Die Zukunft Ochsenfurts liegt auf dem Dümmersberg. In den nächsten 15 Jahren soll dort Wohnraum für bis zu 1400 Menschen entstehen. Außerdem will man das Industriegebiet Hohestadt nach Süden hin verlängern und die beiden Gebiete über eine neue Südspange an die B 13 südlich von Ochsenfurt anbinden. Nach monatelanger Diskussion fasste der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung gegen die Stimmen von SPD und Grünen einen entsprechenden Grundsatzbeschluss. Die Bauverwaltung wurde damit ermächtigt, die weiteren Planungsschritte einzuleiten.
In mehreren Abschnitten soll die Hochfläche über der Kernstadt bebaut werden, von der Hangkante ausgehend, damit die Verbindung zur Altstadt erhalten bleibt und keine Trabantenstadt entsteht. Auch eine durchmischte Wohnstruktur mit Ein- und Mehrfamilienhäusern strebt der Stadtrat gemäß seinem Beschluss an. Die Lehmsteige hinter der evangelischen Kirche soll als Erschließungsstraße ausgebaut werden. Langfristig möchte man das Gebiet allerdings von Süden über eine neue Spange anbinden, die von der Hopferstadter Straße Richtung Hohestadt abzweigt.
Erschwingliche Bauplätze
Und die Bauplätze sollen erschwinglich sein. Die Stadt will deshalb möglichst die gesamte Fläche vor der Erschließung kaufen, um die Bauplätze zum Selbstkostenpreis veräußern zu können. Einschließlich eines Baugebots, das verhindert, dass Bauplätze als Wertanlage gehortet werden.
Bürgermeister Peter Juks wollte die Grundsatzentscheidung ohne diese Randbedingungen fassen. Solche Details, so seine Begründung, müssen ohnehin im Laufe des Verfahrens erarbeitet werden. Auf Drängen von CSU und SPD wurden sie schließlich doch in den Beschluss aufgenommen. Trotzdem verwehrten die drei anwesenden SPD-Stadträte ihre Zustimmung. Die Südspange hält die Fraktion zumindest in der jetzigen Phase für überflüssig, so ihr Vorsitzender Bert Eitschberger.
Erschließung über Lehmsteige
Der Dümmersberg lasse sich über die Lehmsteige erschließen und das Gewerbegebiet Hohestadt sei bereits ausreichend angebunden. Die Südspange könne ohne weiteres zu einem späteren Zeitpunkt gebaut werden, wenn dafür tatsächlich Bedarf besteht, meint Eitschberger. Bürgermeister Peter Juks hingegen hält die Südspange für einen unverzichtbaren Bestandteil des Gesamtpakets, nicht nur für die Anbindung von Wohn- und Gewerbegebiet, sondern auch zur Verkehrsentlastung des Maintals.
Ähnlich haben die Stadtväter schon vor mehr als zwei Jahrzehnten gedacht. Damals hatte sich die Stadt im im Rahmen der Flurbereinigung bereits die Trasse für eine mögliche Südanbindung gesichert. Ein Grunderwerb wäre also nur noch auf Hohestadter Gemarkung erforderlich.
Grundsätzliche Einwände
Grundsätzlicher Natur sind die Einwände von Grünen-Stadträtin Britta Huber. Nicht ausgegoren und zu groß dimensioniert seien die Planungen für die neue Südstadt, sagt sie. "Warum müssen wir 1400 Einwohner mehr haben, uns ist die Innenentwicklung wichtiger", so Huber. "Eine moderate Baulandentwicklung wäre ok, aber nicht in dieser Dimension." Der Flächenverbrauch und die unkalkulierbaren finanziellen Risiken für die Stadt nennt Huber als weitere Gründe für die Ablehnung.
Letztere zumindest schließt Bürgermeister Peter Juks aus. Die Erschließung der Flächen soll von einem Finanzdienstleister abgewickelt werden, der seinerseits mit den späteren Käufern der Bauplätze abrechnet. Der städtische Haushalt werde dadurch nicht belastet. Der Flächenverbrauch hingegen sei tatsächlich ein Problem. Die Stadt setze deshalb weiterhin auf die Innenentwicklung und die Nutzung von Baulücken.
Nicht zu Lasten der Ortsteile
Auch die Entwicklung der Ortsteile durch eine moderate Ausweisung neuer Bauplätze, wie jüngst in Erlach geschehen, soll durch die Erschließung des Dümmersbergs nicht ins Hintertreffen geraten, so Juks. Um ihren Status als Mittelzentrum zu sichern und einem weiteren Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken, müsse die Stadt aber auch neues Bauland ausweisen. "Wir haben da eine hohe Verantwortung, aber wir müssen die Gratwanderung hinkriegen."
Einhellig für den Dreierpack aus Baugebiet, Gewerbegebiet und Südspange sprachen sich CSU und UWG aus. CSU-Fraktionschef Wolfgang Karl spricht von einer "Zukunftsentscheidung" für die Stadt, UWG-Sprecher Gerold Hohe von einem "Generationenprojekt". In der Tat soll nach dem heutigen Zeitplan frühestens in fünf Jahren der erste Spatenstich für die Erschließung erfolgen. Der Zeitplan für die gesamte Umsetzung reicht bis ins Jahr 2032.
Viele Voruntersuchungen nötig
Bevor die Planungen beginnen können, gilt es erst einmal zu untersuchen, wo eventuelle wertvolle Bodendenkmäler vorhanden sind, die vom Baugebiet ausgenommen werden müssen. Auch eine Bodenuntersuchung müsse noch gemacht werden, so Bauamtsleiter Jens Pauluhn. Erst dann könne der genaue Umgriff des Neubaugebiets festgelegt werden, um mit den betroffenen Grundstückseigentümern in Verkaufsverhandlungen treten zu können.
Prognosen, wie viel Geld die Stadt durch den erwarteten Zuzug etwa in Schul- und Kindergartenplätze investieren muss - wie von SPD und Grünen gefordert - seien vom heutigen Stand aus angesichts des langen Umsetzungszeitraums "Kaffeesatzleserei", meint Bürgermeister Peter Juks. "Wir brauchen ein positives Signal, um mit den Planungen beginnen zu können", so Juks, über weitere Details werde der Stadtrat noch viele Male beraten und entscheiden müssen.
Durch die sinkenden Zuckerpreise, der Wasserarmut im gesamten Anbaugebiet, der Konkurrenz durch billigere Ersatzstoffe und einem drohenden Gefahrenhinweis für die gesundheitsgefährdende Wirkung des Zuckers, ist der Standort mehr als gefährdet. Warum verschließen die Stadtentwickler und kommunale Selbstverwaltung davor die Augen?
" Dümmersberg " hätt ich darin umbenannt !