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Würzburg
Sparkasse Mainfranken schließt fast 30 Filialen
Paukenschlag für die Region: Die Sparkasse Mainfranken will zum Jahresende fast ein Drittel ihrer Filialen dichtmachen. Der Einschnitt ist massiv. Wo geschlossen wird.
Die Sparkasse Mainfranken mit Sitz in Würzburg fährt ihr Filialnetz überraschend massiv herunter.
Foto: Patty Varasano | Die Sparkasse Mainfranken mit Sitz in Würzburg fährt ihr Filialnetz überraschend massiv herunter.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:41 Uhr

Dass die Banken und Sparkassen in Zeiten von Nullzins immer weniger Luft bekommen, ist seit langem bekannt. Doch nun zieht eine der größten Sparkassen in Bayern überraschend heftig an der Reißleine: 29 ihrer knapp 100 Außenstellen wird die Sparkasse Mainfranken zum Jahreswechsel schließen. Das teilte das Geldhaus am Donnerstag mit.

Demnach will das im Raum Würzburg sowie in den Landkreisen Kitzingen und Main-Spessart aktive Institut 24 mit Personal besetzte Niederlassungen und fünf sogenannte Selbstbedienungsfilialen ohne Personal dichtmachen. Arbeitsplätze würden nicht abgebaut, sagte Sprecher Stefan Hebig auf Anfrage. Die Belegschaft in den zu schließenden Außenstellen würden vor allem in die Beratungscenter in den größeren Orten verlegt.

Warum die Sparkasse Mainfranken den Schritt geht

Die Sparkasse begründet die Entscheidung mit einem Argument, das in Bankenkreisen schon lange kursiert: Immer weniger Menschen gehen in die Filialen, sie erledigen ihre Geldangelegenheiten stattdessen via Internet. Gerade die kleinen Niederlassungen werden dann zu teuer. "Wir werden uns auf Standorte konzentrieren, in denen ausreichend Bankdienstleistungen von unseren Kunden nachgefragt werden", so Hebig.

Die Schließung der 29 Außenstellen sei eine strategische Entscheidung, sagte Vorstandsvorsitzender Bernd Fröhlich gegenüber dieser Redaktion. Der Beschluss beruhe auf einer von seinem Haus 2019 in Auftrag gegebenen Studie, die ergeben habe, in welchem Maße die Kunden die Außenstellen noch in Anspruch nehmen. "Wir bleiben nach wie vor das Institut mit dem dichtesten Netz", sagt Fröhlich. Der jetzt angekündigte Schritt höre sich wuchtig an, sei aber zu relativieren: "Es geht um Kleinstfilialen."

Wie die anderen Sparkassen in der Region reagieren

Nach Fröhlichs Worten spart die Sparkasse Mainfranken mit den Schließungen einen Euro-Betrag "im 1,x-Millionen-Bereich". Das große Aufräumen bei den Außenstellen sei ein einmaliger Schritt, ein weiterer dieser Art "ist Stand heute nicht geplant".

Die drei anderen, wesentlich kleineren Sparkassen in Mainfranken - Schweinfurt/Haßberge, Bad Neustadt und Bad Kissingen - planen nach eigenen Angaben keinen mit Würzburg vergleichbaren Kahlschlag. Man wolle das Filialnetz so halten, wie es ist, war aus Bad Kissingen zu hören. Dennoch beschäftige man sich "schon immer" und weiterhin mit der Zukunft des Filialnetzes, sagte Sprecher Joachim Eyrich von der Sparkasse in Schweinfurt.

Was die Sparkasse Mainfranken noch plant

Der Mitteilung zufolge will die Sparkasse Mainfranken parallel zu den Schließungen neun bislang mit Personal besetzte Filialen auf Selbstbedienung (SB) umstellen. Zudem werde die Zusammenarbeit mit örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken (VR) ausgebaut: In fünf Orten hat die Sparkasse bislang gemeinsame SB-Filialen. Nun sollen im Landkreis Kitzingen Albertshofen, Markt Einersheim und Marktsteft hinzukommen.

In Folge der Corona-Pandemie hatte die Sparkasse im März 60 kleinere Filialen vorübergehend in SB-Außenstellen umgewandelt. Ab Dienstag, 2. Juni, werde in rund der Hälfte dieser Filialen wieder Personal arbeiten, kündigte das Institut an.

Bezogen auf die Bilanzsumme ist die Sparkasse Mainfranken die viertgrößte ihrer Art in Bayern. 1600 Menschen sind dort beschäftigt. Der Sparkassenverband Bayern als Dach über die 64 Sparkassen im Freistaat sieht die aktuelle Entscheidung in Würzburg als Teil eines Trends hin zur Schließung kleiner Filialen, "der vorher schon da war", sagte Sprecherin Eva Mang. Dieser Trend werde zunehmen. 

Nach Verbandsangaben haben die bayerischen Sparkassen zwischen 2008 und 2019 gut ein Viertel ihrer einst fast 3000 mit Personal besetzten Filialen geschlossen. Indes stieg die Zahl der SB-Filialen deutlich, so dass die Zahl aller Niederlassungen im genannten Zeitraum um 16 Prozent kleiner wurde.

Wo Sparkassen-Filialen Ende 2020 geschlossen werden

Landkreis Kitzingen: Albertshofen, Kleinlangheim, Markt Einersheim, Marktsteft, Rödelsee .
Main-Spessart: Aura, Hafenlohr, Hasloch, Gräfendorf (SB), Himmelstadt, Karlburg, Lindig-Siedlung, Oberndorf/Bischbrunn, Retzstadt, Rieneck, Thüngen, Urspringen, Wiesenfeld, Wiesthal.
Würzburg-Land: Frickenhausen, Gaukönigshofen, Theilheim (SB), Thüngersheim (SB), Waldbrunn (SB), Leinach, Winterhausen.
Würzburg: Heidingsfeld-West (SB), Keesburg, Sanderau-Süd.
Zudem will die Sparkasse Mainfranken diese Außenstellen dauerhaft in SB-Filialen umwandeln: Obernbreit, Prichsenstadt (Lkr. Kitzingen), Birkenfeld, Langenprozelten, Marktheidenfeld-Baumhofstrasse, Obersinn, Retzbach (alle Lkr. Main-Spessart) sowie Reichenberg und Sommerhausen (Lkr. Würzburg).
Quelle: Sparkasse Mainfranken
 
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