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Gerbrunn
Spannung bei der Würzburger SPD: Katharina Räth setzt sich als Direktkandidatin für die Bundestagswahl durch
Trotz prominenter Unterstützung für ihre Konkurrentin, Würzburgs SPD-Chefin Freya Altenhöner, überzeugt die 40-Jährige Gewerkschaftssekretärin die Delegierten.
Katharina Räth geht als Direktkandidatin der SPD im Bundeswahlkreis Würzburg ins Rennen. 
Foto: Thomas Obermeier | Katharina Räth geht als Direktkandidatin der SPD im Bundeswahlkreis Würzburg ins Rennen. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 20.10.2024 02:28 Uhr

Kampfkandidaturen können emotionale Wunden hinterlassen. Die Vorsitzende der Würzburg-SPD musste am Dienstagabend eine schmerzliche Niederlage einstecken. Freya Altenhöner wird von ihren Genossen aus Stadt und Landkreis Würzburg kein zweites Mal als Direktkandidatin für die Bundestagswahl 2025 aufgestellt. Daran konnte auch prominente Unterstützung aus Hamburg nichts ändern. 

Lange haben führende SPD-Politiker in Stadt und Landkreis ein Geheimnis daraus gemacht, wer sich im Bundeswahlkreis Würzburg um das Direktmandat bewerben möchte. Erst kurz vor der Bundeswahlkreiskonferenz am Dienstagabend in Gerbrunn sickerten Namen durch. Der Ortsverein Reichenberg hat Katharina Räth vorgeschlagen, Freya Altenhöner hat die Unterstützung der  Würzburg-SPD. 

Altenhöner wollte auf ihren erfolgreichen Wahlkampf 2021 aufbauen

In Würzburg ist Katharina Räth keine Unbekannte. 16 Monate war sie Vorsitzende des Unterbezirks. Nach parteiinternen Querelen stellte sie sich im März 2019 nicht mehr zur Wahl. Ihre Nachfolgerin wurde Freya Altenhöner, die auch den Bundestagswahlkampf 2021 bestritten hat und dabei, wie sie sagt, "über sich hinaus gewachsen ist" und mit 18,1 Prozent der Erststimmen aus ihrer Sicht "ein gutes Ergebnis eingefahren hat". Jetzt wollte Altenhöner die Chance bekommen, "darauf aufbauen zu können." 

Prominente Unterstützung: Würzburgs ehemaliger Oberbürgermeister Georg Rosenthal ist extra aus Hamburg angereist, um Freya Altenhöner als Bundestagskandidatin zu empfehlen. 
Foto: Thomas Obermeier | Prominente Unterstützung: Würzburgs ehemaliger Oberbürgermeister Georg Rosenthal ist extra aus Hamburg angereist, um Freya Altenhöner als Bundestagskandidatin zu empfehlen. 

Doch Katharina Räth hat den Spieß umgedreht und ihrer innerparteilichen Mitbewerberin von der Stadt-SPD sogar noch Stimmen abgenommen. Von den 89 anwesenden Delegierten kamen 31 aus dem Unterbezirk Würzburg-Stadt und 58 aus Würzburg-Land. Für Räth als SPD-Direktkandidatin stimmten 61, Altenhöner hatte 26 Delegierte hinter sich. Zwei Personen haben sich enthalten. 

Katharina Räth möchte einen starken Sozialstaat

Dabei unterscheiden sich beide Bewerberinnen inhaltlich kaum. Sie sind überzeugte Gewerkschafterinnen, betonen die sozialdemokratischen Grundwerte und stehen ein für eine gerechte Gesellschaft. Jörg Schimmer, Delegierter des Stadtverbandes Würzburg-Nord, stellte nach der Vorstellung fest: "Mir fällt es wirklich schwer, mich für eine von euch beiden zu entscheiden." 

"Jeder soll eine Chance auf ein gutes Leben haben", sagte Katharina Räth und krempelte die Ärmel hoch. In Würzburg hat sie Geschichte und Sprachwissenschaften studiert. Heute arbeitet die 40-Jährige in ihrem Traumberuf als Gewerkschaftssekretärin und setzt sich quasi schon berufsbedingt für faire Löhne und Arbeitsbedingungen ein. Ihr ganzes Herzblut liege in der Sozialpolitik, sagt sie und fordert deshalb einen "starken Sozialstaat", für den sie sich als Bundestagsabgeordnete einsetzen möchte.  

Altenhöner möchte Klimapolitik nicht den Grünen überlassen

Freya Altenhöner hat Soziale Arbeit in Würzburg studiert und arbeitet als Sozialpädagogin in der Fachberatungsstelle von Solwodi, einer Organisation, die sich für die Rechte von Frauen mit Migrations- oder Fluchthintergrund in Deutschland einsetzt. Sie möchte Klimapolitik nicht den Grünen überlassen, sondern ist überzeugt: "Die SPD ist die einzige soziale Stimme in der Klimapolitik". Dabei will sie ein Auge auf jene haben, "die sich von den Folgen des Klimawandels nicht freikaufen können".

Würzburgs SPD-Chefin Freya Altenhöner wollte nach 2021 auch den Bundestagswahlkampf 2025 für die SPD in Stadt und Landkreis Würzburg bestreiten. 
Foto: Thomas Obermeier | Würzburgs SPD-Chefin Freya Altenhöner wollte nach 2021 auch den Bundestagswahlkampf 2025 für die SPD in Stadt und Landkreis Würzburg bestreiten. 

Nach der Vorstellung der beiden Bewerberinnen sollte es laut Tagesordnung eigentlich eine Aussprache geben. Aber daraus wurde eine Fürsprache. Viele nutzten diese Gelegenheit für eine Wahlempfehlung. "Beide Unterbezirke hatten eigentlich vereinbart, dass es diese nicht geben sollte", erklärt Christine Haupt-Kreutzer, stellvertretende Bundeswahlkreis-Vorsitzende. Aber die Geschäftsordnung lässt offen, wie die Aussprache inhaltlich gestaltet werde, sagt sie.    

Also sind einige für Altenhöner in die Bresche gesprungen. Georg Rosenthal, Würzburgs ehemaliger Oberbürgermeister (2008-2013) und SPD-Landtagsabgeordneter (2013 bis 2018) hatte die weiteste Anreise. Seit sechs Jahren lebt der 77-Jährige in Hamburg und engagiert sich dort in der SPD. Rosenthals Auftritt hat viele Genossinnen und Genossen überrascht. "Ihr werdet fragen, was macht der hier", nimmt er die Stimmung in der Halle auf und legt den Delegierten ans Herz, für Altenhöner zu stimmen. 

Seinem Beispiel folgten andere: Darunter Eva-Maria Weimann, Stadträtin in Dettelbach und stellvertretende Vorsitzende der Bayern SPD, Lore Koerber-Becker aus Würzburg und Bernd Endres aus Theilheim, beide sind mit Freya Altenhöner eng befreundet. 

Lobhudelei ging einigen Delegierten auf die Nerven

Das wiederum hatte zur Folge, dass auch für Katharina Räth Delegierte das Wort ergriffen. "Es geht nicht um persönliche Freundschaften, sondern das Angebot für die Wählerinnen und Wähler ist entscheidend", sagte Gerbrunns Bürgermeister Stefan Wolfshörndl, der von Räths Lebenslauf und beruflichem Werdegang überzeugt ist. 

Manch einem Delegierten ging die Lobhudelei sichtbar auf die Nerven. Beide Bewerberinnen waren eigentlich einverstanden, sich einem offenen Verfahren zu stellen. "Bei einer internen Vorstellungskonferenz bekamen sie vor der Wahlkreiskonferenz die Möglichkeit, sich den Fragen der Mitglieder zu stellen", erläutert Haupt-Kreutzer.

Antonio Zeitz aus Güntersleben brachte es schließlich auf den Punkt: "Das sollten wir beim nächsten Mal besser machen und die Chance nutzen, Fragen zu stellen und über die großen bundespolitischen Themen, beispielsweise über Migration, zu sprechen." 

 
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  • Klaus Grohs
    Frau Scherendorn: Wissen Sie bzgl Zukunft mehr als alle anderen?
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  • Silke Müller
    Ja. Sie weiß immer alles besser.
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  • Helga Scherendorn
    Frau Müller, wissen sie auch etwas?
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  • Helga Scherendorn
    Als ob die SPD noch eine Rolle spielen würde
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  • Uwe Beck
    Eine sehr, sehr gute Wahl! Viel Erfolg Katharina - Berlin is calling!
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