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Würzburg
So verlief die Silvesternacht in Würzburg: Eine Hausgeburt, ein blutiger Daumen und  tonnenweise Müll
Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst berichten von einer ruhigen Silvesternacht in Stadt und Landkreis Würzburg. Trotzdem ist zum Jahreswechsel Ungewöhnliches passiert.
Von den Weinbergen an der Steinburg bot sich ein besonders guter Blick auf das Silvesterfeuerwerk über Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Von den Weinbergen an der Steinburg bot sich ein besonders guter Blick auf das Silvesterfeuerwerk über Würzburg.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 06.01.2024 03:16 Uhr

Dieser Neujahrsmorgen wird dem erfahrenen Notarzt Dr. Christian Markus wohl immer in Erinnerung bleiben. Wie der Einsatzleiter des Rettungsdienst, Paul Justice, berichtet, wurde er um 5.45 Uhr zusammen mit einem Rettungswagen zu einer beginnenden Geburt in die Würzburger Innenstadt gerufen. Ein kleines Mädchen wollte nicht länger warten und entschied sich für eine Hausgeburt mit Unterstützung des Rettungsdiensts. „Es ist immer ein Geschenk, eine Geburt zu erleben, aber eine Geburt im Rettungsdienst ist doch immer etwas Besonderes", so Notarzt Markus. Mutter und Kind seien wohlauf.

Notarzt Dr. Christian Markus im Glück: Am Neujahrsmorgen hat er in der Würzburger Innenstadt bei einer Hausgeburt einem kleinen Mädchen auf die Welt geholfen hat.
Foto: Jennifer Engelhardt, Malteser Hilfsdienst | Notarzt Dr. Christian Markus im Glück: Am Neujahrsmorgen hat er in der Würzburger Innenstadt bei einer Hausgeburt einem kleinen Mädchen auf die Welt geholfen hat.

Insgesamt berichtet Einsatzleiter Justice von einer vergleichsweise ruhigen Silvesternacht für die Rettungsdienste und die Integrierte Leitstelle der Berufsfeuerwehr. Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr rückten die Rettungswagen und Notärzte zu 59 Einsätzen in Stadt und Landkreis Würzburg aus. Beim Jahreswechsel 2022/23 seien es allein im Würzburger Stadtgebiet 54 Einsätze gewesen. 

Dabei stand ein hoher Anteil der Einsätze im Zusammenhang mit übermäßigem Alkoholkonsum und Verletzungen durch Böller. Einer der Patienten wird wohl eine bleibende Erinnerung an die Silvesternacht behalten. Wie die Polizei berichtet, hatte der 45-Jährige gegen 22.30 Uhr versucht, in stark alkoholisiertem Zustand einen brennenden Feuerwerkskörper vom Fenster seiner Wohnung in der Zellerau auf die Straße zu werfen.

Alkoholisierter Verletzter wollte sich nicht behandeln lassen 

Offenbar aufgrund des Alkohols misslang der Wurf. Stattdessen explodierte der Sprengkörper in seiner Hand und riss ihm dabei beinahe den Daumen ab. Gegenüber der Polizei und den Rettungssanitätern verhielt sich der Verletzte trotz der starken Blutung zunächst wenig kooperativ. Die Rettungskräfte konnten ihn schließlich doch überreden, sich in einer Klinik behandeln zu lassen. 

Das Feld der Polizei überlassen musste der Rettungsdienst, nachdem ein psychisch kranker Patient in Würzburg mit einer Machete auf einen Nachbarn losgehen wollte. Dem schnellen Handeln der Einsatzkräfte ist es zu verdanken, dass dabei niemand verletzt worden ist, so Paul Justice. Im südlichen Landkreis war es hingegen für die Polizei eine überaus ruhige Nacht. "Keinerlei Vorkommnisse", berichtet Norbert Freudinger von der Polizeiinspektion Ochsenfurt.

Bei einem Dachstuhlbrand in Böttigheim musste der Rettungsdienst zwei leichtverletzte Patienten zur weiteren Diagnostik und Behandlung in die Klinik transportieren. „So tragisch wie der Brand war, so sind wir froh, dass niemand schwer verletzt wurde“, so der Einsatzleiter der Johanniter, Uwe Kinstle erleichtert.

An der TGW-Sporthalle in der Feggrunde ist in der Silvesternacht eine Trafostation in Brand geraten. 
Foto: Alfred Schubert, Berufsfeuerwehr Würzburg | An der TGW-Sporthalle in der Feggrunde ist in der Silvesternacht eine Trafostation in Brand geraten. 

Bewährt hat sich aus Sicht der Stadt Würzburg die böllerfreie Zone in der Innenstadt. Weder sei es dort zu Glasbruch gekommen, noch sei ein Feuerwerkskörper gezündet worden, berichtet Pressesprecherin Petra Steinbach. 

Alle Hände voll zu tun hatten hingegen die Einsätzkräfte der Würzburger Berufsfeuerwehr. Wie ihr Sprecher Alfred Schubert berichtet, sei es zwischen 22 Uhr und 6 Uhr im Stadtgebiet zu 17 Brandeinsätzen und einer technischen Hilfeleistung gekommen. Beim Jahreswechsel 2022/23 waren es im gleichen Zeitraum elf Brandeinsätze.

Brennende Hecken und Mülltonnen

Dabei handelte es sich in der Mehrzahl um brennende Mülltonnen und brennende Hecken, aber auch um einen Brand an einer Trafostation neben der TGW-Sporthalle in der Feggrube. Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr habe die Ausbreitung des Brandes auf die Sporthalle verhindert werden können.

Tonnenweise Müll hinterließen die Feiernden auf Würzburgs Straßen wie hier am Alten Kranen. Ein großer Teil des Unrats verbrannte später in einem Müllcontainer.
Foto: Silvia Gralla | Tonnenweise Müll hinterließen die Feiernden auf Würzburgs Straßen wie hier am Alten Kranen. Ein großer Teil des Unrats verbrannte später in einem Müllcontainer.

In den frühen Morgenstunden wurde die Feuerwehr zu einem Verkehrsunfall gerufen. Ein Auto war mit einer Straßenbahn kollidiert. Die Insassen konnten sich jedoch selbst aus dem Fahrzeug befreien, verletzt wurde niemand. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der BRK Wasserwacht und der DLRG, die vorsichtshalber mit Rettungsbooten auf dem Main patrouillierten, falls ein Feiernder ins Wasser stürzen würde, konnten tatenlos das Silvesterfeuerwerk genießen. 

Ein großer Teil des Mülls verbrannte im Container

Keine Zeit zum Feiern hatten die 14 Mitarbeitenden der Stadtreiniger, die zwischen 23.30 Uhr und 5.45 Uhr mit vier großen Kehrmaschinen und zehn Handkehrern im Einsatz waren. Wie Stadt-Sprecherin Petra Steinbach berichtet, kam es dabei zu keinen besonderen Vorkommnissen, außer dass der aufgestellte Großcontainer in Brand geriet und von der Feuerwehr gelöscht werden musste.

Insgesamt wurden 3,5 Tonnen Kehrgut ins Müllheizkraftwerk gebracht. Das ist weniger als die Hälfte als im Vorjahr, was wohl damit zusammenhängt, dass ein großer Teil des Mülls im Container verbrannt ist. 

Aus Sicht von Feuerwehr-Sprecher Alfred Schubert und Rettungs-Einsatzleiter Paul Justice bleibt besonders positiv in Erinnerung, dass es zu keinerlei Angriffen oder Tätlichkeiten gegen Einsatzkräfte gekommen sei. "Schockiert haben die Würzburger Einsatzkräfte die Angriffe auf ihre Berliner Kollegen in den Medien verfolgt", so Justice.

 
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  • Barbara Fersch
    ich kann es nicht nach vollziehen, dass Menschen, die Feuerwerke zünden , ihren Müll den Strassenreiniger hinterlassen und somit auch dem Steuerzahler !! Warum verlangt man für diese Raketen, etc. nicht eine ordentliche Pfandgebühr ????
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  • Oliver Seitz
    Ich kann da auch nicht zustimmen
    „Diese gigantischen Aufwände für das Böllern sind dem Steuerzahler nicht mehr länger zuzumuten!“
    Hä? Wir sind auch auf dem Land , da war nicht mal eine Einsatzkraft bei uns und den umliegenden Dörfern nötig.
    Besserer Satz wäre:
    Diese gigantischen Aufwände für die Fußballspiele in Deutschland sind dem Steuerzahler nicht mehr länger zuzumuten!
    Da geht das Vielfache drauf, nur mal so als Denkanstoß
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  • Martin Deeg
    Wenn bei Fußballspielen regelmäßig Todesopfer und Schwerverletzte zu beklagen wären, würde man das Konzept ganz sicher überdenken.

    Es geht nicht immer nur um Geld....!
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  • Ursula Dittmann
    Ich habe auch nichts dagegen wenn es nur noch offizielle Feuerwerke gibt. Auf alle Fälle: Allen Einsatzkräften inkl. der Stadtreinigung gehört ein Lob und Danke.
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  • Robert Hippeli
    Diese gigantischen Aufwände für das Böllern sind dem Steuerzahler nicht mehr länger zuzumuten!
    Straßenreinigung, Feuerwehr- und Rettungseinsätze, bundesweit gigantische Polzeiverstärkung kosten enorm viel Geld. Unabhäng von den physischen und psychischen Belastung der Diensthabenden und hiermit euch allen vielen Dank an dieser Stelle!

    Und trotz der enormen Einsätze, wieder: Böller gegen Personengruppen, Polizei und Rettungsdienst, trotzdem wieder Tode und Schwerstverletzte durch kriegsähnliche Zustände und den waffenähnlichen Böllern und Raketen. In Leipzig gab es sogar einen Angriff gegen eine Polizeiwache! Von den Belastungen durch Feinstaub, CO2, den Giften und Kunststoffteilen im Erdreich und Grundwasser sowie den Lärmschäden ganz zu schweigen.

    Deshalb kein Böller und Raketten mehr im offenen Handel bzw. in der Hand von Privatpersonen!

    Ich hätte erwartet das der Mainpost auch mal was besseres einfällt, wie zu Jahresbeginn Fotos von diesem Prolofeuerwerk zu zeigen!
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  • Hans-Georg Lory
    Da kann ich Herrn Hippeli nicht zustimmen. Wir (auch ich) haben bei uns im Dorf ordentlich Böller und Raketen in die Luft geschossen und hatten unseren Spass dabei. Nach einer halben Stunde war alles beendet und es wurde weder jemand verletzt noch wurden Polizei oder Rettungskräfte angegriffen (waren auch keine da) .Unseren Dreck haben wir auch selber weggeräumt. Man kann nicht einfach die Geschehnisse von Berlin und Leipzig auf das ganze Land projizieren. In großen Städten wie Berlin gibt es auch während des Jahres oft genug Randale. Sind da auch die Feuerwerkskörper schuld? Wohl kaum.

    Ich möchte mir auch nicht von einigen Moralaposteln vorschreiben lassen, ob ich Feuerwerk kaufe oder nicht, das kann ich selbst entscheiden und so soll es auch bleiben.

    Zu Ihrem Vorwurf des Prolofeuerwerks: Wahrscheinlich ist Ihnen die Historie des Feuerwerks nicht bekannt. Die ersten „Lust- oder Kunstfeuerwerke“ gab es in China während der Song-Dynastie (960–1270). Wer ist also hier der Prolet?
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  • Robert Hippeli
    @Hans-Georg Lory: Wenn alte Autos, selbst Oldtimer, ohne Auspuff, krachmachend und feinstaubverpestend herumfuhren, würde der TÜV sie, zu unser allem Schutz, aus Kraft setzen. Keiner würde von Tradition reden, nur weil es ganz früher keinen TÜV gab.

    Wir kippen unser Gülle, Hausabfälle und Toiletteninhalte auch nicht mehr auf die Bürgersteige oder auf die Straßen, nur weil das früher so üblich war.

    usw......

    Das alles, nämlich aus Fehlern lernen, unterscheidet eine weiterentwickelte Kultur von weniger entwickelten Kulturen.

    Tradition hört da auf, wo ein Schaden für alle entsteht!
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