
Schon wieder ein Neuanfang bei der Würzburg-SPD: Die 30-jährige Sozialpädogin Freya Altenhöner wurde am Freitag beim Stadtparteitag im Felix-Fechenbach-Haus mit knapp 77 Prozent der Stimmen zur neuen Vorsitzenden gewählt. Nach partei-internen Querelen stellte sich die bisherige Vorsitzende Katharina Räth nur 16 Monate nach ihrem Amtsantritt nicht mehr zur Wahl.
Laut aussprechen wollte es beim Stadtparteitag zumindest am Rednerpult niemand: Es gab offenbar von Anfang an zwischenmenschliche Probleme und unüberbrückbare Differenzen zwischen Katharina Räth und ihren vier Stellvertreterinnen und Stellvertretern im SPD-Unterbezirksvorstand. Sehr deutlich wurde das durch die Vorschusslorbeeren, die die neue Vorsitzende Freya Altenhöner schon vor ihrer Wahl erhielt. "Ohne dich und einige wenige andere wäre mein Landtagswahlkampf eine traurige One-Man-Show gewesen", sagte Georg Rosenthal. Der ehemalige Würzburger Oberbürgermeister und Landtagsabgeordnete bezeichnete Altenhöner als "verlässliche Genossin, die sich vor der Verantwortung nicht drückt".
Auch Alexander Kolbow, der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, und Stadträtin Lore Körber-Becker lobten die neue Vorsitzende schon vor der Abstimmung: "Ich habe Freya immer nur als solidarisch, fleißig und sehr aktiv erlebt, oft auch in zweiter Reihe. Sie drückt sich nicht vor der Arbeit und vor der Verantwortung", so Koerber-Becker. Zur Amtszeit von Katharina Räth sagte keiner der Redner ein Wort.
Räth selbst nutzte ihren Rechenschaftsbericht allerdings zur Abrechnung mit dem Rest ihres Vorstands und warf "einer kleinen, aber um so lauteren Gruppe" vor, ihre Wahl Ende November 2017 "nie akzeptiert" und ihre Arbeit sabotiert zu haben. Weil sie bei den Neuwahlen nicht mit breiter Unterstützung rechnen konnte, habe sie sich dazu entschieden, nicht zu einer Kampfkandidatur gegen ihre bisherige Stellvertreterin Freya Altenhöner anzutreten, erläuterte Räth. Die 35-jährige Historikerin kündigte an, sich künftig bei der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD (AfA Bayern) zu engagieren und dort für den Landesvorstand zu kandidieren.
Zehn Prozent der Würzburger SPD-Mitglieder waren zum Parteitag gekommen
Immerhin 60 stimmberechtigte Mitglieder - das sind gut zehn Prozent aller Würzburger SPD-Mitglieder - waren zum Parteitag gekommen. 46 von ihnen stimmten für Freya Altenhöner, elf gegen sie, drei enthielten sich der Stimme.
Altenhöner ist in der Rhön aufgewachsen und nach eigenen Worten in die SPD eingetreten, "weil sie die einzige progressive Partei war, die eigene Strukturen vor Ort hatte, sich für die Menschen einsetzt und ein Gegengewicht zu den Konservativen der Union und der Freien Wähler bildet". Die 30-Jährige ist ab dieser Woche als Schulsozialpädagogin der Berufsschulen in Schweinfurt tätig und hadert nach eigenen Worten häufig mit dem Kurs und den Entscheidungen ihrer eigenen Partei: "Wir müssen mehr sein als das soziale Gewissen der Union in der Großen Koalition", betonte sie.
Trotzdem bleibt die SPD für Altenhöner der richtige Ort, um sich politisch zu engagieren, "gerade in einer Zeit, in der offen rechtsextreme Parteien wie die AfD wieder starken Zulauf haben". Sie will die inhaltliche Arbeit verstärken, innerparteiliche Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themenfeldern gründen und auch Nichtmitglieder zur Mitarbeit am SPD-Programm für die Kommunalwahl im kommenden Jahr einladen.
Zu Altenhöners Nachfolger als Stellvertreter im Unterbezirksvorstand wurde Daniel Redelberger gewählt. Der Vorsitzende des Ortsvereins Würzburg-Nord brachte außerdem einen Antrag ein, der vom Parteitag mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit befürwortet wurde: Künftig dürfen nach dem Vorbild der Grünen auch Nicht-Mitglieder auf der SPD-Liste für den Stadtrat kandidieren. Mit Dorothee Klinksiek, Tina Muck und Alexander Kolbow wurden die drei weiteren stellvertretenden Vorsitzenden der Würzburg-SPD jeweils mit großer Mehrheit im Amt bestätigt.