998- Bruch eine Radreifens - 101 Tote!
Denken sie an eine Bahnfahrt vom Heuchelhof - nicht auszudenken was passiert wenn man da schludert!
0,00000000% Risiko gibt es nie.
Zigtausend GT-N Fahrten ist nie was passiert. Warum sollte es morgen?
Steile Gefälle sind belastend für das Bremssystem, nicht für eine Fahrwerksschwinge (sofern man nicht rast).
Und was spricht dagegen, die Bahnen bis zur Ursachenklärung etwas langsamer fahren zu lassen. Insbesondere in engen Kurven, abschüssigem Gleis oder Unebenheiten in Kombination mit viel Ladung (voll besetzt)?
Man muss ja die Alternative bedenken. Jetzt fahren haufenweise PKW die Schüler zum Unterricht und heim. Dabei ist das allgemeine Risiko sicher ungleich größer.
Sollte also besser eine objektive Abwägung aller für und wider sein.
Nicht alle WSB Fahrzeuge sind vom betroffenen Typ. Nicht alle Linien fahren das steile Heuchelhof Gleis. Also ist das alles wohl nicht völlig alternativlos.
Aber logo, solange nur eine der 4 Beteiligten Stellen bei der Einschätzung "zu gefährlich" bleibt, werden die Züge im Depot bleiben.