
Mit dem Outfit ist er in der Würzburger Innenstadt garantiert aufgefallen. Als irischer Kobold verkleidet spazierte Jochen Veit alias "Crazy Doc" vor wenigen Wochen durch Würzburg, begleitet von der Kamera. Der Grund: Dreharbeiten fürs Video zu "Elektrische Stadt", seinem neuesten Song, der am Mittwochabend auf YouTube und weiteren Kanälen veröffentlicht wurde.
Dabei ist Veit eigentlich schon sehr lange weg aus seiner Geburtsstadt, genau seit 26 Jahren. Der 52-Jährige praktiziert heute als Arzt für Allgemein- und Sportmedizin in Nordwalde, einer 9300-Einwohner-Gemeinde in Westfalen. Mit seiner Heimatstadt ist Veit aber dennoch eng verbunden, sein Bruder und seine Eltern leben hier. Deshalb hat der Hobbymusiker auch nicht lange überlegen müssen, wo er die musikalische Liebesbotschaft an die Heimatstadt bebildert: in Würzburg natürlich.
Aber was hat es eigentlich mit der "Elektrischen Stadt" auf sich? Das Lied ist die deutsche Version des Rocksongs "Electric City", den der kanadische Musiker Jason Dunn im vergangenen Jahr produziert hat. Veit und Dunn sind befreundet. "Meine Frau Janine und ich haben im Frühjahr unsere Hochzeitsreise nach Kanada gemacht", berichtet Jochen Veit. Dort trafen sie sich auch mit Jason Dunn. "Mehr aus Spaß habe ich gesagt: 'Eigentlich müsste man mal eine deutsche Version von einem deiner Lieder machen'", erzählt Jochen Veit – am Ende wurde es "Electric City". In dem Lied singt Dunn über seine Heimatstadt Peterborough, eine Stadt am Fluss, dessen Wasserkraft zur Stromerzeugung genutzt wird – daher der Liedtitel.
Text zu "Elektrische Stadt" gemeinsam mit dem Bruder übersetzt
Jochen Veits "Elektrische Stadt" ist dagegen Würzburg, schon wegen der Lage am Fluss. "In dieser Stadt, ja, da bin ich daheim. An deinen Ufern will immer ich sein", heißt es darin. Die Tonspur von Dunns Songs konnte er übernehmen, den Text übersetzte er gemeinsam mit seinem Bruder Ernst – er ist Englischlehrer in Würzburg – ins Deutsche. Produziert wurde "Elektrische Stadt" im Tonstudio in Westfalen. Eine erste Überlegung, das Musikvideo in seiner jetzigen Heimat in NRW zu drehen, hat Veit schnell verworfen. "In dem Lied geht es um die Heimatstadt, um die Stadt am Fluss. Ich habe mir gesagt: 'Komm, dann machst du das Video auch in Würzburg'." Lediglich Szenen im Boot auf dem Main mussten aus technischen Gründen bei Schweinfurt gedreht werden.
Die Verkleidung als irischer Kobold ist übrigens mehr als ein Gag. "Das Lied hat auch einen irischen Einschlag, Jason Dunns Frau kommt aus Irland", sagt Veit. Bei der Frage "Was ist typisch irisch?" fiel ihm der Leprechaun, der irische Kobold, ein. Und weil er auch noch mit dem Betreiber vom "Irish Pixie" in der Karmelitenstraße bekannt ist, war auch schnell klar, dass auch dort ein Teil des Videos gedreht wird.

Erste musikalische Schritte bei den Würzburger Domsingknaben
Wenn Jochen Veit alias "Crazy Doc" die Heavy-Metal-Liebesbotschaft an seine Heimatstadt Würzburg ins Mikro röhrt, möchte man gar nicht glauben, dass er sein Faible für die Musik einst im Würzburger Dom entwickelt hat. "Meine Eltern haben mich zu den Domsingknaben gesteckt", erzählt Veit und lacht: "Davon hört man jetzt nichts mehr."

Musikalisch hatte er schon einige Projekte und Bands, "Crazy Doc" ist ein Soloprojekt. Neben dem Gesang bei den Domsingknaben hat Veit auch eine klassische Klavierausbildung absolviert, seit zehn Jahren spielt er außerdem Gitarre. "Musikalisch ist bei mir immer was los. Meine Patienten hier oben wissen das auch und haben ihren Spaß dabei", sagt Veit.
Nach Würzburg kommt er im Schnitt zwischen vier- und achtmal im Jahr. Und was erhofft sich der "Crazy Doc", wenn die Leute "Elektrische Stadt" hören und das Video sehen? "Sie sollen erkennen, dass das ein großer Spaß ist und dass mir die Stadt nach wie vor gut gefällt. Meine Frau und ich lieben die Gegend, lieben den Frankenwein. Wir sind wahnsinnig gerne dort."