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Bütthard
Heimatgeschichte: Der Erste Weltkrieg im Ochsenfurter Gau
Stefan Fach und Georg Menig haben sich der Heimatgeschichte verschrieben. In mehreren Büchern spüren sie Schicksalen aus dem Ersten Weltkrieg nach.
Sie wollen den Soldaten ein Gesicht gebe: Die Autoren Stefan Fach (links im Bild) und Georg Menig vor dem Höttinger Kriegerdenkmal, auf dem die Namen der Gefallenen und Vermissten aus beiden Weltkriegen in Stein gemeißelt sind.
Foto: Hannelore Grimm | Sie wollen den Soldaten ein Gesicht gebe: Die Autoren Stefan Fach (links im Bild) und Georg Menig vor dem Höttinger Kriegerdenkmal, auf dem die Namen der Gefallenen und Vermissten aus beiden Weltkriegen in Stein ...
Hannelore Grimm
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:15 Uhr

"Er fiel, weil Gott ihn rief." So betitelten die Autoren Stefan Fach aus Tiefenthal und Georg Menig aus Aub ihr neuestes Buch, in dem sie den Ochsenfurter Gau im Ersten Weltkrieg vo 1914 bis 1918 am Beispiel der Orte Gützingen und Höttingen darstellen.

Mit dem Titel gemeint ist zum Beispiel Martin Kuhn (1884-1916). Der Landwirt wurde mit der Verhängung des Krieszustandes über Deutschland am 1. August 1914  mitten in der Ernte aus seinem Leben in dem kleinen Dorf Gützingen als Ehemann, zweifacher Vater, Sohn und Bruder herausgerissen.

Den Toten ein Gesicht geben

Bei der Trauerfeier für den 32-Jährigen, der am 24.Dezember 1916 in Belgien, wie es in der Todesanzeige heißt, "infolge eines Minenschusses den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist", sagte der damalige Lokalkaplan Johann August Rößer der Witwe mit den zwei Kindern und dem Ungeborenen das den Vater nie kennen lernen würde, sowie den Eltern und Geschwistern: "Er fiel, weil Gott ihn rief." Der Geistliche versuchte, die Hinterbliebenen mit dem Rat, "diesen furchtbaren Schicksalsschlag nicht mit natürlichen Augen, sondern mit den Augen des Glaubens zu betrachten", zu trösten.

In dem Buch erinnern die Autoren an die 65 Gützinger Kriegsteilnehmer, von denen neun ihr Leben für das Vaterland ließen. Aus Höttingen kehrten von den insgesamt 67 Soldaten acht nicht mehr nach Hause zurück. Neben ihren Namen, die auf dem Kriegerdenkmal im Höttinger Friedhof in Stein gemeißelt sind, geben Stefan Fach und Georg Menig in ihrem Buch den Gefallenen aus Höttingen und aus Gützingen ein Gesicht.

Das Kondolenzschreiben mit Datum vom 28.Dezember 1916 zum Tod von Martin Kuhn ist durch den Abdruck im Ehrenbuch der Gützinger Kriegsteilehmer des Ersten Weltkrieges erhalten geblieben.
Foto: Hannelore Grimm | Das Kondolenzschreiben mit Datum vom 28.Dezember 1916 zum Tod von Martin Kuhn ist durch den Abdruck im Ehrenbuch der Gützinger Kriegsteilehmer des Ersten Weltkrieges erhalten geblieben.

Wichtig ist es den Autoren, einen Teil der Geschehnisse des Ersten Weltkrieges, mit all ihren Tragödien und persönlichen Schicksalen, wieder ins Bewusstsein der heutigen Generation zu holen und so vor dem endgültigen Vergessen zu bewahren.

Wie in dem bereits erschienen Buch mit dem Titel  "Da liegen die Toden wie hin gemäht", in dem sie die Geschichte des Ersten Weltkrieges in dem Büttharder Ortsteilen Gaurettersheim-Tiefenthal in Erinnerung bringen, und dem Werk "Ich könnte gerade hinausweinen vor Schmerz" über die Geschehnisse in der Marktgemeinde Bütthard, gingen die Autoren auch für ihr neuestes Werk auf eine umfangreiche Spurensuche. Nach dem Sichten unzähliger Originaldokumente, Feldpostkarten und von privater Seite zur Verfügung gesteller Fotos sowie der Recherche in zahlreichen Archiven ist es den Autoren erneut gelungen, die über 100-jährige Vergangenheit lebendig werden zu lassen.

Orginalquellen werden noch gesucht

In dem reichbebilderten Werk stellen die Autoren die damalige historische, strukturelle und gesellschaftliche Situation und das durch den Krieg geprägte Leben in beiden kleinen Ortschaften vor. Für die Autoren ist das Kapitel "Erster Weltkrieg" noch lange nicht Geschichte. Nach der jetzt erschienen Publikation sind in der Reihe weitere Bücher über Burgerroth, Bolzhausen, Buch, Klingen, Allersheim, Euerhausen, Strüth, Stalldorf, Oesfeld und Aufstetten in Planung.

Für ihre Arbeit suchen die Autoren nach Originalquellen wie alten Feldpostkarten, Bildern, Soldbüchern, Wehrpässen und sonstigen Dokumenten. Bürger aus den genannten Gemeinden, die noch im Besitz von Hinterlassenschaften aus der Zeit des Ersten oder auch des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) sind, können sich bei Stefan Fach, Tiefenthal, Tel. (09336) 979140 oder Georg Menig (Aub) unter der Nummer (09335) 997256 melden. Die Publikation über die Büttharder Ortsteile Gützingen und Höttingen "Er fiel, weil Gott ihn rief…" wie auch die Bücher über die Kriegzeit in Gaurettersheim/Tiefenthal und Bütthard sind über Stefan Fach und Georg Menig oder www. Gendi-Shop.de erhältlich.

Die Autoren
Stefan Fach, geboren 1975, studierte ab 2000 an der Universität der Bundeswehr in München Staats- und Sozialwissenschaften. Ab 2009 folgte ein Studium am Fachbereich Sozialverwaltung der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Wasserburg am Inn. Er trat bislang insbesondere durch ortsgeschichtliche Arbeiten in Erscheinung wie die Chroniken der Gemeinden Tiefenthal, Gaurettersheim Bütthard. Seit seiner Jugend widmete er sich zudem der Erforschung der eigenen Familiengeschichte. Er hat auch Fachartikel über archäologische Hinterlassenschaften im Umfeld seiner Heimatgemeinde publiziert.
Georg Menig, geboren 1987, studierte Geschichte, Germanistik und Europäische Ethnologie/Volkskunde an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und arbeitet als Leiter des Archivverbundes Ochsenfurt, Röttingen und Gaukönigshofen. Sein Forschungsbereich umfasst die Schnittstellen zwischen Sozial-, Militär- und Regionalgeschichte. In letzter Zeit erschien das Werk "Der Große Krieg im kleinen Raum – Krieg und Kriegs-erfahrung im ländlichen Unterfranken am Beispiel der Gemeinde Gaukönigshofen 1914–1918/19". Zudem veröffentlichte er mehrere digitale Aufsätze über historische regionale Persönlichkeiten und die Geschichte der Gemeinde Gaukönigshofen.
 
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