Realität ist eine Halluzination, die durch den Mangel an Alkohol entsteht: Allzu wörtlich sollte man die klassische Pub-Weisheit natürlich nicht nehmen. Dass sich manches Bier grün gefärbt hat beim St. Patrick´s Day in Waigolshausen war keine Sinnestrübung. Zum ersten Mal seit 2018 wurde wieder des irischen Nationalheiligen gedacht, der die Insel bekehrt und dort, an einem 17. März im fünften Jahrhundert, verblichen sein soll.
Im Freizeitzentrum als zeitweise "größtem Pub Frankens", waren die Schlangen lang, voller Durst auf warmen Whiskey und kühlen Gerstensaft. Schließlich war Franken zuerst irisch, bevor es bayerisch wurde: 200 Jahre nach St. Patrick hat der vielleicht aus Mullagh, County Cavan, stammende Frankenapostel Kilian die hiesige Gegend bekehrt, zusammen mit Totnan und Kolonan.
Zehn Minuten kühler Wind, zehn Minuten Sonnenschein: Das irische Wetter passte schon mal zum Umzug nach dem Festgottesdienst. Pfarrer Volker Benkert erinnerte in St. Jakobus an die gemeinsame Kirchentradition. Ein St. Patrick mit Kleeblatt-Stab saß neben dem Märtyrer St. Kilian mit Schwert. Harfenistin Judy Harper entlockte ihrem Instrument silbrige Klänge, die Black Pipers spielten "Highland Cathedral". Armiger Bernhard Soldner, Wappenträger des Waigolshäuser Clans McEl, brachte ein "Shamrock" nach vorne zur Segnung: Mit dem Kleeblatt soll Patrick den Iren die Dreifaltigkeit Gottes erklärt haben. Dazu erklang das "Ar n-Athair a tha air nèamh" , das gälische Vaterunser. Der Gospelchor "Lift Your Voice" erhob die Stimme, am Ende wurden von allen die Irischen Segenswünsche gesungen.
Die Sackpfeifen dröhnten
"Unser Tartan ist sogar offiziell registriert", freute sich ein heimischer Clanman vor der randvoll besetzten Pfarrkirche. Nach der Andacht marschierten die Vereine, darunter der eng befreundete Trachtenverein aus Röthlein, und weitere Clans aus der Region durch den Ort zur Melodie der Dudelsäcke. Das Duo der Mittelalterband "Arg Fatalis" aus dem Erzgebirge ließ die Sackpfeifen dröhnen. Ein grün gewandeter, rotbärtiger Leprechaun verteilte Süßigkeiten. Alice, Carli, Franz, Liesl, Zenzi und Ludwig zogen ebenfalls mit, als vierbeinige Schützlinge einer fränkischen Irish-Wolfhound-Gruppe.
Seit 2002 gibt es den Clan McEl, begründet vom unvergessenen Waigolshäuser Chieftain Aribert Elpelt, der 2017 viel zu früh gerstorben ist. Es gibt gute Kontakte nach Irland, Schottland, Frankreich. Die Lockdown-Zeit hat die deutschlandweite Szene ziemlich durcheinander gewirbelt. Früher wurde alle zwei Jahre gefeiert. Immerhin, im Freizeitzentrum tummelten sich an die 1000 Besucher unter den Fahnen der irischen Counties. "Es ist jedes Mal ein Kraftakt", sagt Christian Oeser als heutiger Vereinsvorsitzender – aber es ist für den guten Zweck, sei es die Schweinfurter Kindertafel, den Tierschutzverein Pro Animale oder das Kinderhospiz Sternenzelt Mainfranken.
Kostbaren Tropfen versteigert
Der Erlös der Tombola geht 2024 an das Brückenteam der Palliativstation St. Josef. Die "Menzel School of Irish Dancing" aus Ipsheim lud zum Mittanzen ein, die Black Pipers aus Aschaffenburg packten die Bagpipes aus. Der Chef des Männerchors Eckenhaid, Martin Lehnert, ist zugleich Chief des "Clan of Saor Albannach", der einen kostbaren Whiskeytropfen als Spende versteigert hat. "Black Bird Project" steuerte irische Folksongs bei. Am Ende sorgte die Pyroshow der Gruppe Flammentanz fürs feurige Finale.
