
Die Veränderung hatte sich seit langem angekündigt. 2007 übernahm Paulinus Hohmann die Firma Kindermann nach fünf Jahren Insolvenz. Bald danach stand fest, dass neue Räume her müssen. Die Gebäude sind veraltet, ihr Zuschnitt nicht mehr zeitgemäß, die Räume zu klein, die Wege zu lang.
Der Platz reicht weder für moderne Großmaschinen noch für eine effiziente Gestaltung der Arbeitsabläufe, sagt Geschäftsführer Hohmann. Das Verwaltungsgebäude verströmt den Charme der 50er Jahre – und das ist alles andere als angemessen für ein Unternehmen, das sein Geld mit der Ausstattung moderner Tagungszentren und Hochtechnologie verdient.
Alternativen untersucht
Deshalb waren schon im vergangenen Jahr mehrere Fachbüros beauftragt worden, Alternativen zu suchen. Am Schluss standen drei Varianten – der Neubau an Ort und Stelle, oder die Verlagerung an zwei mögliche Standorte in Eibelstadt und Giebelstadt.
Für Eibelstadt sei die Entscheidung „aufgrund der Summe vieler kleiner Vorteile“ gefallen, sagt Hohmann. Der Zuschnitt des knapp 19 000 Quadratmeter großen Grundstücks gehört dazu ebenso wie die Anbindung an ein leistungsstarkes Breitband-Datennetz, die verkehrliche Lage und die möglichen Synergien mit ansässigen Firmen.
Leicht habe er sich die Entscheidung nicht gemacht, betont Hohmann – wohl wissend, dass der Name Kindermann eng mit Ochsenfurt verbunden ist. Die Stadt Ochsenfurt habe sich außerordentlich bemüht, ein geeignetes Grundstück anzubieten, sagt der Geschäftsführer. Das sei letztlich aber nicht gelungen. Eine Sanierung des bestehenden Standorts schied aus Kostengründen aus, zumal die Kindermann GmbH dort nur Mieter ist.
Qualifizierte Mitarbeiter
Auch lukrative Angebote aus anderen Gegenden Deutschlands und sogar aus Österreich habe es gegeben, sagt Paulinus Hohmann. Der gewichtigste Grund für den Verbleib in der Region seien die hoch qualifizierten und motivieren Mitarbeiter. Hohmanns Sorge ist nun, dass die Verlagerung zum Politikum wird.
Viel Zeit will er bis zum Neubau nicht verstreichen lassen. Vor wenigen Tagen hat Kindermann die insolvente niederländische Firma H3O, einen langjährigen Geschäftspartner, übernommen. Durch den in den Benelux-Staaten führenden Hersteller von Konferenz-Systemen und Rednerpulten verspricht sich Kindermann Zugang zu neuen Märkten. Im Gegenzug will Hohmann die an Fremdfirmen vergebene Fertigung von H3O ins neue Eibelstadter Werk verlagern.
Zu den 15 Arbeitsplätzen, die seit der Übernahme aus der Insolvenz neu entstanden sind, will Kindermann in den kommenden Jahren also noch viele weitere schaffen. Erstmals seit zehn Jahren stellt Kindermann heuer neben kaufmännischen Auszubildenden wieder zwei Lehrlinge in technischen Berufen eine.
In Eibelstadt möchte Hohmann einen Standort aufbauen, der energietechnisch Maßstäbe setzt. Wenn alles glatt läuft, will man Mitte 2011 umgezogen sein. Dann feiert das einst in Berlin gegründete Unternehmen 150. Jubiläum.