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Ochsenfurt
Stadtrat berät: Wann wird am Dümmersberg gebaut?
In einer Sondersitzung will der Stadtrat die ersten Umsetzungsschritte für eine neue Südstadt und die Erweiterung des Gewerbegebiets in Hohestadt beschließen.
18 Hektar ist die Hochfläche auf dem Ochsenfurter Dümmersberg groß, auf der in den nächsten Jahrzehnten Wohnraum für bis zu 1200 Einwohner entstehen soll.
Foto: Gerhard Meißner | 18 Hektar ist die Hochfläche auf dem Ochsenfurter Dümmersberg groß, auf der in den nächsten Jahrzehnten Wohnraum für bis zu 1200 Einwohner entstehen soll.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:04 Uhr

Zwei Jahre nach der Grundsatzentscheidung über die Entwicklung eines neuen Stadtteils auf dem Dümmersberg will der Ochsenfurter Stadtrat in seiner Sondersitzung am Dienstag die ersten Umsetzungsschritte beschließen. Es geht dabei auch um die Erweiterung des Gewerbegebiets Hohestadt und den Bau einer neuen Straßenspange zwischen dem Maintal und der B 13 südlich der Stadt.

Bürgermeister Peter Juks spricht von einem Generationen-Projekt. 25 bis 30 Jahre werde es wohl dauern, bis der neue Stadtteil voll erschlossen und zur Heimat von bis zu 1200 Ochsenfurtern geworden sein wird. Fast ebenso lange gilt der obere Dümmersberg bereits als letzte große Bauland-Reserve der Stadt. Wenn Ochsenfurt seinen Status als Mittelzentrum behalten und nicht weiter an Einwohnern verlieren will, dann sei es an der Zeit, diese Reserve zu erschließen, sagt Juks.

Den Unternehmen Entwicklungsmöglichkeiten bieten

Höchste Zeit ist es auch für die Erweiterung des Hohestadter Gewerbegebiets. Einige große Unternehmen haben der Stadt in den zurückliegenden Jahrzehnten den Rücken gekehrt, weil sie in Ochsenfurt keine Entwicklungmöglichkeiten hatten, zuletzt die Firma Kindermann. Das will die Stadt künftig verhindern und vielleicht sogar den einen oder anderen Betrieb neu ansiedeln. 

"Die Stadt ist jederzeit der Herr im Ring und muss, wenn es nötig sein sollte, auch die Reißleine ziehen können."
Peter Juks, Bürgermeister

Die Idee zu einer Erweiterung in Richtung Süden ist so alt wie das Gewerbegebiet selbst. Und auch die Trasse für eine südliche Anbindung an die B 13 hat sich die Stadt schon in den 1990er Jahren im Rahmen der Flurbereinigung gesichert. Das Gewerbegebiet soll dadurch besser ans Fernstraßennetz angebunden werden, bei einer gleichzeitigen Entlastung der bestehenden Durchgangstraßen im Maintal. Aus diesen drei Elementen - Wohnbebauung Dümmersberg, Erweiterung Hohestadt und Südspange - soll nun eine Einheit werden. Ein "Dreiklang", wie Bürgermeister Peter Juks sagt, der nur gemeinsam sinnvoll umzusetzen sei. 

Südstadt soll keine Trabantenstadt werden

Doch dagegen gibt es auch Einwände. Kritiker befürchten, dass sich die Siedlung am Dümmersberg zu einer Trabantenstadt entwickelt, zumal die Haupterschließung über die Staatsstraße nach Hopferstadt und die Südspange erfolgen soll. So hält die SPD-Fraktion die Südspange zumindest vorerst für verzichtbar und pocht auf eine Anbindung der neuen Südstadt über die Lehmsteige. Die Grünen halten das Vorhaben insgesamt für unausgegoren und überdimensioniert. So zumindest das Stimmungsbild im Oktober 2018, als SPD und Grüne bei der Grundsatzentscheidung ihr Plazet verweigerten.

Grafik: Neues Baugebiet Oberer Dümmersberg
Foto: Jutta Glöckner | Grafik: Neues Baugebiet Oberer Dümmersberg

Spannend die Frage, wie sich das Stimmungsbild seitdem verändert hat. Immerhin sind acht der 24 Stadträte seit Mai neu im Gremium, das sich seitdem erstmals wieder mit dem Thema beschäftigt. Dass an der Grundsatzentscheidung nicht zu rütteln sei, daran lässt Bürgermeister Juks keinen Zweifel. Es gehe nun darum, die weiteren Verfahrensschritte in die Wege zu leiten, erklärt er in einem Pressegespräch. 

Umfangreiche Voruntersuchungen

Die beiden vergangenen Jahre waren für Vorarbeiten genutzt worden. So hat die BayernGrund GmbH, eine Erschließungsgesellschaft mit staatlicher Beteiligung, die betroffenen Grundstüsckseigentümer informiert. 18 Hektar umfasst das geplante Siedlungsgebiet am Dümmersberg, elf davon sind bereits Eigentum der Stadt, der Rest soll durch Kauf oder Flächentausch erworben werden. Die Erweiterungsfläche des Gewerbegebiets soll zirka 15 Hektar groß werden.

Eine umfangreiche Voruntersuchung betraf mögliche Bodendenkmäler. Ein Archäologie-Büro hat den Dümmersberg auf mögliche Fundstellen untersucht. Auf diese Weise will man ausschließen, dass während der Erschließungsarbeiten Funde auftauchen und zu einem Baustopp führen, so Juks. Ein Vertreter von BayernGrund und die verantwortliche Archäologin werden in der Sitzung am Dienstag die Ergebnisse ihrer Voruntersuchungen bekanntgeben.

Ein weiterer Schritt wird die Beauftragung einer Erschließungsgesellschaft sein, die das Projekt vom Grunderwerb über die Planung und Bauabwicklung bis zum Verkauf der erschlossenen Flächen abwickeln soll. Bei geschätzten Gesamtkosten für Wohnsiedlung, Gewerbegebiet und Südtrasse von 35 bis 40 Millionen Euro muss dieser Auftrag europaweit ausgeschrieben werden. Mit der komplizierten Erstellung der Ausschreibung will die Stadt eine Fachkanzlei beauftragen.

Durchmischte Bebauung am Dümmersberg

Bürgermeister Peter Juks geht davon aus, dass der Auftrag an den Erschließungsträger bis Mitte kommenden Jahres vergeben werden kann. 2022 könnten dann die ersten konkreten Planungsschritte eingeleitet werden. Für das Wohngebiet wünscht der Stadtrat eine durchmischte Bebauung vom Einfamilienhaus bis zur Mietwohnanlage. Zur Erstellung eines städtebaulichen Konzepts schlägt Juks einen Planungswettbewerb vor, der dann in den Bebauungsplan mündet. Für die Südspange hält er ein Planfeststellungverfahren für sinnvoll. "Aus meiner Sicht ist das die sauberste Lösung, weil das öffentliche Interesse dabei am besten berücksichtigt wird", so der Bürgermeister.

Eine Vorfestlegung auf den Beginn der Erschließung an der Hangkante, wie sie die SPD gefordert hat, hält Juks nicht für sinnvoll. Ebenso wenig wie eine vorzeitige Festlegung der verschiedenen Bauabschnitte. "Das sind Fragen, die erst im Verlauf der Planungen zu klären sind", meint er.

Umsetzungszeitraum von 25 bis 30 Jahren

Juks geht davon aus, dass bis 2026 die ersten Bagger am Dümmersberg rollen können. Insgesamt rechnet er mit einem Umsetzungszeitraum von 25 bis 30 Jahren. Während dieser Zeit müsse der Stadtrat jederzeit in der Lage sein, die weiteren Planungen anzupassen. "Es darf nicht sein, dass wir jetzt einen Automatismus in Gang setzen, den wir nicht mehr beeinflussen können", so Juks weiter, "die Stadt ist jederzeit der Herr im Ring und muss, wenn es nötig sein sollte, auch die Reißleine ziehen können."

Der Stadtrat tagt am Dienstag, 27. Oktober, um 19 Uhr in der TVO-Halle, um auch einer großen Zahl von Bürgern unter Wahrung der Abstandsregeln die Teilnahme an der öffentlichen Sitzung zu ermöglichen. 

Anmerkung der Redaktion: In der ersten veröffentlichten Version des Beitrags wurde ein Zitat von Bürgermeister Peter Juks falsch wiedergegeben. Juks hatte betont, die Stadt müsse "wenn es nötig ist, auch die Reißleine ziehen können", nicht "wenn es möglich ist". Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

 
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  • p. H.
    Im Stadtgebiet von Ochsenfurt gibt's zig bebauungsfähige Grundstücke die teils jahrzehnte bevoratet werden für Kinder, Enkel, die nie bauen oder aus Spekulation.
    Armselige Menschen die nur die Eurozeichen sehen und damit den Wegzug junger Menschen verursachen. Dies mit immer neuen Bauflächen zu entgegnen ist nicht zeitgemäß. Hier wird daselbe geschehen, wenn nicht eine absolutes Bauverpflichtung für die künftigen Eigentümer gilt. Dümmersberg eine Fehlgeburt!
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    Es ist 2020 und Flächenversiegelung und Verkehrswende sind für viele Menschen wichtige Themen. Da wirkt es aus der Zeit gefallen, wenn Ochsenfurt gigantische Neubaugebiete, Gewerbegebiete und weitere Straßen plant. Solche Gebiete mit ÖPNV zu erschließen wird sehr sehr schwierig und teuer. Sinnvoller wäre es, bestehenden Wohnraum zu sanieren, nachzuverdichten, Baulücken zu schließen und moderat entlang z.B. der bestehenden Bahnstrecke auch Neubau zuzulassen.
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    Es gibt wohl erst Ruhe, wenn das Land flächendeckend bebaut und versiegelt ist.
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  • A. H.
    Genau: Welch ein Irrsinn, da wird wertvollstes Ackerland (wer weis denn heute schon, wie wichtig das noch werden kann im Zusammenhang mit dem Klimawandel) VERNICHTET und die Stadt verödet. Und will man noch so ne Exklave, wie die Westsiedlung, die doch nie ganz in die Stadt integriert wurde?
    Es bleibt zu hoffen, dass des Herrn Juks Reißleine wirklich in den Händen der Stadt bleibt. Das Ganze wird für Stadt doch auch ein finanzielles Abenteuer.
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