Im Herbst 2016 scheiterte der Plan für eine gemeinsame Tourist-Info in Ochsenfurt, die als zentrale Anlaufstelle für alle zwölf Mitgliedsgemeinden der Interkommunalen Allianz Maindreieck (ILE) fungieren sollte. Nicht alle Gemeinderäte konnten sich damals mit der Idee anfreunden. Jetzt wird ein neuer Anlauf zur gemeinsamen touristischen Vermarktung unternommen: Ein Zweckverband soll gegründet werden.
Ein gewichtiger Unterschied zum ersten Plan besteht in der Beibehaltung aller jetzt schon existierenden Tourist-Infos (TIs) in Ochsenfurt, Marktbreit, Sommerhausen und Randersacker. Sie alle sollen durch einen sogenannten "Flying (fliegender) Tourismus-Manager" vernetzt werden, der keinen festen Arbeitsplatz hat und seine Arbeitszeit zwischen den vier Tourist-Infos pendelnd aufteilt.
Tourismus ist in der ILE ein wichtiges Thema
Warum das eigentlich zum Aufgabenspektrum der ILE gehörende Thema Tourismus dort herausgelöst werden soll, erklärt ILE-Manager Bastian Lange. Die ILE werde immer nur für einen Zeitraum von vier Jahren weiter gefördert. Derzeit stehe die Förderung bis 2022 zwar fest, so Lange. Hinter dem touristischem Bereich sollte aber nicht alle vier Jahre ein Fragezeichen stehen. Außerdem sei erkannt worden, dass der Tourismus in der ILE zwar ein wichtiges Thema sei, diese daneben aber auch noch andere Bereiche betreuen muss - etwa Leerstandsmanagement, Kernwegenetz oder die verschiedenen Kulturwege.
Deshalb also nun ein Zweckverband. Sein Zustandekommen sei so gut wie sicher, sagt Lange. Die meisten Stadträte hätten dem Vorhaben bereits zugestimmt. 150000 Euro pro Jahr sollen dem Zweckverband zur Verfügung stehen, hauptsächlich zur Finanzierung des "fliegenden" Tourismus-Managers, aber auch für Sachkosten. Für zunächst fünf Jahre sollen sich die Mitgliedsgemeinden verpflichten.
Das jährliche Budget wird von den zwölf Gemeinden nach einem Verteilungsschlüssel im Vier-Säulen-System aufgebracht. Der Sockelbetrag von 2500 Euro (gesamt: 30.000 Euro) als erste Säule ist für alle gleich. Die Säulen Einwohnerzahl (30.000 Euro), Gesamtsteuereinnahmen (30.000 Euro) und Bettenkapazität (40.000 Euro) ergeben für jede Gemeinde einen anderen Betrag.
Daneben ist eine finanzielle Entlastung für die vier Kommunen vorgesehen, die bereits eine selbst finanzierte Tourist-Info mit entsprechendem Personal haben und von dieser auch die umliegenden Gemeinden mitbetreuen sollen. Der Ausgleichsbetrag von insgesamt 20.000 Euro wird nach der Anzahl ihrer jeweiligen Öffnungsstunden auf die vier TIs verteilt und von den übrigen acht Kommunen aufgebracht.
Die Region soll einheitlich wahrgenommen werden
"Der neue Tourismus-Manager soll ein mobiles Büro bekommen", sagt Bastian Lange. Er soll in allen vier Tourist-Infos Anlaufstellen haben. Seine Hauptaufgabe wird zunächst die Erstellung eines Businessplans sein, der die touristischen Weiterentwicklungsmöglichkeiten der ILE-Gemeinden aufzeigt. Dazu muss die neue Fachkraft vernetzt arbeiten, also beispielsweise Kommunen, Gastronomie, Hotellerie, Museen und Theater an einen Tisch holen.
Das Ziel: Das südliche Maindreieck soll von außen einheitlich wahrgenommen werden und in diesem Sinne auch seine Werbemaßnahmen gestalten. Bastian Lange verweist auf die Volkacher Mainschleife, wo genau das mit Erfolg versucht worden sei und das gesamte Einzugsgebiet als eine touristische Region in Erscheinung trete.
Der Zweckverband könnte Anfang 2020 starten
Von einer solchen einheitlichen Vermarktung könnten im Maindreieck auch die Gemeinden profitieren, in denen Tourismus bisher noch keine große Rolle spielt, meint Bastian Lange. "Auch diese Gemeinden treten in Erscheinung und werden touristisch angesteuert." Als Beispiel nennt er Theilheim, wo die vielen Bio-Winzerbetriebe durchaus eine Anziehungskraft auf Gäste entfalten könnten. Zu denken sei beispielsweise auch an eine Tourismus-Card, die die gesamte Region abdecken könnte.
Bis Mitte Mai sollen sämtliche Beschlüsse aus den Kommunen vorliegen, erklärt Bastian Lange den Zeitplan. Danach will er sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen vom Landratsamt informieren lassen, so dass Mitte des Jahres der Zweckverband gegründet werden könnte. Danach soll die Stelle für den Tourismusmanager ausgeschrieben werden und das Projekt im Januar 2020 starten.
Der Tourismus, vor allem der Radtourismus wird in der Region aus egoistischen Gründen, seit Jahren sträflich vernachlässigt. Die Potentiale in den Wintermonaten nicht erkannt, geschweige denn gehoben. Es wird also weiter vor sich hergewurstelt.
Vorsichts halber bekommt der Tourismuschef ein fliegendes Büro, damit es nicht auffällt, wenn er aus dem Amt fliegt. Glaubt irgendeiner der DorfBMs, dass sich bei einer solchen Konstellation ein fähiger Fachmann finden lässt?