Bis zu jenem Sonntag kennen ihn die Veitshöchheimer als Silke. Er wartet ab, bis nach dem Gottesdienst der letzte Orgelton verklungen ist. Dann erklärt Sebastian Wolfrum an jenem Sonntag im Oktober 2017 vor der versammelten evangelischen Gemeinde, dass er sich seit Kindertagen im falschen Körper fühlt. Dass er nie Silke war. Dass er fortan als Mann leben wird.
Es ist ein Outing, mitten in der Kirche. Wolfrum hat es sorgsam und mit Bedacht geplant. Er hat eine E-Mail ans Pfarrkapitel vorbereitet, hat schon vor dem Gottesdienst Bekannten, Freunden und ehemaligen Kollegen in Oberfranken Post geschickt, den Nachbarn in Veitshöchheim einen Brief eingesteckt. Er weiß, was gleich passiert. Der Evangelische Pressedienst veröffentlicht die vorbereitete Geschichte von der Pfarrerin, die jetzt Pfarrer ist, kaum dass das zweite Schlusslied zu Ende georgelt ist.
Wolfrums Handy vibriert ohne Pause, das Fernsehen steht vor der Türe, die große Boulevardzeitung meldet sich. In ganz Deutschland sorgt die Nachricht aus Veitshöchheim über Tage und Wochen für Schlagzeilen. Für Sebastian Wolfrum ist es der letzte, der konsequente Schritt einer lebenslangen Auseinandersetzung. Mit dem eigenen Leben, mit dem gottgegebenen Körper. Mit der Kirche und mit Gott. Jetzt erzählt der transsexuelle Pfarrer, wie er – über viele Um- und Irrwege – den „Weg zu sich selbst“ fand.
Frage: Herr Wolfrum, wie geht es Ihnen?
Sebastian Wolfrum: Gut. Einfach gut.
Dieselbe Frage im Herbst 2017, vor dem 29. Oktober – wie hätten Sie geantwortet?
Wolfrum: Nach außen hätte ich cool geantwortet: gut. In mir drin war ich total aufgewühlt. Ich kam im Sommer aus dem Seminar zurück, in dem ich mich in der Rolle des Mannes ausprobieren konnte, und ich habe fast den Weg zurück nicht geschafft. In der ersten Schulwoche, an der ich neu an der Würzburger Fachoberschule angefangen habe, begrüßen mich die Kolleginnen: Ach, neuer Lehrer hier. Dann stellst du dich im Lehrerkollegium mit Namen vor – und siehst lauter irritierte Blicke. Ich habe die Rolle als Frau fast nicht mehr geschafft.
Wann haben Sie für sich entschieden, dass Sie konsequent sein wollen – und den Weg geradeaus gehen, nicht zurück?
Wolfrum: Den inneren Durchbruch hatte ich am Sonntag nach Pfingsten 2017. Dann habe ich ein paar Wochen sortiert, hatte erste Gespräche, bis es sich immer stimmiger anfühlte. Irgendwann gab es kein Halten mehr.
Was war am Sonntag nach Pfingsten?
Wolfrum: Ich hatte frei, war ein paar Tage in Nürnberg, weil ich die Stadt sehr mag. In der Woche habe ich mich viel mit mir selber beschäftigt, so viele Fragen drängten sich auf. Wie will ich leben? Wer bin ich? Dann war ich in St. Lorenz im Gottesdienst. Die Kollegin beginnt mit dem Satz: „Wir sind zusammengekommen, um miteinander Gottesdienst zu feiern, als Junge und Alte, als Männer und Frauen.“ Und da war ich draußen. Eine klassische Eröffnung, einen Satz, den ich selber Hunderte Male gesagt habe. Aber ich saß in dieser Kirche – und bei diesem Satz wusste ich: Ich bin keine Frau.
20 Wochen später haben Sie es allen gesagt. Eigentlich schnell . . .
Wolfrum: Ich kann mich nicht gut verstecken. Das war ein Grund, der andere war . . .
Verzeihung für das Unterbrechen, das haben Sie aber jahrelang getan und geschafft, oder?
Wolfrum: Ich habe viel unterdrückt, mit allen Preisen, die ich dafür gezahlt habe. Depression, Verzweiflung, Einsamkeit. Ich wusste, ich kann nicht länger zwei Leben leben. Und es war klar: In unserer Gemeinde stehen zwei große Entscheidungen und Aufgaben an. Die Generalsanierung der Christuskirche, ein Zwei-Millionen-Projekt, und Kirchenvorstandswahlen. Da braucht man Vertrauen und muss sich aufeinander verlassen können. Ich wollte mit offenen Karten spielen. Ich wollte, dass alle wissen, mit wem sie es zu tun haben.
Sie hätten es sich sicher leichter machen können – aber wollten Pfarrer in Veitshöchheim mit öffentlicher Rolle bleiben?
Wolfrum: Ich mag die Gemeinde. Es hätte die Möglichkeit gegeben, wegzugehen, in den Schreibtischdienst. Die Frage war, ob es die Gemeinde und vor allem der Kirchenvorstand mittragen würden. Weniger, weil man mich persönlich nicht mögen würde, da hatte ich nie Sorge. Eher, weil der Kirchenvorstand vielleicht massiv mit Widerstand konfrontiert werden würde. Man kommt ja nicht zu mir, man geht ja zu anderen . . . Aber der Kirchenvorstand hat schnell gesagt: Wir stehen zu unserem Pfarrer. Was geholfen hat: dass die Kirchenleitung in München Rückendeckung gegeben und alles unterstützt hat. So gab es keine Loyalitätskonflikte.
Gar keine kritischen Stimmen im Ort? Sind Sie nie direkt angesprochen worden?
Wolfrum: Wenn, dann zu 80 Prozent positiv. Und mit viel Respekt. Ja, es gab und gibt Menschen, die sich damit schwertun, die es nicht nachvollziehen können. Aber direkt zu mir kommen die wenigsten. Wir haben selber alle gestaunt, wie „unfallfrei“ das gegangen ist. Mit „wir“ meine ich den Kirchenvorstand, die Schützen . . .
Sie sind Sportschütze. Wie häufig werden Sie noch mit „Frau Wolfrum“ angesprochen?
Wolfrum: Überhaupt nicht mehr. Der Name war schnell weg, Grammatik braucht ein bisschen. „Sie“ statt „er“, das passiert heute noch. Nicht in böser Absicht. Sondern weil es einfach Gewohnheit ist.
Gab es im privaten Umfeld Leute, die gar nichts mehr mit Ihnen zu tun haben wollten?
Wolfrum: Ich habe einen Freund verloren. Und weiß bis heute nicht wieso. Er war einer der Ersten, mit denen ich überhaupt gesprochen hatte . . . Da hatte er mir Unterstützung zugesagt. Aber er ist aus dem Kontakt raus. Das hat wehgetan. Was mir oft begegnet ist: Dass Klassenkameraden oder Leute, die mich aus Studentenzeiten kannten, gesagt haben, jetzt verstehe ich vieles mehr, jetzt verstehe ich dich endlich.
Und in Ihrer Schule? Das war ja mitten im Schuljahr?
Wolfrum: Überhaupt kein Thema. Grinsen, nicken. Haben Sie Fragen? Nein. Bedürfnis zu sprechen? Nein. Die Fachoberschule hat den Vorteil, da sind die Schüler und Schülerinnen älter. Ich weiß nicht, wie es in einer sechsten, siebten Klasse gewesen wäre. Ich merke, für die Jugendlichen ist vieles vertraut, sie kennen die Themen. Überraschend war für viele wohl eher, wie relativ entspannt die Kirche mit so etwas umgeht.
Die evangelische Kirche vielleicht.
Wolfrum: Sicher. Wir tun uns mit der Vielfalt von Leben und Lebensformen etwas leichter. Auch wenn es in unseren Reihen manche auch Überwindung kostet, die Vielfalt auszuhalten.
Haben Sie eigentlich noch Frauen-Momente? Also Momente, in denen Sie sich als Silke fühlen?
Wolfrum (überlegt lange): . . . was sind Frauen-Momente? Nein.
Das heißt, Sie sind den Weg gegangen, die Entwicklung ist zu Ende?
Wolfrum: Die Entwicklung geht natürlich weiter. In der Pubertät braucht es auch zwei, drei Jahre, bis der Körper sich entwickelt hat. Die Hormonersatztherapie ist eine lebenslange Geschichte, und bis sich der Körper komplett umgebaut hat, bis der Stimmbruch durch ist, dauert es einfach eine Zeit.
Sie sind doch schon Bariton, oder?
Wolfrum: Schon. Aber bis das Kratzen weg ist und man sich in der Tonlage sicherer fühlt, dauert es noch ein bisschen. Mir geht es wie den Konfis: Ich treffe genauso wenig Töne.
Haben Sie das Buch geschrieben, weil Sie alles erklären wollten? Oder damit Sie eben nicht mehr immer erklären müssen?
Wolfrum: Ich wollte mein Leben endlich mal verstehen. Dabei hat das Buch geholfen. 40 Jahre aufzurollen, das war kein Vergnügen. Aber plötzlich wurde vieles verständlicher, womit ich oft genug gerungen hatte. Warum ist das Leben so gelaufen – mit all diesen Hiobsbotschaften. . .?
Hiobsbotschaften, damit meinen Sie. . .?
Wolfrum: . . . früher Tod des Vaters. Ausgrenzung in der Schule, mich selber nicht zu verstehen. Zwischendurch eine religiöse Radikalisierung. Relativ früh das Thema Depression, mit allem Drum und Dran. Ich habe es zwar nie versucht, aber die Gedanken an ein Ende waren immer da. Das Thema Missbrauch. Der Versuch, sich durch Beziehungen zu quälen, die zum Scheitern verurteilt waren. Vor zwölf Jahren zu sehen, ich bin im falschen Körper, und dann falsch beraten zu werden, sich dann wieder im Kreis zu drehen . . .
Puh. Was ist nicht in dem Buch?
Wolfrum: Es fehlt nicht viel. Das ist sicher anstrengend, aber auch interessant: Wenn jemand, der mit so vielen Brüchen klarkommen muss, jetzt trotzdem sagen kann: Ich bin glücklich, es geht mir gut. Das hilft anderen Menschen hoffentlich. Das war für mich ein Grund, das Buch überhaupt zu schreiben. Menschen durch mein Beispiel Mut zu machen.
Wann sind Sie zur Ruhe gekommen?
Wolfrum: Ende der ersten Schulwoche 2017. Als ich vom Gespräch bei der Regionalbischöfin kam und wusste, die Kirchenleitung steht hinter mir. Ich hatte Freundinnen und Kollegen davor schon erzählt, was los ist. Und sie guckten mich an und sagten: So ruhig, wie du jetzt bist, habe ich dich noch nie erlebt. Alle, ich konnte da wirklich eine Strichliste machen. Ich komme nach der Sommerpause in den Schützenverein, Dienstagabend, erstes Training. Ich nehme ein Gewehr und schieße eine Serie mit 364 von 400 Ringen. Vor den Ferien hatte ich mich bei plus minus 330 herumgequält. Guckt mich ein Freund an und fragt: Was hast du denn genommen. Ich wollte schon sagen: Noch nichts. Man trifft nur, wenn man in sich ruht, gelassen ist.
Schießen Männer und Frauen gleich gut?
Wolfrum: Auf der Ebene, auf der ich schieße, sind die Unterschiede eher geringer. Zehn Ringe rauf, zehn Ringe runter bei den Luftdruckdisziplinen. Beim Bogen, was eigentliche meine Hauptdisziplin ist, ist es etwas anders, weil das oft auch eine Kraftsache ist.
Die 364 Ringe waren kein einmaliger „Ausrutscher“?
Wolfrum: Auf 360 habe ich mich nicht stabilisiert, aber ich liege jetzt so zwischen Mitte 340 und Ende 350.
Seit wann steht Sebastian in Ihrem Pass?
Wolfrum: Seit Weihnachten.
Erst?
Wolfrum: Man stellt einen Antrag bei Gericht. Dann beauftragt das Gericht zwei unabhängige psychiatrische Gutachten, die man dann selbst bezahlt. Dafür braucht es Termine, Sitzungen. Die Gutachten müssen geschrieben werden, dann mahlen die Mühlen der Justiz. Wir kommen momentan nicht aus diesem Gutachtenzwang raus. In Strafverfahren fordern Richter mitunter ein psychiatrisches Gutachten an, um die Schuldfähigkeit von Angeklagten zu prüfen. Wir brauchen mindestens ZWEI für unseren Antrag. Man hat zwischendurch Mühe, sich nicht als Schwerverbrecher zu fühlen.
Wie oft werden Sie angeschrieben? Um Rat gefragt?
Wolfrum: Ich bin eben der, den man kennt. Und ich werde inzwischen auch genannt als Kontaktperson: Da ist einer, den könnt ihr ansprechen. Nicht nur beim Thema Transident. Sondern auch bei der Frage, wie geht das mit dem Glauben an Gott zusammen? Eltern und Großeltern haben auch viele Fragen. Und ich bin auch einer, der das Thema Sexuelle Gewalt aufnimmt und sich zeigt: Ich weiß, wovon wir reden. Ich habe geschafft, damit zu leben und weiterzugehen. Und auch da werde ich angefragt.
Strengt das an? Oder werden Sie gerne gefragt?
Wolfrum: Ich habe es ja ein Stück weit provoziert durch die intensive Öffentlichkeitsarbeit. Es war eine bewusste Entscheidung zu sagen: Ich stelle mich zur Verfügung. Auch weil ich selber davon profitiert habe, dass ich lesen konnte, wie es anderen ging, was andere erlebt haben, die schon älter waren. Es sind auch gerade Ältere, die mich ansprechen. Seelsorge hört für mich nicht an der Grenze der Gemeinde auf, nicht an der Grenze der analogen Welt. Gerade im Netz werde ich immer wieder angeschrieben. Das finde ich gut. Manche brauchen die Anonymität des Netzes und da die Hilfe.
Im Buch schreiben Sie von „Häutung“.
Wolfrum: Das war mein Untertitel fürs Buch. 40 Jahre Häutung. Ich habe die Hülle, unter der ich lange gelebt habe, in der ich nie ganz zu Hause war, abgelegt.
Seit genau einem Jahr machen Sie Hormontherapie, die Operationen haben Sie noch vor sich. Mit Angst – oder Freude?
Wolfrum: Jeden Morgen vor dem Spiegel erinnert zu werden, du bist noch nicht am Ziel, ist nicht einfach. Mit der Testosteronbehandlung habe ich sehr bewusst am Ostersonntag begonnen, nach der Predigt. Ich hatte an Ostern oft das Problem, die Auferstehung zu beschreiben. Dieses Mal wusste ich, wovon ich erzähle. Der Körperumbau fordert heraus.
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Welche Rückmeldungen bekommen Sie aus der Gemeinde? Halten Sie heute anders Gottesdienst?
Wolfrum: Die Menschen sagen mir, dass ich viel an Authentizität gewonnen habe.
Der neue Pfarrer, der glaubwürdiger ist als die alte Pfarrerin?
Wolfrum: Stimmiger. Die Menschen haben mit mir ja auch mitgelitten all die Jahre, in denen es mir nicht gut ging, ich mit Depressionen zu kämpfen hatte. Sie haben mich ein Stück weit begleitet und auch getragen. Und sie erleben mich jetzt in einer völlig anderen Verfassung. Das wirkt sich auch auf Gottesdienste aus. Als Liturgen stehen wir auf offener Bühne und wirken durch unsere Präsenz und Persönlichkeit. Da habe ich sicher gewonnen, auch an Klarheit und Sicherheit. Mein Denken passt immer besser zu meinen Gefühlen – und umgekehrt.
2017 Ehe für alle, 2018 drittes Geschlecht – wie offen und tolerant erleben Sie unsere Gesellschaft?
Wolfrum: Eine große Frage. Es hat sich rechtlich manches verändert. Es ist noch gar nicht so lange her, dass das Gericht der Personenstandsänderung nur dann zugestimmt hat, wenn man erstens geschieden war und zweitens medizinisch alles dafür getan hatte, keinen Nachwuchs zu bekommen. Es mussten Operationen stattgefunden haben. Da war vieles undenkbar. Wie erlebe ich unsere Gesellschaft? Einerseits auf eine wohltuende Art gleichgültig. Es ist nicht wichtig, man geht zur Tagesordnung über, die Person wirkt. Aber ich weiß nicht, wie die Antwort wäre, wenn Sie das Interview mit einer Frau führen würden.
Warum? Wo ist der Unterschied?
Wolfrum: Transfrauen erleben manches anders, erleben deutlich mehr Ablehnung bis hin zu Gewalt.
Woran liegt das?
Wolfrum: Männer werden gehört, sie können noch so viel Blödsinn erzählen. Frauen müssen sich wesentlich mehr rechtfertigen. Männer werden als mächtiger angesehen. Das ist die andere Seite der Gleichgültigkeit: Wir haben eine Gesellschaft, die sehr stark in Geschlechterkategorien denkt, immer noch. Und ich habe das Gefühl, das nimmt eher wieder zu. Sei es im Marketing, in der Kleidung, auch in normalen gesellschaftlichen Rollenbildern. Und es gibt wenig Bereitschaft, jenseits der Kategorien zu denken. Es gibt Gesellschaften, die bekommen das besser hin.
Hat sich Ihr Glaube verändert? Ihre Beziehung zu Gott?
Wolfrum: Nein. Spannenderweise nicht. Ich staune manchmal darüber selbst.
Sie hatten wirklich nie Zweifel an Gott? Haben nie gehadert im Glauben?
Wolfrum: Bei all den Schleifen, die ich im Leben gedreht habe? Nein, nie. Das Grundvertrauen war immer da.
Das heißt: Der Glaube hat geholfen? Gab Kraft?
Wolfrum: Ich glaube schon, dass das ein wesentlicher Grund war: einen Halt zu haben. Zu wissen, ich bin doch getragen und gewollt. Gott hält mich in der Hand. Das kann ich nicht verdienen, mir nicht erarbeiten, das ist – ganz evangelisch – ein reines Geschenk. Ja, das war immer da.
Würden Sie im Nachhinein irgendetwas anders machen?
Wolfrum: Bezogen auf die letzten zwei oder auf die letzten 46 Jahre?
Bezogen auf das ganze Leben? Nein, in den zwei Jahren nach dem Entschluss.
Wolfrum (überlegt): Nein, nicht viel, nichts Wesentliches. Wenn ich mutiger gewesen wäre, hätte ich mir die Namensschleife erspart und mich nicht erst Finn genannt. Sondern gleich, was ich immer wollte, Sebastian. Aber ich habe da Rücksicht genommen, weil ich Sebastians kannte und den Namen niemandem wegnehmen wollte.
Und Silke?
Wolfrum: Vor einem Jahr, in der Karwoche, als ich wusste, es geht mit Testosteron los, habe ich mir sehr bewusst Zeit genommen, den Abschied zu gestalten. Ich kann nicht so tun, als gebe es die 46 Jahre nicht, das frühere Leben mit all den Brüchen und Härten. Es war ein bewusstes Loslassen, versöhnt, ein Lebensübergeben. Das würde ich genau so wieder machen.
Buchtipp: Mit dem Journalisten Daniel Staffen-Quandt hat Sebastian Wolfrum seine Geschichte aufgeschrieben: „Endlich ich. Ein transsexueller Pfarrer auf dem Weg zu sich selbst“, erschienen im Claudius Verlag München, 160 Seiten, 18 €
Veranstaltung: Am Donnerstag, 2. Mai, stellen Sebastian Wolfrum und Daniel Staffen-Quandt das Buch bei einer Lesung mit Diskussion im Rudolf-Alexander-Schröder-Haus in Würzburg vor. Beginn: 19 Uhr.