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Würzburg
Sparkassen-Schließungen im Lkr. Würzburg: Empörung in den Gemeinden
Die Schließung von sieben Sparkassen-Filialen im Landkreis Würzburg trifft betroffene Gemeinden sehr. Wie stehen diese dazu, und wie begründet die Sparkasse ihr Vorgehen?
Die Schließung von Sparkassenfilialen im Landkreis Würzburg trifft vor allem Senioren schwer, für sie sind digitale Alternativen oftmals keine Option - auch die Filiale in Winterhausen ist von den Schließungen betroffen.
Foto: Thomas Obermeier | Die Schließung von Sparkassenfilialen im Landkreis Würzburg trifft vor allem Senioren schwer, für sie sind digitale Alternativen oftmals keine Option - auch die Filiale in Winterhausen ist von den Schließungen betroffen.
Maria Faiß
Maria Pfister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:00 Uhr

Bereits vergangenes Jahr beschloss der Verwaltungsrat unterfrankenweit Schließungen von Sparkassen-Filialen zum Jahresende 2020. Auch sieben Gemeinden im Landkreis Würzburg sind davon betroffen. Es werden Filialen und SB-Filialen in Frickenhausen, Gaukönigshofen, Theilheim, Thüngersheim, Waldbrunn, Leinach und Winterhausen geschlossen.

Landrat Thomas Eberth ist Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse Mainfranken. "Grundsätzlich bedaure ich diese Maßnahme der Sparkasse Mainfranken sehr. Denn eine gute Infrastruktur beinhaltet auch eine ortsnahe Versorgung mit Bargeld und eine individuelle Beratung", so Eberth. Dies betreffe vor allem ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind. "Hier gilt es gemeinsam mit den Verantwortlichen der Sparkasse Alternativen zu entwickeln", sagt der Landrat.

"Hier gilt es nun, gemeinsam mit den Verantwortlichen der Sparkasse Alternativen zu entwickeln."
Thomas Eberth, Landrat und Verwaltungsratvorsitzender der Sparkasse Mainfranken

Eberth räumt Verständnis für die Entscheidung ein: Die sinkende Zinsspanne, die Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank sowie die Eingriffe der Bankenaufsicht lasse den Banken oft keine andere Möglichkeit als Kosten und Sachaufwand zu reduzieren.

Auch Stefan Hebig, Abteilungsleiter Kommunikation der Sparkasse Mainfranken, unterstützt diese Erklärung. Außerdem merkt er an, dass Kunden verstärkt die digitalen Service- und Zahlungsangebote nutzten. "Die Kunden-Frequenz in unseren Filialen nimmt in diesem Kontext seit Jahren ab", so Hebig. 

Ziele der Sparkasse Mainfranken Würzburg

Ziel der Sparkasse sei es, den Auftrag als Kreditgeber und Förderer der Region weiterhin zu erfüllen, erklärt Hebig. "Dafür müssen wir bestehende Strukturen hinterfragen und reduzieren, um weiterhin handlungsfähig zu sein und in Zukunftsstrukturen investieren zu können", sagt der Abteilungsleiter.

Er verweist neben dem Filialnetz mit 25 personenbesetzten Standorten und vier zusätzlichen SB-Möglichkeiten, auf die verschiedenen Zugangs- und Kontaktwege. "Wir sind durch unseren telefonischen Kunden-Service und unser Beratungscenter erreichbar, und mit dem Online-Banking und der Sparkassen-App ermöglichen wir Dienstleistungen rund um die Uhr", so Hebig. Er versichert, dass bis zum 31. Dezember 2020 keine weiteren Filialen geschlossen werden sollen. 

Wie sehen betroffene Gemeinden die Situation?

"Die Filiale in Gaukönigshofen zu schließen, hat in der Gemeinde eingeschlagen wie eine Bombe", so Bürgermeister Johannes Menth. Seitens der Bürger sei die Reaktion oft die, dass Konten bei der Sparkasse gekündigt und zur örtlichen Raiffeisenbank verlegt werden.

Zwar herrsche Verständnis für die wirtschaftlichen Gründe der Entscheidung und die Anpassung der Strukturen, trotzdem habe die Sparkasse einen Versorgungsauftrag für den ländlichen Raum."Für die Gemeinde ist es eine Standortschwächung, wenn keine aktive Filiale vor Ort ist", so der Bürgermeister. Die großen Verlierer seien die älteren Bürger.

"Für die Gemeinde ist es eine Standortschwächung, wenn keine aktive Filiale mehr vor Ort ist."
Johannes Menth, Bürgermeister in Gaukönigshofen

Laut Menth ist es Aufgabe der Sparkasse, ihnen Alternativangebote zu vermitteln. "Wenn das allerdings in der gleichen Kommunikationsqualität wie bei der Schließung vonstatten geht, bin ich gespannt."

In Gaukönigshofen hat die Meldung der Schließung eingeschlagen wie eine Bombe - Sparkassenkunden wandern hier teilweise zur Raiffeisenbank ab.
Foto: Thomas Obermeier | In Gaukönigshofen hat die Meldung der Schließung eingeschlagen wie eine Bombe - Sparkassenkunden wandern hier teilweise zur Raiffeisenbank ab.

Bargeldversorgung in Leinach nun durch VR-Bank Würzburg gesichert

Auch Leinach hat die Schließung der Sparkassen-Filiale schwer getroffen: "Die Gemeinde hat versucht die Schließung abzuwenden. Allerdings ist dies nicht gelungen", so Bürgermeister Arno Mager. Für eine persönliche Beratung muss nun auf die Filialen in Zellingen oder Margetshöchheim ausgewichen werden. Die Bargeldversorgung im Ort sei über die VR-Bank gesichert.

Die Volksbank Raiffeisenbank Würzburg teilte auf Anfrage mit, dass für dieses Jahr bisher keine Schließungen geplant sind. "Wir halten Filialstandorte dort aufrecht, wo unsere Dienstleistungen von Kunden genutzt werden", sagt Prokurist Helmut Heitzer.

Dennoch könnten betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte nicht außer Acht gelassen werden. Grundsätzlich sei man bestrebt Standorte zu erhalten. "Sollten wir in Zukunft eine Filiale schließen, würden wir unsere Kunden frühzeitig informieren", so Heitzer.

In Waldbrunn herrscht Unverständnis aufgrund der Kompromisslosigkeit

In der Gemeinde Waldbrunn wird die SB-Filiale der Sparkasse ebenfalls geschlossen. Auch wenn betriebswirtschaftliche Gründe vorliegen, "dürfte man von einer öffentlich- rechtlichen Einrichtung in kommunaler Trägerschaft ein anderes Vorgehen erwarten", meint Bürgermeister Markus Haberstumpf. Über die Entscheidung wurde die Gemeinde erst kurzfristig in Kenntnis gesetzt.

"Wir hätten uns vorab Gespräche zur Lösungs- oder Kompromissfindung gewünscht", sagt Haberstumpf. Der Vorschlag der Gemeinde, Kosten für den Erhalt zu übernehmen, wurde abgelehnt.  "Deshalb besteht hier großes Unverständnis, denn die Begründung der Unwirtschaftlichkeit bestünde dann nicht mehr." Die direkte Bargeldversorgung über einen Automaten sieht die Gemeinde als Teil der Grundversorgung, "denn viele Menschen der älteren Generation sind darauf angewiesen", so Haberstumpf. Alternativen würden derzeit geprüft.  

In Thüngersheim wird die Entscheidung zur Schließung der SB-Filiale sehr bedauert, sagt Bürgermeister Michael Röhm. Für ihn steht diese im Widerspruch mit dem durch die Sparkasse vermittelten Grundsatz, verschiedene Wege zur Erledigung von Bankgeschäften zu ermöglichen. "Das trifft bei uns nicht mehr zu, denn durch diese Entscheidung werden die örtlichen analogen Dienstleistungen vollständig entzogen", kritisiert er. 

Der Mensch bleibt auf der Strecke

Nachdem in Winterhausen bereits die Raiffeisenbank ihre Filiale geschlossen hat, zieht die Sparkasse nach. Bürgermeister Christian Luksch ist entsetzt:"Nach der Schließung ist die Bevölkerung vollständig von einer Bargeldversorgung im Ort abgeschnitten."

Sparkassen-Schließungen im Lkr. Würzburg: Empörung in den Gemeinden

Die Seniorenbeauftragte sei bereits auf ihn zugekommen und habe über die negativen Auswirkungen auf die ältere Generation berichtet, so der Bürgermeister. Im Gespräch mit Vertretern der Sparkasse wurde auf die Möglichkeit der Bargeldversorgung durch andere Zweigstellen hingewiesen, "dies setzt aber eine gewisse Mobilität voraus, die nicht bei allen Bürgern, vor allem kranken und älteren, vorhanden ist". 

Zudem entfalle in Corona-Zeiten der Fahrdienst des Helferkreises, den es seit zehn Jahren für die Senioren gibt, fügt die Seniorenbeauftragte Monika Wenger an. Hier gingen wirtschaftliche Interessen eindeutig zu Lasten der sozial Schwachen, findet Luksch. Die Entscheidung der Sparkasse werde man nochmals hinterfragen.

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  • M. R.
    die händler sollten einfach schnell und günstig mit ec-kartengeräte ausgestattet werden. problem gelöst.
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    auch bei uns wurde schon vor 2 Jahren die Sparkasse geschlossen, nur noch ein Bankomat davon übrig, Gott sei Dank haben wir noch eine raiba, aber die haben
    auch nur noch 3 mal die Woche geöffnet, ansonsten nach VE. Die Jüngeren von uns kennen sich ja eigentlich mit Bankomaten aus, aber was ist mit vielen über 80?
    3mal Geheimnummer falsch eingegeben, das geht schnell, was dann, wenn vor Ort keine offenen Schalter mehr da sind? Es wird halt immer an der falschen Stelle gespart.
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  • R. D.
    Das ist der Wandel der Zeit. Wer nutzt denn tatsächlich noch die Filiale vor Ort und für was? Bargeld abholen kann man am Automaten oder man zahlt gleich bargeldlos. Und sonst? Um einmal im Jahr die Sparbüchse der Kinder ausleeren zu lassen?
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  • R. A.
    Das Geschäftsmodell der Spasskassen begründet sich schon im Namen: SPARkasse.
    Ich habe mich vor 35 Jahren anders orientiert und es bis heute nicht bereut. Auch die VRBanken sind keine Spur besser. Es gibt Alternativen, man muss die nutzen. Es wird mit der Zeit so normal wie bei den zwei Platzhirschen. Kündigen und anders orientiert vorgehen.
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  • T. M.
    Ach und dort wo Sie hingehen wirft man das Geld mit vollen Händen zum Fenster raus?
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  • S. G.
    Am besten mal erst denken und dann schreiben. Ich bezweifle mal stark, dass die Bank, für die Sie sich vor 35 Jahren entschieden haben, irgendeinen positiven Effekt auf Ihre Heimatregion hat. Arbeitsplätze, Ausbildung, Steuerzahler, Spenden, etc.
    Und ja, es ist Mist, wenn es immer weniger Filialen und Automaten gibt. Aber seit Rewe, Edeka und Co. beim Einkauf Bargeld auszahlen und die Sparkasse das ja sogar auf Bestellung per Post nach Hause schickt, verstehe ich das Gejammer nicht. Und auch ältere Menschen können übrigens mit Karte zahlen. Dafür gibts kein Alterslimit. zwinkern
    Man muss halt einfach mit der Zeit gehen, sonst geht man mit der Zeit.
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  • R. A.
    Auch meine Bank ist eine regionale Bank. Einfach mal über den Tellerrand hinausschauen. Aber Hauptsache mal reingehauen 👏🏼👏🏼
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • E. K.
    Die Sparkasse schickt auf Bestellung Bargeld nach Hause ? Mit der Post ???
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  • J. R.
    Ja und das geht ganz einfach - Anruf genügt
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