Zwei Weltkriege haben die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts geprägt. Wie sie die Heimat im Ochsenfurter Gau verändert haben, ist eine Frage, die Stefan Fach aus Tiefenthal und den Auber Historiker Georg Menig lange schon bewegt hat. Vor fünf Jahren begaben sie sich auf Spurensuche. Inzwischen sind aus ihren Recherchen elf Bücher entstanden - ein ungewöhnliches regionalgeschichtliches Werk, in dem sie die Erinnerung und Geschichten der Soldaten und ihrer Familien vor dem Vergessen bewahrt haben.
Die Forschungsbereiche des Autorenduos umfassen dabei die Schnittstellen zwischen Militär-, der Sozial- und der Regionalgeschichte. Geforscht haben sie dazu nicht nur an Kriegerdenkmälern, in Soldatenfriedhöfen und privaten Fotoalben, sondern in zahlreichen Nachlässen und Feldpostbriefen. Wichtig ist ihnen dabei, die Zeit mit all ihren Tragödien wieder ins Bewusstsein der heutigen Generation zu holen. Die Autoren Stefan Fach (Bütthard-Tiefenthal) und Georg Menig (Aub) haben mit ihrer beeindruckenden Serie über Soldatenschicksale im Ochsenfurter Gau in den vergangenen fünf Jahren ein ungewöhnliches regionalgeschichtliches Werk geschaffen.
In mittlerweile elf Büchern haben sie den Erinnerungen und den Geschichten der Soldaten aus den umliegenden Dörfern während des Ersten und Zweiten Weltkriegs nachgespürt und so vor dem Vergessen bewahrt.
Die Tragödie des Krieges ins heutige Bewusstsein holen
Wichtig ist es laut den Autoren, die Geschehnisse der beiden Weltkriege, die anhand von Kriegerdenkmälern, Friedhöfen und in Familienalben im Ochsenfurter Gau durchaus noch nachvollziehbar und in Nachlässen zu finden sind, mit all ihren Tragödien wieder ins Bewusstsein der heutigen Generationen zu holen und statistisch aufzuarbeiten.
"Wir möchten damit die Erinnerungen an die Soldaten des Ochsenfurter Gaues bewahren und ihr Vermächtnis ehren", erklärt Stefan Fach, der hauptberuflich als Beamter in der Regierung von Unterfranken tätig ist. "Es ist uns wichtig, nicht nur Zahlen, Daten und Fakten zu präsentieren, die in jedem Geschichtsbuch nachlesbar sind, sondern die persönlichen Geschichten zu erzählen und den nachfolgenden Generationen einen Einblick in die tragischen Ereignisse und die Auswirkungen des Krieges zu geben, sowohl aus Sicht der Soldaten, als auch in den einzelnen Orten des Ochsenfurter Gaus."
Die Titel der Bücher wie "Da liegen die Toden wie hingemäht" oder "Wenn nur einmal doch wieder Frieden wäre ..." sind aus Feldpostbriefen und -karten entnommen. Diese Dokumente haben die Autoren in ebenso beachtlicher Menge gesammelt wie Sterbebilder und Orden. Nicht nur die Gefallenen in Vermissten stehen im Fokus, sondern auch die Überlebenden und Frauen, die ohne ihre Männer den Unterhalt der Familien bestreiten mussten.
"Wir möchten die Menschen dazu ermutigen, sich mit der Geschichte ihrer eigenen Gemeinde und den Menschen, die sie geprägt haben, auseinanderzusetzen", sagt Georg Menig, zugleich Leiter des Archivverbundes Ochsenfurt, Röttingen und Gaukönigshofen. Deshalb seien die Bücher nicht nur für geschichtlich Interessierte von Bedeutung, sondern auch für Bewohnerinnen und Bewohner des Ochsenfurter Gaus, die dadurch eine tiefere Verbindung zu ihrer eigenen Familiengeschichte aufbauen können.
Verleger Andreas Stephan von der Augsburger Verlags-und Versandbuchhandlung spricht von einer "eindrucksvollen Reise in die Vergangenheit", in der sie die individuellen Schicksale und Erfahrungen der Soldaten darstellen. Die Buchreihe sei eine bemerkenswerte Leistung der beiden Autoren, die mit ihrer Hingabe zur Erforschung und Dokumentation einen wertvollen Beitrag zur lokalen Geschichtsschreibung geleistet haben. Nach Stephans Worten sollen die Bücher die Erinnerung an die Soldaten wachhalten und gleichzeitig Mahnung für eine friedvolle Zukunft sein.
Dabei ist der Schaffensdrang der beiden Autoren ungebremst. Sie wollen ihre Buchserie so lange vorsetzen, bis der Ochsenfurter Gau vollständig darin abgebildet ist. Außerdem erscheint noch in diesem Jahr eine bislang einzigarte Dokumentensammlung mit dem Titel "…nördlich Uffenheim blieb dem Gegner größerer Bodengewinn versagt". Er beschreibt den Einsatz der 79. Volksgrenadier-Division, die vom 31. März bis zum 18. April zwischen dem Ochsenfurter Gau und der Frankenhöhe den Vormarsch US-amerikanischer Truppen stoppen sollten.