Ausweitung der 2G-Regel, abgesagte Weihnachtsmärkte und das Hochfahren der Impfkampagne. All das sollte helfen, um der vierten Corona-Welle entgegenzuhalten. Seit mehreren Tagen sinkt die bundesweite 7-Tage-Inzidenz und auch für Würzburg gehen die Zahlen der Neuinfektionen langsam zurück. Doch bereits vergangene Woche bremste der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, die Hoffnung auf ein Ende der vierten Welle: Die sinkenden Corona-Zahlen seien möglicherweise auf überlastete Gesundheitsämter und Labore zurückzuführen und damit wenig aussagekräftig. Doch trifft das auch auf Würzburg zu? Wie überlastet sind das Gesundheitsamt und die Labore?
Labore stark ausgelastet aber nicht überlastet
Dr. Thomas Hermann, Leiter des medizinischen Versorgungszentrum für Labormedizin (MVZ) in Würzburg, erklärt auf Nachfrage dieser Redaktion: "Unsere Auslastung ist derzeit sehr hoch." An einigen Tagen komme das Labor an seine Grenzen. Er erklärt jedoch auch: "Wir haben derzeit keinen Probenrückstau, der zu einer verfälschten Inzidenz in Würzburg führen würde." Im Labor der MVZ könne der überwiegende Teil der Proben innerhalb von 24 Stunden ausgewertet werden, so der Laborchef.
Und auch die einzelnen Teststationen in Würzburg erklären auf Nachfrage der Redaktion, dass die Labore, mit denen sie zusammenarbeiten, die PCR-Testergebnisse innerhalb von 24 Stunden auswerten können. "In der Regel bekommen wir die Testergebnisse sogar schneller", so Marco Kurre, Geschäftsführer von Contime Service GmbH.
Für die Meldung der Fallzahlen an das RKI sind die Labore und Gesundheitsämter zuständig. Ausschlaggebend für die Meldung sind die positiven PCR-Testergebnisse. Wer einen positiven Schnelltests hatte, muss mit einem sogenannten anlassbezogenen PCR-Test nachgetestet werden. Erst wenn dieser positiv ist, geht eine Meldung ans Gesundheitsamt und von dort weiter ans RKI.
Bernhard Wiegel vom Berufsverband Deutscher Laborärzte Bayern teilt die Einschätzung von RKI-Chef Wieler nicht. "Die Aussage ist überholt", sagt Wiegel. In den ersten zwei Novemberwochen seien die Labore tatsächlich überlastet gewesen. Mittlerweile habe sich die Lage aber wieder deutlich entspannt. "Die Labore sind immer noch gut ausgelastet, aber die Meldezeiten an das RKI sind so perfekt, wie sie nur sein können", erklärt Wiegel.
Verläufe von Omikron-Variante werden entscheidend sein
Wiegel, der in Passau ein medizinisches Labor betreibt, hält die sinkenden Fallzahlen in Würzburg für verlässlich. "Das deckt sich auch mit meinem Eindruck, dass ganz generell die Fallzahlen zurückgegangen sind." Seiner Einschätzung nach befinde man sich aktuell auf einem guten Weg. "Dazu haben natürlich auch die 2G-Regelung und die Ausweitung der Schnelltests beigetragen."
Mit Blick auf die sich ausbreitende Omikron-Variante mahnt Wiegel allerdings zur Vorsicht "bis wir wissen, wie die Krankheitsverläufe von Infizierten sich entwickeln." Er ist sich sicher, dass in einem halben Jahr die Omikron-Variante die aktuell vorherrschende Delta-Variante ablösen wird. Und er hofft auf mildere Verläufe durch die neue Mutation des Virus.
Gesundheitsamt meldet die Zahlen tagesaktuell
"Ja, die Auslastung im Gesundheitsamt ist hoch", erklärt Pressesprecherin Dagmar Hofmann. Dennoch sei es weiterhin möglich, die Zahlen tagesaktuell ans RKI zu melden. Beim Gesundheitsamt habe man nicht den Eindruck, dass sinkende Fallzahlen auf eingeschränkte Laborkapazitäten zurückgehen, wie Hofmann erklärt. Das Gesundheitsamt betont noch einmal, wie wichtig das Impfen für das Brechen der vierten Welle sei.
Lars Dölken, Chefvirologe der Universität Würzburg, sieht die Lage differenzierter als die Vertreter der Labore. Zwar sei es gut, dass die Sieben-Tage-Inzidenz leicht gesunken ist, die vierte Welle sei damit aber längst nicht gebrochen, so Dölken. "Auch wenn wir jetzt unter 300 liegen, kommen in den nächsten Wochen noch viele Patientinnen und Patienten in die Kliniken", erklärt er mit Blick auf die Auslastung der Krankenhäuser.
Wichtig sei vor allem ein Blick in die Zukunft, so der Virologe. "Über die Weihnachtsfeiertage wird es wieder mehr Kontakte geben, deshalb ist es so wichtig, dass wir das exponentielle Wachstum vor Weihnachten stoppen." Für Würzburg sei das bereits gelungen. Mit Blick auf die Omikron-Variante müsse man aber weiterhin wachsam bleiben.
Zwar sinken aktuell die Corona-Fallzahlen und damit auch die Sieben-Tages-Inzidenz für Stadt und und Landkreis Würzburg. Am Dienstag lag die Inzidenz in der Stadt bei 265,0, im Landkreis bei 236,6. Doch dass diese Zahlen allein nicht entscheidend sind, darauf weisen Politiker und Gesundheitsexperten immer wieder hin. In den Würzburger Kliniken stieg die Zahl der Covid-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, in den vergangenen Tagen wieder leicht auf 25, wie das RKI meldet. In der Main-Klinik Ochsenfurt, dem einzigen Krankenhaus im Landkreis, liegen mit Stand vom Dienstag drei Covid-Patienten auf der Intensivstation.