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Soldatenschicksale: Was die Weltkriege für den Ochsenfurter Gau bedeutet haben
Für ihre privaten Erinnerungen ließen sich diese Kriegsteilnehmer zwischen 1914 und 1918 ablichten.
Foto: Sammlung Stefan Fach | Für ihre privaten Erinnerungen ließen sich diese Kriegsteilnehmer zwischen 1914 und 1918 ablichten.
Hannelore Grimm
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:09 Uhr

Zwei Weltkriege haben die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts geprägt. Wie sie die Heimat im Ochsenfurter Gau verändert haben, ist eine Frage, die Stefan Fach aus Tiefenthal und den Auber Historiker Georg Menig lange schon bewegt hat. Vor fünf Jahren begaben sie sich auf Spurensuche. Inzwischen sind aus ihren Recherchen elf Bücher entstanden - ein ungewöhnliches regionalgeschichtliches Werk, in dem sie die Erinnerung und Geschichten der Soldaten und ihrer Familien vor dem Vergessen bewahrt haben. 

Die Forschungsbereiche des Autorenduos umfassen dabei die Schnittstellen zwischen Militär-, der Sozial- und der Regionalgeschichte. Geforscht haben sie dazu nicht nur an Kriegerdenkmälern, in Soldatenfriedhöfen und privaten Fotoalben, sondern in zahlreichen Nachlässen und Feldpostbriefen. Wichtig ist ihnen dabei, die Zeit mit all ihren Tragödien wieder ins Bewusstsein der heutigen Generation zu holen. Die Autoren Stefan Fach (Bütthard-Tiefenthal) und Georg Menig (Aub) haben mit ihrer beeindruckenden Serie über Soldatenschicksale im Ochsenfurter Gau in den vergangenen fünf Jahren ein ungewöhnliches regionalgeschichtliches Werk geschaffen.

Inzwischen füllen die Forschungen von Stefan Fach (links) und Georg Menig elf dicke Bücher.
Foto: Hannelore Grimm | Inzwischen füllen die Forschungen von Stefan Fach (links) und Georg Menig elf dicke Bücher.

In mittlerweile elf Büchern haben sie den Erinnerungen und den Geschichten der Soldaten aus den umliegenden Dörfern während des Ersten und Zweiten Weltkriegs nachgespürt und so vor dem Vergessen bewahrt.

Die Tragödie des Krieges ins heutige Bewusstsein holen

Wichtig ist es laut den Autoren, die Geschehnisse der beiden Weltkriege, die anhand von Kriegerdenkmälern, Friedhöfen und in Familienalben im Ochsenfurter Gau durchaus noch nachvollziehbar und in Nachlässen zu finden sind, mit all ihren Tragödien wieder ins Bewusstsein der heutigen Generationen zu holen und statistisch aufzuarbeiten.

Zu den gesammelten Nachlässen aus zwei Weltkriegen
zählen
  Sterbebilder gefallener Soldaten.
Foto: Hannelore Grimm | Zu den gesammelten Nachlässen aus zwei Weltkriegen zählen Sterbebilder gefallener Soldaten.

"Wir möchten damit die Erinnerungen an die Soldaten des Ochsenfurter Gaues bewahren und ihr Vermächtnis ehren", erklärt Stefan Fach, der hauptberuflich als Beamter in der Regierung von Unterfranken tätig ist. "Es ist uns wichtig, nicht nur Zahlen, Daten und Fakten zu präsentieren, die in jedem Geschichtsbuch nachlesbar sind, sondern die persönlichen Geschichten zu erzählen und den nachfolgenden Generationen einen Einblick in die tragischen Ereignisse und die Auswirkungen des Krieges zu geben, sowohl aus Sicht der Soldaten, als auch in den einzelnen Orten des Ochsenfurter Gaus."

Die Titel der Bücher wie "Da liegen die Toden wie hingemäht" oder "Wenn nur einmal doch wieder Frieden wäre ..." sind aus Feldpostbriefen und -karten  entnommen. Diese Dokumente haben die Autoren in ebenso beachtlicher Menge gesammelt wie Sterbebilder und Orden. Nicht nur die Gefallenen in Vermissten stehen im Fokus, sondern auch die Überlebenden und Frauen, die ohne ihre Männer den Unterhalt der Familien bestreiten mussten.

Farbige Feldpostkarten waren vor allem im Ersten Weltkrieg beliebt.
Foto: Sammlung Stefan Fach | Farbige Feldpostkarten waren vor allem im Ersten Weltkrieg beliebt.

"Wir möchten die Menschen dazu ermutigen, sich mit der Geschichte ihrer eigenen Gemeinde und den Menschen, die sie geprägt haben, auseinanderzusetzen", sagt Georg Menig, zugleich Leiter des Archivverbundes Ochsenfurt, Röttingen und Gaukönigshofen. Deshalb seien die Bücher nicht nur für geschichtlich Interessierte von Bedeutung, sondern auch für Bewohnerinnen und Bewohner des Ochsenfurter Gaus, die dadurch eine tiefere Verbindung zu ihrer eigenen Familiengeschichte aufbauen können. 

Auch Parteiausweise und Soldbücher zählen zu den Quellen, in denen Georg Menig und Stefan Fach forschen. 
Foto: Hannelore Grimm | Auch Parteiausweise und Soldbücher zählen zu den Quellen, in denen Georg Menig und Stefan Fach forschen. 

Verleger Andreas Stephan von der Augsburger Verlags-und Versandbuchhandlung spricht von einer "eindrucksvollen Reise in die Vergangenheit", in der sie die individuellen Schicksale und Erfahrungen der Soldaten darstellen. Die Buchreihe sei eine bemerkenswerte Leistung der beiden Autoren, die mit ihrer Hingabe zur Erforschung und Dokumentation einen wertvollen Beitrag zur lokalen Geschichtsschreibung geleistet haben. Nach Stephans Worten sollen die Bücher die Erinnerung an die Soldaten wachhalten und gleichzeitig Mahnung für eine friedvolle Zukunft sein.

Dabei ist der Schaffensdrang der beiden Autoren ungebremst. Sie wollen ihre Buchserie so lange vorsetzen, bis der Ochsenfurter Gau vollständig darin abgebildet ist. Außerdem erscheint noch in diesem Jahr eine bislang einzigarte Dokumentensammlung mit dem Titel "…nördlich Uffenheim blieb dem Gegner größerer Bodengewinn versagt". Er beschreibt den Einsatz der 79. Volksgrenadier-Division, die vom 31. März bis zum 18. April zwischen dem Ochsenfurter Gau und der Frankenhöhe den Vormarsch US-amerikanischer Truppen stoppen sollten. 

Der Ochsenfurter Gau im Ersten und Zweiten Weltkrieg

Folgende Titel sind bislang in der Buchreihe von Stefan Fach und Georg Menig erschienen:
"Da liegen die Toden wie hingemäht" - Gaurettersheim und Tiefenthal im Ersten Weltkrieg
"Ich könnte gerade hinausweinen vor Schmerz" - Der Erste Weltkrieg, dargestellt am Beispiel der Marktgemeinde Bütthard.
"Er fiel, weil Gott ihn rief ..." - Der Ersten Weltkrieg in Gützingen und Höttingen.
"Daheim Kummer und Sorgen und hier im Felde gegenseitiges Morden …" - Die Stadt Röttingen und der Erste Weltkrieg.
"Gefallen, vermisst, vergessen …" - Soldatenschicksale im Zweiten Weltkrieg, der Orte Gaurettersheim und Tiefenthal
"Die Musik zur Arbeit liefern die Kugeln" - Der Ochsenfurter Gau im Ersten Weltkrieg, dargestellt am Beispiel der Orte Aufstetten, Bolzhausen und Oesfeld.
"Hier weiß man erst, was Krieg ist" - Der Ersten Weltkrieg – dargestellt am Beispiel der Orte Euerhausen und Stalldorf
"Ich hatt‘ einen Kameraden" - Soldatenschicksale im Zweiten Weltkrieg des Ortes Stalldorf
"Wie einst, Lili Marleen" - Soldatenschicksale im Zweiten Weltkrieg des Ortes Sonderhofen
"Wenn nur einmal doch wieder Frieden wäre ..." - Der Ochsenfurter Gau im Ersten Weltkrieg der Gemeinde Sonderhofen
"Wenn alles in Scherben fällt … " Soldatenschicksale im Zweiten Weltkrieg des Ortes Euerhausen
Bezug über den örtlichen Buchhandel oder direkt beim Verlag über das Internet unter shop.gendi.de.
Quelle: hag
 
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