Der psychotherapeutischen Hochschulambulanz und mit ihr der Trauma-Ambulanz in Würzburg droht zum Jahresende womöglich aus Kostengründen das Aus. Darüber informierte vor wenigen Tagen Marion Schowalter, die psychologische Leiterin der Trauma-Ambulanz, im Gespräch mit dieser Redaktion. Nun gibt es erste Reaktionen auf die angekündigte Schließung.
Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt teilte mit: "Für traumatisierte Menschen wäre die Schließung "ein großes Unglück." Menschen, die traumatisierte Situationen erlebt haben, müsste niederschwellig, schnell und professionell geholfen werden. Betroffenen könnten nicht lange auf Termine warten, so Schuchardt.
Die Einrichtung ist auf akut-traumatisierte Menschen spezialisiert – wie zum Beispiel die Augenzeuginnen und Augenzeugen des Würzburger Messerangriffs. Vielen konnte dort geholfen werden, sagt die psychologische Psychotherapeutin Schowalter. "Das war der Beginn der Trauma-Ambulanz", seit September 2021 sei sie in Würzburg "fest etabliert" und unterstütze zudem Gewaltopfer oder Menschen im Zeugenschutzprogramm.
OB Christian Schuchardt: Trauma-Ambulanz hat wichtige Aufgabe
Mit der Gründung der Trauma-Ambulanz ist laut Oberbürgermeister Schuchardt ein Angebot geschaffen worden, das das hiesige Spektrum der Traumatherapie ergänze und schnelle Hilfe böte, was viele Betroffene bei der Verarbeitung des Erlebten effektiv unterstütze. "Durch den Zusammenschluss mehrerer spezialisierter Psychotherapeuten, die direkte Anbindung der Ambulanz an die Wissenschaft in der Universitätsklinik, die Ausbildung junger Therapeutinnen und Therapeuten, die Supervision durch ausgebildete und spezialisierte Fachkräfte und natürlich durch den schnellen Einsatz im akuten Fall hat die Trauma-Ambulanz eine wichtige Aufgabe für traumatisierte Menschen übernommen – und nicht nur für Würzburger Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für Traumatisierte in der Region wie aus den Landkreisen Main-Spessart, Haßberge, Kitzingen."
Weisser Ring setzt sich für Fortführung der Trauma-Ambulanz ein
Marion Schowalter sagt auf Nachfrage, etliche psychotherapeutische Kolleginnen und Kollegen hätten sich bei ihr gemeldet und ihre Unterstützung zugesagt. Ebenso die Opferorganisation Weißer Ring. Alois Henn, stellvertretender Leiter der Außenstelle Würzburg des Weissen Rings, plädiert in einem Schreiben an das Würzburger Uni-Präsidium dafür, dass die Trauma-Ambulanz unbedingt erhalten bleiben sollte, "um damit ein wirklich großartiges Werkzeug für unsere Arbeit nicht wegzunehmen". Die Schließung wäre ein großer Verlust, so Henn.
"Die Trauma-Ambulanz wurde im Rahmen des Opferentschädigungsgesetzes geschaffen, damit Opfer, egal ob privat oder gesetzlich krankenversichert, unbürokratisch Erstgespräche, Beratung und schnell therapeutische Hilfe bekommen", so Schowalter. Auf der Liste des Zentrums Bayern Familie und Soziales stehen aktuell 19 Trauma-Ambulanzen für Erwachsene. Dass das Uniklinikum Würzburg die Trauma-Ambulanz übernimmt, sei im Raum gestanden, aber ungewiss, sagt Schowalter.