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Würzburg
Sexueller Missbrauch: Ein Mühlstein als Mahnung
Seit Mittwoch steht ein mahnender Mühlstein vor dem Kiliansdom in Würzburg. Er soll ein Zeichen setzen. Im Vordergrund stehen hierbei Kinder und Jugendliche.
In Würzburg wurde auf dem Kiliansplatz ein 'Mahnender Mühlstein' aufgestellt. Er soll an das Leid von Opfern sexueller Gewalt erinnern. Von links: Bürgermeister Adolf Bauer, evangelische Dekanin Edda Weise, Generalvikar des Bistums Würzburg, Thomas Keßler, und Johannes Heibel, Vorsitzender der Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen.
Foto: Thomas Obermeier | In Würzburg wurde auf dem Kiliansplatz ein "Mahnender Mühlstein" aufgestellt. Er soll an das Leid von Opfern sexueller Gewalt erinnern.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:56 Uhr

"Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, dem wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde", steht auf dem großen runden Stein geschrieben. Der Steinmetz Bruno Johannes Harich hat das Jesus-Wort aus dem Matthäus-Evangelium in den Stein gemeißelt. Er soll eine Mahnung sein und an das Leid von Opfern sexueller Gewalt erinnern. Der sogenannte "Mahnende Mühlstein" wird deutschlandweit vor Kirchen ausgestellt. Bis Ende August macht er nun Halt vor dem Kiliansdom in Würzburg.

Am Mittwoch wurde der Stein in einer feierlichen Zeremonie eingeweiht. "Wir sind jetzt im elften Jahr in ganz Deutschland unterwegs", begrüßte Johannes Heibel, Vorsitzender der Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen. Er betonte wie wichtig es sei, dass Erwachsende regelmäßig an ihre Verantwortung gegenüber Kindern und Jugendlichen erinnert werden. Und so waren es auch Kinder, die den Stein auf dem Kiliansplatz hinter dem Dom enthüllt haben. 

Bürgermeister Bauer: Mühlstein ist ein sichtbares Zeichen

"Sexueller Missbrauch an Kindern ist das furchtbarste und verabscheuungswürdigste, was Erwachsenen Kindern antun können", machte Bürgermeister Adolf Bauer in seinem Grußwort deutlich. "Die Öffentlichkeit muss sensibilisiert werden. Diese Aktion ist ein sichtbares Zeichen, dass hoffentlich viele Menschen, die daran vorbei gehen, nicht wegschauen, sondern sich aktiv für den Schutz von Kindern und Jugendlichen einsetzen."

Der Bildhauer und Steinmetz Bruno Johannes Harich hat das Jesus-Wort aus dem Matthäus-Evangelium in den Stein gemeißelt.
Foto: Thomas Obermeier | Der Bildhauer und Steinmetz Bruno Johannes Harich hat das Jesus-Wort aus dem Matthäus-Evangelium in den Stein gemeißelt.

"Das Leid der Betroffenen muss in der Mitte stehen und der Schutz der Schwachen", ist auch Dekanin Edda Weise der Meinung. Sie erinnerte an den schrecklichen Missbrauchsfall vor einigen Monaten in Würzburg, bei dem ein Therapeut mehrere Schutzbefohlene sexuell missbraucht, gefilmt und die Aufnahmen ins Netz gestellt haben soll. "Der Mühlstein mahnt zurecht. Dieses Verbrechen in unserer Mitte führt uns mahnend unsere Verantwortung gerade für Kinder und Jugendlichen vor Augen." 

In Rom soll das Mahnmal einen dauerhaften Standort erhalten

An diese Pflicht appellierte auch Generalvikar Thomas Keßler: "Die Verantwortung liegt nicht nur bei Einzelpersonen, sondern immer auch bei Institutionen. Gerade als Kirche haben wir eine besonders hohe Verantwortung, das Thema wach und präsent zu halten."

Bis Ende August soll der Mühlstein nun auf dem Kiliansplatz hinter dem Würzburger Dom stehen bleiben. Die Tour soll in diesem Jahr enden, so Heibel. Danach will die Initiative den Mühlstein an Papst Franziskus übergeben. In Rom soll das Mahnmal dann einen dauerhaften Standort erhalten.

 
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    Und dieser Stein, der jetzt seit 11 Jahre durch Deutschland geschippert wird, hilft den Opfern und zukünftigen Opfern? Aha.
    Der Steinbrocken ist gerade mal als Sitzgelegenheit gut und dann vergessen.
    Wer wird schon den gedachten Sinn erkennen?
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  • E. V.
    Es wäre sinnvoller gewesen, den Mühlstein direkt VOR dem Dom aufzustellen, nicht in dieser abgelegenen Ecke neben dem Dom. Aber das passt genau zur Haltung der Kirche: "Wir zeigen uns zwar ein bisschen betroffen, schützen aber dennoch die Täter, vertuschen wo es geht und ändern wollen wir auch nichts." Amen!
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