In der Kirche gilt er als der Ewigkeitssonntag und nimmt damit Bezug auf den Glauben an Auferstehen und ein ewiges Leben: der Totensonntag. Am 20. November ist es wieder so weit. Da der Totensonntag in Bayern als sogenannter stiller Feiertag gilt, sind tanzen und laute Musik dann gesetzlich verboten. Das sorgt vor allem bei Gastronominnen und Gastronomen für Unmut. So auch in Würzburg.
Welche Regeln gelten überhaupt?
Die gesetzlichen Feiertage bestimmt das sogenannte bayerische Gesetz über den Schutz der Sonn- und Feiertage. An den gesetzlichen Feiertagen sind wie an den Sonntagen öffentlich bemerkbare Arbeiten, die die Feiertagsruhe beeinträchtigen, verboten. Darüber informiert das Bayerische Innenministerium. Neben den Feiertagen sind stille Tage festgelegt.
An diesen sind öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen verboten, die nicht "dem ernsten Charakter" dieser Tage entsprechen. Das gilt insbesondere für laute Musik in Clubs, Diskotheken oder Restaurants. Vor zehn Jahren gab es eine Gesetzesänderung in Bayern, seitdem ist es möglich, an den meisten stillen Feiertagen bis 2 Uhr hineinzufeiern – "um der Lebenswirklichkeit angemessen Rechnung zu tragen", wie es damals in der Begründung des Bayerischen Innenministers heißt.
Danach dürfen Clubs zwar weiter geöffnet bleiben, die Musik muss aber leiser gedreht werden und Tanzen ist verboten. Insgesamt neun stille Tage gibt es in Bayern, an denen ein generelles Tanzverbot gilt. Drei davon befinden sich in der Osterzeit.
Dehoga möchte in manchen Bereich das Gesetz ändern lassen
Der Hotel- und Gaststättenverband Bayern (Dehoga) interveniert nach eigener Aussage bereits seit Jahren bei der Bayerischen Staatsregierung, die derzeitige Regelung der stillen Tage zu überprüfen und in manchen Bereichen das Gesetz zu ändern. "Vor einigen Jahren wurde zumindest das Tanzverbot geändert, dass dies nicht mehr von 0.00 Uhr bis 23.59 Uhr wirksam ist, sondern von Sperrzeit zu Sperrzeit", sagt Bezirksgeschäftsführer Michael Schwägerl auf Anfrage der Redaktion.
Der Verband ist der Ansicht, dass die Aufrechterhaltung der bisherigen Regelungen nicht mehr zeitgemäß ist. "Wenn wir 15 Jahre zurückblicken und die damalige Bedeutung von Halloween und Allerheiligen vergleichen, muss man jetzt feststellen, dass nicht nur bei Jugendlichen Halloween an Bedeutung gewonnen hat."
Clubs und insbesondere Diskotheken seien laut Schwägerl mit der jetzigen Regelung nicht zufrieden. Gerade in den Monaten ab November, wenn es kälter wird und die Gäste sich nicht mehr im Freien aufhalten wollen, würden an einigen Wochenenden Gäste und somit auch der entsprechende Umsatz fehlen.
Stille Tage als Atempause
Die Diözese Würzburg sieht das Ganze etwas anders. Menschen brauchen stille Tage, heißt es auf Anfrage aus der Pressestelle. "An den stillen Tagen im November stehen besonders die Themen Vergänglichkeit, Sterben, Tod, Leid und Krieg im Mittelpunkt. Schwierige und existentielle Themen - und das noch in einer melancholischen Jahreszeit", sagt Pressesprecher Bernhard Schweßinger.
Angesichts von zahlreichen Krisen und Kriegen würden diese Themen die Menschen in diesem Jahr besonders einholen, meint er. "Sie beschäftigen und bewegen. Sie stimmen nachdenklich und machen traurig." Stille Tage würden hier einen Raum bieten, sich mit Fragen von Leid, Sterben und Tod auseinanderzusetzen. "Sie sind Atempausen für die Seele und fürs Leben und deshalb gerade heute wichtig und zeitgemäß. Stille Tage sind ein gemeinsames Gut, ein großer Wert unserer Gesellschaft. Wir brauchen stille Tage – um der Menschen willen."
Gastronom sieht Tanzverbot als "völlig überholt" an
Stefan Mußmächer findet das Tanzverbot "völlig überholt". Der Betreiber der beiden Bars Hoffnung und Rock-a-Hula in der Sanderstraße schließt an stillen Feiertagen um 2 Uhr und schätzt, damit zwischen 15 und 20 Prozent weniger Umsatz zu machen. An anderen Wochenenden macht Mußmächer um etwa 4 Uhr zu – ihm fehlen dann also zwei Stunden. "Ich bin Gastronom und war früher auch gerne feiern. Stille Feiertage empfinde ich als Witz. Ich bin der Meinung, wer an diesen Tagen nicht feiern möchte, der setzt sich sowieso nicht in die Kneipe und an die Bar."
Das Dornheim an der Talavera geht noch einen Schritt weiter. Am Totensonntag öffnet der Club, wie in den sozialen Medien zu lesen ist, gar nicht erst die Türen. "Leider geschlossen, da gesetzliches Tanzverbot am Sonntag", heißt es unter einem Instagram-Post.
"Gar nichts", hält Nik Zimmermann von der Diskothek Boot von den Tanzverboten an stillen Feiertagen. Die feiernden Menschen würden seiner Aussage nach nicht einmal mehr die Bedeutung der Tage kennen. "Karfreitag als höchsten kirchlichen Feiertag sehe ich ja noch als stillen Tag ein, aber der Rest ist vollkommen unzeitgemäß."
Christoph Schiebel, Inhaber der Kulturstätte Kurt & Komisch, sieht das ähnlich. "Ganz zu schweigen von den Einschränkungen für Kulturbetriebe und Gastronomie. Wieso sollte eine Institution wie die Kirche bestimmen, wie ein Feiertag begangen wird?", sagt er. Seiner Meinung nach sollte jede Person für sich selbst entscheiden dürfen, wie er oder sie die Feiertage begeht. Eine Verbotskultur habe noch nie etwas bewirkt, meint er. "In anderen Bundesländern wird das ohnehin längst anders gehandhabt und wurde schon seit Langem an den nun mal geänderten Zeitgeist angepasst." Umsatzeinbußen seien durch stille Feiertage selbsterklärend, ärgert er sich.
Aus dem Club wird Barbetrieb mit Hintergrundmusik
Ähnlich läuft es auch im Club Studio. Wie der Geschäftsführer Christian Reitlinger im Gespräch mit der Redaktion erzählt, werde auch dort ab 2 Uhr die Musik leiser gedreht. Außerdem stelle er auch die Musikanlage und die Nebelmaschine aus. "Barbetrieb mit Hintergrundmusik", nennt das Reitlinger. Er kommt damit klar, ist froh, dass den Menschen in Bayern "so viele Feiertage geschenkt" werden, da stehe er drüber, dass an den stillen Feiertagen der Clubbetrieb etwas anders läuft.
Nichtsdestotrotz gehen rund 50 Prozent der Gäste an stillen Feiertagen um 2 Uhr nach Hause, böse Reaktionen bekomme er kaum welche, wenn die Musik leise gedreht wird: "Die Mehrheit unserer Gäste ist damit aufgewachsen, die kennen das ja nicht anders. Da bekommen wir schlimmere Reaktionen, wenn wir den Rauchern sagen, dass sie im Club nicht rauchen dürfen."
Dafür macht ihm etwas anderes zu schaffen: "Viele junge Leute gehen aufgrund der Inflation und noch immer wegen Corona einfach gar nicht mehr weg", stellt er fest.
Zur arbeitenden (und Einkommenssteuer zahlenden) Bevölkerung wird er sowieso nicht zählen.
Und das aus nem einfachen Grund - er schaut sich an, warum an diesem Tag Feiertag ist und sieht auch den Hintergrund des Ganzen!
Aber diese Bescheide vom Ordnungsamt für die übrigen Tage halte ich schon seit 20 Jahren nicht mehr für zeitgemäß!
Und gerade der Buß und Bettag ist da eine echte Farce: Der war bis 1995 ein echter Feiertag, an dem jeder frei hatte. Dieser Feiertag wurde bundesweit, bis auf Sachsen, abgeschafft, um durch sozusagen "Überstunden" die Pflegeversicherung mitzufinanzieren. Die Sachsen zahlen dafür im Gegenzug einen höheren Satz in die Pflegeversicherung ein. Mit einer religiösen Bedeutung hat das gar nichts mehr zu tun! Man hat da den Bürgern mit einem politischen Ränkespiel einen Feiertag geklaut, und verdonnert sie dann aus "Religiösen Gründen" auch noch zum Tanzverbot... Das muss man sich erstmal richtig durchdenken, um den Witz dahinter zu erkennen...
Jeder kann seinen Feiertag so verbringen wie er will. Niemand muss in einen Club gehen, wenn er das an so einem Feiertag für unangebracht hält.
zur erinnerung diese sogenannten "stillen tage" im jahr sind:
karfreitag/karsamstag
allerheiligen/allerseelen
buss- und bettag
volkstrauertag
totensonntag(ewigkeitssonntag), wobei dieser tag vorallem für evangelische christen ein gedenktag ist wie bei katholiken der allerseelentag. hier besuchen christen die gräber ihrer angehörigen. in der katholischen kirche "feiert" man hingegen christus den sieger über den tod und wiederkommenden herrn.
man müsste schon noch soviel respekt und verstand aufzeigen, an diesen paar tagen nicht noch rampazampa machen zu müssen. zu hause gemütlich ein bierchen oder wein trinken mit den angehörigen zusammensitzen oder fernseh schauen, dagegen ist rein gar nichts einzuwenden. aber: schenkt euren verstorbenen angehörigen und freunden wenigstens ein paar tage im jahr um ihrer würdig zu gedenken. muss möglich sein?