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Kennt die Sparkasse die sozialen Motive nicht mehr?
Zum Artikel „Fast 30 Filialen vor dem Aus“ (29.5.), der sich mit den Plänen der Sparkasse Mainfranken befasst:
Redaktion
 |  aktualisiert: 26.06.2020 02:10 Uhr

Die Sparkasse Mainfranken begründet ihre Entscheidung zur Schließung von 29 Filialen damit, dass „in Bankenkreisen schon lange kursiert: Immer weniger Menschen gehen in die Filialen, sie erledigen ihre Geldangelegenheiten stattdessen via Internet“. Da erfüllt sich offensichtlich der sehnsüchtige Wunsch der eigenen Sparkassenwerbung. Staunend kann ich lesen, was die Sparkasse will und anstrebt: Online-Banking der Sparkasse. Da hat also die Sparkasse so lange mit diesem Argument geworben, bis die Zahlen gestimmt haben und das Argument der „Bankenkreise“ auch gestimmt hat. Und schwups, werden 29 Filialen geschlossen – ohne Rücksicht auf die zu nehmen, die ihre Geldangelegenheit eben nicht im Wohnzimmer erledigen können, sondern den Besuch in ihrer Filiale vorziehen (müssen). Wirklicher Kundendienst der Sparkasse wäre es, wenn tatsächlich alle Filialen zumindest in SB-Filialen umgewandelt würden, also mit Geldausgabegerät, kombiniertem Auszug- und Überweisungsgerät.

József Bogár, 97074 Würzburg

Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass es nie so weit kommen würde, wie es sich nun zeigt: Nämlich dass die öffentlich-rechtlichen Sparkassen auf „Ackermann-und-Co.-Niveau“ herabsinken könnten und Filialschließungen ohne Rücksicht auf Verluste vornehmen würden. Jüngste Planungen aus der Sparkassen-Chefetage zeigen jedoch, dass auch diese gemeinnützigen Einrichtungen in Bürgernähe scheinbar nur noch von Profitgier beherrscht werden und nun ihr „wahres Gesicht“ gerade der Landbevölkerung zeigen, indem sie sich aus ländlichen Regionen, die ohnehin schon viele Nachteile haben, zurückziehen. Alte, kranke und hilfsbedürftige Mitmenschen sind den Sparkassen-Verantwortlichen scheinbar gerade so egal wie den großen Banken, die nur noch auf Profit aus sind. Eigentlich müsste man mit gesundem Menschenverstand, aufgrund der jüngsten Vorhaben bezüglich der Sparkassen-Filialschließungen, die Entlassung der Vorstandschaft der Sparkasse Mainfranken fordern, denn mit der einstigen Gemeinnützigkeit dieser Bank hat solches Handeln nichts mehr zu tun! Auch sollte sich jede der betroffenen Kommunen bei künftigen Kreditgeschäften überlegen, ob sie nur noch – falls vorhanden – die noch vor Ort verbliebene Bank an ihrem Geschäftsgebaren beteiligt. Auch können und wollen sich gerade viele ältere Menschen nie und nimmer mit Onlinebanking und computergesteuerten Einrichtungen beschäftigen. Grund dafür haben manche betrügerische Menschen genügend geliefert, die es gerade in der Finanzwelt gibt.

Walter Konrad, 97794 Rieneck

Die Gründungsmotive der Sparkasse in Würzburg kann man im Buch von Prof. Dr. Dieter Schäfer, ehem. Hauptgeschäftsführer der IHK Wü-SW, Titel: „Stadt und Bürger“ nachlesen. Ab 1815 war Notzeit, auch wegen der schlechten Sommer, geringer Getreideernten, hoher Lebensmittelpreise, schwierig für die unteren Einkommensschichten. 1821 wurde Wilhelm Joseph Behr zum OB gewählt. Er kümmerte sich zuerst um die unteren Sozialschichten, weil diese keine Möglichkeit hatten, kleine Geldbeträge zu sparen. Banker nahmen nur große Summen. Deshalb trieb er die Sparkassengründung voran. Die Gründung erfolgte nach langer Vorbereitung am 31. 8. 1822. Erstes Hauptziel: Den einkommensschwachen Einwohnern eine Sparmöglichkeit zu geben. Dazu wurden 20-Pfennig-Marken ausgegeben, die in ein Heft eingeklebt wurden und irgendwann konnte man sie bei der Spar-Kasse gutschreiben lassen, sparen und später abheben. Also: Hilfe für die Armen in der Gesellschaft, d.h. die Schwächsten in der Gesellschaft, war ein erstes Hauptmotiv der Sparkassen-Gründung. Heute haben wir eine andere Terminologie. Aber es gibt noch viele ältere Bürger, die Hilfe z.B. beim Geldabheben am Automaten und beim Überweisen benötigen. Diese Hilfe entspricht einem Urmotiv für die Sparkassen-Gründung speziell hier in Würzburg. Viele Angestellte haben „ihren“ Bürgern und Kunden dabei vor Ort liebevoll geholfen. Dies wird in Zukunft nicht mehr möglich sein. Stattdessen wird Online-, Telefon- und „Instant Payment“ empfohlen oder ein „schöner Spaziergang“ zur Filiale im nächsten Stadtteil oder nächsten Dorf. Ignoriert die Leitung der Sparkasse Mainfranken bewusst eines der ursprünglichen Gründungsziele oder kennt sie gar diese sozialen Motive nicht mehr? Ihr Internetauftritt zeigt hervorgehoben, dass sie jährlich mehrere Millionen Euro für Kultur, Sport, Vereine und gemeinnützige Projekte spendet. Unterstützung ist ja in Ordnung. Es spricht nichts dagegen, wenn man Gewinne auch wieder zurückgibt. Denn wo kommen diese Millionen denn her? Waren das mal die Zinsen des kleinen Mannes? Und nun, da der kleine Mann keine Gewinne mehr bringt, sperrt man ihn aus. Die Reduzierung auf Minimalöffnung, auf Automaten und Schließung der Filialen schafft nun neue, weitere Verlierer in unserer Gesellschaft. Die Sparkasse Mainfranken verabschiedet sich endgültig als „Sparkasse“.

Herbert Stapff, 97074 Würzburg

 
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