Als das Virus nach Unterfranken kam, traf es zuerst die Würzburger Seniorenheime mit voller Wucht: Bewohner starben, dann kam die Quarantäne – und damit die Einsamkeit. Erst rückläufige Infektionszahlen ermöglichten wieder soziale Nähe. Nun sind die Zahlen zwischenzeitlich wieder stark angestiegen. Wie Betroffene aus der Region die aktuelle Situation erleben.
Nervosität in Seniorenheim steigt
"Bei uns im Haus ist eine gewisse Nervosität gestiegen", sagt Raimund Binder, Leiter des Würzburger Seniorenheims "Marie-Juchacz-Haus". Man lege jedoch weiterhin großen Wert darauf, den Bewohnern umfangreiche soziale Kontakte zu ermöglichen. "Psychisches Wohlbefinden ist mindestens so wichtig wie das gesundheitliche", so Binder. Aus diesem Grund lasse man verhältnismäßig viele Besucher zu. "Die Bewohner sind sehr zufrieden damit." Es spreche sich herum, dass das in der Region nicht selbstverständlich sei.
"Uns werden Hygienekonzepte auferlegt, die für uns nicht immer schlüssig sind", kritisiert etwa eine Pflegerin, die im Seniorenheim "Haus am Kurpark" in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) arbeitet und aus Sorge um ihren Job anonym bleiben will. Bewohner müssten nach stationären Aufenthalten trotz negativer Corona-Tests in 14-tägige Quarantäne und litten dort unter Einsamkeit. "Bei uns sitzen teilweise Enkel in der Hecke, um ihre Oma zu sehen." Und: "Wir brauchen dringend einheitliche Hygiene-Regeln an Pflegeeinrichtungen."
Sprecherin des Pflegeheims kontert
"Natürlich wissen wir, dass der soziale Kontakt zu den Angehörigen bei der mentalen und körperlichen Konstitution eine wesentliche Rolle spielt", kontert eine Sprecherin des Pflegeheims. Die Maßnahmen seien nötig, um das Risiko einer Infektion zu reduzieren. Betroffene dürften sich im Übrigen auf der "Quarantänestation" frei bewegen. Es gelte, die richtige Balance zwischen Schutzmaßnahmen und persönlichem Austausch zu finden.
Petra Dlugosch Beraterin bei der Fachstelle für pflegende Angehörige in Kitzingen hat für solche Maßnahmen Verständnis: "Das ist ganz wichtig, um solche Einrichtungen zu schützen". Dass jede Einrichtung eigenständig über angemessene Maßnahmen entscheide, sei jedoch ein Problem: "Besser wären einheitliche gesetzliche Vorgaben." Hier sieht auch Sabine Seipp, Beraterin bei der Fachstelle für pflegende Angehörige in Würzburg das größte Problem: "Angehörige respektieren die Einschränkungen, die unterschiedlichen Regelungen empfinden sie jedoch teilweise als unfair."
Senioren wünschen Rückkehr zu Normalität
Sehr zufrieden mit der aktuellen Situation ist hingegen Schwester Maria Kollmannsberger, Heimrätin und Bewohnerin des Caritas Seniorenzentrum St. Martin in Lohr (Lkr. Main-Spessart). Nach dem zermürbenden Lockdown könne man nun endlich Besuche nach Absprache zu empfangen: "Ich empfinde das als eine sehr große Lockerung, dafür bin ich persönlich dankbar."
Durch strenge Vorschriften im Haus, sei man von Corona-Infektionen verschont geblieben. Auch, wenn sich die Bewohner mehr und intensivere soziale Kontakte wünschten, sei man dafür dankbar. "Das haben wir der Hausleitung zu verdanken." Auch, wenn der Gedanke gerade utopisch sei, sei ihr großer Wunsch nun eine Rückkehr zur Normalität: "Alles was wir dafür tun können, ist vernünftig zu bleiben und uns an die Regeln zu halten."
Das ist Mitmenschlichkeit!!!
Da kann man nur den Kopf schütteln: negativ im Krankenhaus getestet und zurück ins Pflegeheim und 2 Wochen Einzelhaft! Schämt euch!
A. Stumpf