Der Würzburger Supermarkt Kupsch hat vor einigen Wochen Schlagzeilen gemacht: In zwei Filialen werden die Kunden an der Theke neuerdings aufgefordert, nicht mehr zu telefonieren, wenn sie bedient werden. Die Inhaber Christian und Sabine Riedmayer berichteten von vielen Missverständnissen und Ärgernissen, die entstanden seien, da die Kunden nicht richtig bei der Sache seien. Doch auch wer zum Beispiel schon einmal intime Gespräche über die Beziehungsprobleme seines Sitznachbarn im Zug mitverfolgen musste, weiß: Die Allgegenwärtigkeit von Smartphones kann ganz schön unangenehm sein.
Frank Wissmann ist Knigge-Trainer und bietet in Würzburg Seminare zu Umgangsformen und gesellschaftlicher Etikette an. Der richtige Umgang mit dem Handy ist zwar nicht explizit Bestandteil seiner Kurse. "Doch das Thema kommt in fast jedem Seminar zur Sprache", berichtet Wissmann. "Zum Beispiel kam einmal die Frage auf, ob man das Handy bei einem Geschäftsessen rechts oder links vom Gedeck ablegen soll", so Wissmann. Seine klare Empfehlung: Wenn man nicht gerade auf einen dringenden Anruf warte, habe das Handy beim Essen nichts auf dem Tisch verloren.
Regeln für den Umgang mit dem Smartphone
"Generell ist es ein Zeichen der Wertschätzung, wenn ich mich statt dem Handy meinem Gegenüber widme", sagt Wissmann. Im Umkehrschluss spricht er von Respektlosigkeit, wenn man das Handy ständig im Blick habe. "Viele haben heute das Gefühl, etwas zu verpassen", erklärt Wissmann sich die Tatsache, dass viele Menschen permanent ihr Smartphone griffbereit haben. Er selbst sei vor einigen Jahren von ständig eingehenden Push-Nachrichten und E-Mails regelrecht gefangen gewesen. Bis er beschloss, sich selbst Regeln für den Umgang mit dem Smartphone aufzustellen. Seither hat er sämtliche Benachrichtigungen von Apps deaktiviert, nur noch Anrufe werden angezeigt. "Das hat mir die Kontrolle über meinen Tagesablauf zurückgegeben", sagt Wissmann.
In seinen Seminaren beobachtet der Knigge-Trainer, dass es vielen Leuten zunehmend schwer fällt, das Handy nicht immer im Blick zu haben. "Die Teilnehmer schauen aus einem Automatismus heraus auf ihr Smartphone", berichtet Wissmann. Das spreche er dann auch aktiv an. Denn wann immer man in Kontakt mit anderen Menschen sei, so Wissmann, solle man das Handy in der Tasche lassen: "Mein Gegenüber hat immer die höchste Priorität." Doch es gibt noch mehr Situationen, in denen das Handy besser in der Tasche bleiben sollte.
Wo Smartphones zum Störfaktor werden können
Beim Autofahren: Gesetzlich verboten sind Smartphones tatsächlich nur in ganz wenigen Bereichen. Dazu zählt das Autofahren. Am Steuer ist es strikt verboten, das Handy zu nutzen, sei es zum Telefonieren, Nachrichten schreiben oder surfen. Wird man trotzdem dabei erwischt, kostet das laut Polizei 100 Euro und es gibt einen Punkt in Flensburg. Gefährdet man dadurch andere Menschen, wird es sogar noch teurer und es droht ein Fahrverbot. Übrigens gilt das Verbot auch für das Radfahren.
Im Krankenhaus: "Von medizintechnischen Geräten sollte man einen Mindestabstand von einem Meter einhalten", sagt Susanne Just von der Pressestelle der Uniklinik Würzburg. Abgesehen von besonders gekennzeichneten Bereichen wie dem MRT könne man sein Handy in der Uniklinik jedoch normal nutzen, erklärt sie. Auch am Rhön-Klinikum Bad Neustadt gibt es kein Handyverbot. Pressesprecherin Daniela Kalb erklärt, dass sich der Kontakt zu den Angehörigen über das Smartphone positiv auf die Genesung auswirken kann und deshalb auf keinen Fall verhindert werden soll. "Bei übermäßiger Nutzung, zum Beispiel während der nächtlichen Ruhezeit oder wenn andere Patienten gestört werden, gehen wir aber selbstverständlich auf die Patienten zu und sprechen mit ihnen darüber", sagt Kalb.
Im Restaurant: Vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga gibt es zum Umgang mit dem Handy in Restaurants keine generelle Empfehlung. "Auch wenn einige Betriebe ein Handyverbot eingeführt haben, um die Offline-Kommunikation am Tisch wieder zu beleben, ist das insgesamt kein großes Thema", sagt Dehoga-Sprecher Frank-Ulrich John. Einige Betriebe kommunizierten jedoch erfolgreich, dass die Gäste eine handyfreie Zone bei ihnen genießen können. "Dies wird von den Gästen durchaus gut angenommen", so John. Eine andere Möglichkeit, Tischgespräche wieder aufleben zu lassen: Den Gästen kein kostenloses WLAN zur Verfügung zu stellen.
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Im Zug: In Fernzügen gibt es Ruhebereiche, in denen gegenseitige Rücksichtnahme gefordert wird. Telefonieren ist hier zwar nicht erwünscht, verboten ist es jedoch nicht. Ärger gibt es laut einem Sprecher der Deutschen Bahn deswegen eigentlich nie. "Und es wird natürlich auch niemand des Zuges verwiesen, wenn er sich nicht daran hält", so der Sprecher.
Im Museum: Die Mona Lisa im Pariser Louvre, verdeckt von zahlreichen Handys – bei Publikumsmagneten wie dem Bild von Leornardo da Vinci mag das passieren. Im Georg-Schäfer-Museum in Schweinfurt sind Handys im täglichen Geschäft kein Problem. "Man darf sein Handy ganz normal mit in das Museum nehmen, aber wir bitten unsere Besucher schon, dass sie es stumm schalten", sagt Karin Rhein von der Museumsverwaltung. Wenn es doch mal klingelt, machen die Aufseher die Besucher noch einmal darauf aufmerksam. Auch das Fotografieren mit dem Smartphone ist grundsätzlich erlaubt. "Nur mit großer Kamera und Stativ braucht man eine Genehmigung", erklärt Rhein.
In der Schule: Laut dem Bayerischen Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen müssen Handys auf dem Schulgelände ausgeschaltet werden, es sei denn, sie werden zu Unterrichtszwecken genutzt. Das Gesetz sieht sogar vor, dass Lehrer den Schülern das Smartphone vorübergehend abnehmen dürfen, wenn diese sich nicht an das Verbot halten. Damit gehen Schulen jedoch unterschiedlich um: "Wer sich nicht daran hält, muss das Handy bis zum Ende des Schultags im Sekretariat abgeben", erklärt zum Beispiel der Schulleiter des Würzburger Friedrich-König-Gymnasiums Marco Korn. An 16 unterfränkischen Schulen läuft derzeit ein zweijähriger Versuch mit gelockerten Regeln, um ein Modell für einen neuen Umgang mit dem Handy zu entwerfen. Ein komplettes Verbot halten viele Schulen nicht mehr für zeitgemäß.
Aber das alles begreifen die meisten heutigen Menschen nie. Sie wurden durch den heutigen Zeitgeist abgestumpft, völlig angepasst (was gefährlich ist) und unfähig zur Zeitkritik. Sie lassen sich vom Mainstream treiben, wie Plastiktüten auf dem Strom - dummerweise fließt dieser in Richtung Niagara Fälle.