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Würzburg
25 Jahre "das Boot": Wie der schwimmende Club nach Würzburg kam
25 Jahre Musik, Drinks und ausgelassenes Feiern: An diesem Tag feiert die Disko "das Boot" Jubiläum. Warum der Betriebsleiter trotz Corona nicht den Kopf in den Sand steckt.
Das schwimmende Partyschiff 'Das Boot' wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Wegen der Corona-Pandemie ist das Deck derzeit verwaist.
Foto: Silvia Gralla | Das schwimmende Partyschiff "Das Boot" wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Wegen der Corona-Pandemie ist das Deck derzeit verwaist.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:46 Uhr

"Kommt es oder kommt es nicht, das Boot. Nein, natürlich ist nicht das Boot mit den vielen Oscars gemeint. Das Boot, das die Würzburger Szene in Wallung bringt, ist auch kulturgeladen, hat aber mit dem abenteuerlichen Film-Boot wenig gemein", beginnt ein Zeitungsartikel vom 4. September 1995. Es kam, das Boot. Am 26. April 1996. Gemeint ist der schwimmende Club im Becken des Alten Hafens an der Veitshöchheimer Straße. Vor 25 Jahren hat das Boot dort seine Anker fallen lassen. Es gibt wohl keinen unpassenderen Zeitpunkt, das Jubiläum eines Clubs zu feiern, als momentan, im zweiten Corona-Jahr. Grund genug, um die letzten Jahre Revue passieren zu lassen.

Renovierung statt großer Party

Renovierung statt großer Party, lautet derzeit das Motto. Nik Zimmermann - den meisten nur bekannt als "der Nik vom Boot" - ist seit 25 Jahren der Betriebsleiter der schwimmenden Diskothek und traurig, dass die Jubiläumsfeier ausfallen muss. Dennoch steckt er den Kopf nicht in den Sand und nutzt die stille Zeit für eine Generalüberholung des Schiffs: Neue Theken, neues DJ-Pult, neue Licht- und Tonanlage, neue Klimaanlage. "Das wird Zeit, alle zehn Jahre kümmern wir uns um Renovierungsarbeiten auf dem Boot", erzählt Zimmermann. 

Nik Zimmermann alias 'der Nick vom Boot' leitet seit 25 Jahren das Partyschiff.
Foto: Ulises Ruiz | Nik Zimmermann alias "der Nick vom Boot" leitet seit 25 Jahren das Partyschiff.

Bevor das Boot nach Würzburg kam, diente der ehemalige Moseldampfer zehn Jahre lang als schwimmender Party-Tempel in Nürnberg. Die Anker musste es lichten, weil der Verkehr auf der Schiffahrtstraße dort derart zugenommen hatte, dass kein Platz mehr war für feuchtfröhliche Feten. Würzburg schien den Bootseignern ein spannender Platz zu sein - viele Studierende und viele Ideen rund um den Alten Hafen. Maßgeblich verantwortlich für den fränkischen Wechsel von Nürnberg nach Würzburg war Egon Kitz. Der damalige Hafendirektor der Würzburger Hafen GmbH war gerade auf einer Tagung in der zweitgrößten Stadt Bayerns, als er auf das Boot gestoßen ist. "Der dortige Hafendirektor erzählte mir, dass das Boot weg muss", erinnert sich Kitz heute. "Da dachte ich mir, dass ich mir das Boot doch mal genauer ansehen sollte, da es eventuell etwas für Würzburg wäre." 

Umbau des Alten Hafens als ausschlaggebender Punkt

Eigentlich wollten die damals fünf Gesellschafter der GDR-Gastronomiebetriebs GmbH, der Betreibergesellschaft des Bootes, gar nicht weg aus Nürnberg. Doch der Zehn-Jahresvertrag lief zum April 1995 ab und eine Verlängerung war nicht möglich. "Wir haben mit viel Betteln das halbe Jahr verlängert bekommen, mehr war nicht drinnen. Also mussten wir uns nach einem neuen Liegeplatz umschauen", sagte damals Wolfgang Engl, Mitbesitzer des Bootes.

'Das Boot' in Nürnberg im Jahr 1995, kurz bevor es nach Würzburg kam.
Foto: Nik Zimmermann | "Das Boot" in Nürnberg im Jahr 1995, kurz bevor es nach Würzburg kam.

Mehrere Möglichkeiten standen zur Diskussion: unter anderem Bamberg und Schweinfurt. Für Würzburg habe man sich letztendlich entschieden, weil die Stadt und die Leute interessant erschienen und die Hafen GmbH das gastronomische Konzept begeistert aufgegriffen habe. Zudem war der Umbau des Alten Hafens zum Kulturspeicher ausschlaggebend, sich für den Standort Würzburg zu entscheiden. "Hier waren nur Ruinen. Dort wo heute das Parkhaus steht, war nur ein Schotterparkplatz und ein altes Gebäude der Hafendirektion", weiß Nik Zimmermann. "Das war ideal, denn so hatte man einen gewissen Großstadtflair und keine Nachbarn."

200 000 Mark Kosten für Generalüberholung

Die Genehmigung "für das Anlegen einer schwimmenden Anlage mit Gastronomiebetrieb" wurde am 11. Juli 1995 erteilt. Die Stadt Würzburg hat dabei ebenfalls festgelegt: "Die Baugenehmigung kann widerrufen werden, sofern das Vorhaben künftigen städtebaulichen Festlegungen, die sich aufgrund des geplanten Wettbewerbs ergeben, entgegensteht." Das heißt, auch die weitblickenden Gemüter konnte sich beruhigen. Einige hatten Bedenken gegen das Boot gehabt, weil damit vielleicht die Baumaßnahmen rund um den Alten Hafen so beeinflusst werden könnten, dass manche gute Vision nicht mehr umsetzbar gewesen wäre.

Rund 200 000 Mark hat die Generalüberholung gekostet, dann konnte das Boot am 26. April 1996 große Eröffnung feiern. 25 Jahre große Partys auf und unter Deck, 25 Jahre tausende Drinks, die über die Theken gegangen sind. Rund 1,5 Millionen Menschen waren in den vergangenen 25 Jahren Gäste an Bord, weiß Zimmermann. Mittlerweile gibt es sogar Mitarbeiter, deren Eltern bereits auf dem Boot gearbeitet haben.

Hoffnung auf große Wiedereröffnung im September

Dass es in diesen vielen Jahren auch das eine oder andere besondere Vorkommnis gab, ist klar. "Viele davon sind aber nicht jugendfrei", sagt der Betriebsleiter und lacht. Großes Staunen gäbe es jedenfalls immer, wenn es am Main Hochwasser gibt. "Dann kommt das Boot so weit aus dem Hafenbecken raus, dass man mal sieht, wie groß das Boot ist." Auch wenn der Main gefroren ist, ergebe sich immer wieder ein besonderes Bild. "Wir müssen mit dem Wetter ganz anders leben, als zum Beispiel Kellerdiskotheken. Wir sind Wind und Wetter ausgesetzt."

Doch seit über einem Jahr nun kommt keine Musik mehr aus den Lautsprechern. Seit einem Jahr gibt es keine Schlangen vor dem Einlass. Die Corona-Pandemie stürzt die Club-Besitzer im ganzen Land in eine existenzielle Krise. Doch Zimmermann bleibt positiv und hofft auf eine große Wiedereröffnung im September, kurz vor der Bundestagswahl. "Ich sehne den Tag herbei, an dem man wieder laut Musik hören, tanzen und ausgelassen feiern kann", sagt er. Aktuell warte er darauf, wie im Corona-Sommer im letzten Jahr, das Freideck und die Außengastronomie wieder aufmachen zu dürfen. Und sobald es wieder möglich ist, wird er auch den Clubbetrieb wieder aufnehmen. Und dann gibt es, so "Nik vom Boot", eine riesengroße Wiedereröffnungsfeier. "Darauf freue ich mich besonders."

 
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