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Würzburg
Schulamtsdirektor im Bistum Würzburg über Religionsunterricht an Grundschulen: "Diese drei Stunden werden gebraucht"
Bayerns Grundschüler haben mehr Religionsunterricht als Kinder anderswo. Die Staatsregierung hält strikt daran fest. Was Abteilungsleiter Jürgen Engel zum Lehrplan sagt.
Für die Koordination des Religionsunterrichts in der Diözese Würzburg zuständig: Jürgen Engel leitet die Abteilung Schulen des Bistums Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Für die Koordination des Religionsunterrichts in der Diözese Würzburg zuständig: Jürgen Engel leitet die Abteilung Schulen des Bistums Würzburg.
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:31 Uhr

Der Theologe und Pädagoge Jürgen Engel leitet die Abteilung Schulen des Bistums Würzburg. Im Interview spricht der Schulamtsdirektor im Kirchendienst über den drohenden Personalmangel beim Religionsunterricht. Und er sagt, was er von der Möglichkeit hält, in den ersten zwei Grundschuljahren durch einen überkonfessionellen Religionsunterricht eine Lehrkraft einzusparen. 

Frage: Bei der Diskussion darüber, was in der Grundschule für zusätzliche Mathe- und Deutschstunden wegfallen soll, hat sich CSU-Ministerpräsident Markus Söder stark gemacht für die Beibehaltung aller Religionsstunden. Hat die Kirche da Druck ausgeübt?

Jürgen Engel: Nein. Wir waren selbst überrascht, wie schnell und deutlich sich der Ministerpräsident gegen eine Streichung von Religionsstunden ausgesprochen hat. Aber Söder ist evangelischer Christ aus Überzeugung, er macht daraus keinen Hehl.

Bayerns Grundschulkinder haben in den ersten beiden Klassen zwei Religionsstunden pro Woche, in Jahrgangsstufen drei und vier sogar drei Stunden. Das ist ein bundesweiter Rekord. Warum braucht Religion denn drei Wochenstunden?

Engel: Der Lehrplan für Religion behandelt sehr viele Lebens- und Glaubensfragen, die Kinder beschäftigen. Für die Vermittlung dieser wichtigen Inhalte mit kreativen Methoden werden diese drei Stunden gebraucht.

Jürgen Engel, Abteilungsleiter Schulen des Bistums Würzburg, rechnet damit, dass an den Grundschulen demnächst die dritte Religionsstunde doch zur Diskussion steht.
Foto: Silvia Gralla | Jürgen Engel, Abteilungsleiter Schulen des Bistums Würzburg, rechnet damit, dass an den Grundschulen demnächst die dritte Religionsstunde doch zur Diskussion steht.
Kann der Lehrplan entzerrt und Religion in der 3. und 4. Klasse auf zwei Stunden reduziert werden, damit die Wochenstundenbelastung der Kinder sinkt?

Engel: Ich gehe ehrlich gesagt davon aus, dass dann, wenn der aktuell gültige Lehrplan Plus von 2013 überarbeitet oder ersetzt wird, die dritte Religionsstunde zur Diskussion steht. Wir haben ja auch nicht mehr das Personal, das wir in den 70er Jahren hatten.

Mangelt es der katholischen Kirche an Personal für den Religionsunterricht?

Engel: Das zeichnet sich ab. Pfarrer betreuen immer mehr Gemeinden und werden anders als früher kaum mehr für den Religionsunterricht eingesetzt. An kirchlichen Religionslehrkräften mangelt es uns tatsächlich. Allerdings machen diese Kräfte auch nur etwa 25 Prozent des Personals aus, das Religionsunterricht hält. Den Religionsunterricht an Grundschulen halten aktuell überwiegend staatliche Grundschullehrkräfte, die Theologie studiert haben und dafür von uns die Lehrerlaubnis, die sogenannte Missio canonica, erteilt bekommen haben.

"Dafür sind die Kulturen und Glaubensvorstellungen zu verschieden."
Jürgen Engel, Schulrat im Bistum Würzburg, über christlich-jüdisch-muslimischen Religionsunterricht
Aber an weltlichen Lehrkräften mangelt es in Bayern doch an jeder Ecke.

Engel: Noch geht es, was das Fach Religion angeht. Allerdings reagieren wir auf die Situation. Tatsächlich haben sich jetzt die katholischen Bistümer und die evangelische Landeskirche dahingehend geeinigt, dass die Kinder in den ersten beiden Grundschul-Jahrgangsstufen bei Bedarf gemeinsam unterrichtet werden. Der Unterrichtsversuch nennt sich "Konfessioneller Religionsunterricht in Kooperation" und soll ab Herbst 2024 an den Start gehen. Dann braucht es eine katholische oder eine evangelische Lehrkraft für den Religionsunterricht statt zwei. Außerdem wird dadurch die Ökumene gestärkt.

Können Sie sich für Bayern einen überkonfessionellen Religionsunterricht vorstellen, der auch jüdische oder muslimische Kinder anspricht? 

Engel: Nein. Dafür sind die Kulturen und Glaubensvorstellungen zu verschieden. Und die Verantwortlichen müssten sich erst einmal über die Inhalte einigen, weil der Staat weltanschaulich neutral ist.

 
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  • Martin Deeg
    …“Aber Söder ist evangelischer Christ aus Überzeugung“….

    Herr Engel….!

    Aber das wäre doch mal ein Thema für den Religionsunterricht: „Was macht einen echten Christen aus und welche Werte lebt unser Ministerpräsident als „überzeugter Christ“ uns diesbezüglich vor….?
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  • Johannes Metzger
    Söder der haudrauf Populist ein Christ aus Überzeugung? Eine schlechtere Werbung für den christlichen Glauben, können sich echte Christen nicht wünschen.
    Heute fällt Söder wieder durch Hetz- und Neiddebatten auf. Sieh e Berlin.
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  • Klaus Fiederling
    hier sieht man bei vielen Beiträgen wie tief die Religiösität in unserem Land gesunken ist.
    Ist ja klar, alles was mit Religion zu tun hat, braucht man heute bei vielen Zeitgenossen nicht mehr. Aber: Feiertage, Wochenende (Sonntag) nimmt man immer noch gerne als freien Tag so mal mit um zu feiern, schlafen usw. zu können. Wer mit Kirche nichts mehr am Hut hat, der sollte am Sonntag auch einen Dienst tun, den er ja als sozialen Beitrag leisten kann.
    Eine Reduzierung des Religionsunterrichtes halte ich auch für völligen Blödsinn, denn von zu
    Hause, also von Eltern, bekommen die meisten Kinder ja eh nichts mehr religiöses mit auf dem
    Weg.
    Vor Jahren sagte mal ein Pfarrer: Eltern beschwerten sich beim Bischof, da ihr Kind ein "Gedicht" im Religionsunterricht lernen musste. Der Bischof fragte nach, was für ein Gedicht das denn sei. "Etwas mit Vater und Himmel", so die Eltern. Da sagte der Bischof: "Naja, dann soll der Pfarrer den Kindern noch mehr lernen!"
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  • Martin Heberlein
    Vermutlich hat er es exakt so ausgedrückt - woraus man schließen kann, dass andere Fächer wirklich wichtiger wären...
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  • Johannes Metzger
    ein konfessionsübergreifender Religionsunterricht wäre wünschenswert. So etwas wird aber an der Verbotspartei CSU scheitern, die alles was nach Weiterentwicklung klingt ,strikt verbietet.
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  • Matthias Braun
    "Engel: Nein. Dafür sind die Kulturen und Glaubensvorstellungen zu verschieden. Und die Verantwortlichen müssten sich erst einmal über die Inhalte einigen, weil der Staat weltanschaulich neutral ist."

    Das ist Quatsch. Ein überkonfessioneller Unterricht mit allen Glaubensrrichtungen in dem den Kindern die wesentlichen Inhalte der verschiedenen Glaubensrichtungen vermittelt werden baut Vorurteile ab und fördert das Verständnis untereinander. Problem hierbei sind konservative Eltern und konservative Geistliche und konservative CSU Politiker. Die Kinder haben mir dieser Form des Ethik Unterrichtes keine Probleme.
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Vor allem katholischer Religionsunterricht. Oder evangelischer im näheren Umfeld unseres Ministerpräsidenten.
    Und die muslimischen Kinder - von denen es, vor allem in den Städten, anteilsmäßig sehr viele gibt - sind weiterhin den Imamen des Ditib überlassen, die Erdogan uns schickt, und auf deren Auswahl wir keinen Einfluss haben.
    Was dabei herauskommt, habe ich im Ethikunterricht erlebt - keinerlei Kenntnisse des Koran, nicht einmal die "fünf Säulen" des Islam - da so wichtig wie bei uns die 10 Gebote - waren bekannt. Aber für den Kampf gegen die Ungläubigen findet man (weniger frau) immer ein offenes Ohr.
    Aber machen wir nur so weiter. Ohne bei uns ausgebildete Fachkräfte. Die muslimischen Schüler, z.B. aus der Türkei, würden sich ja auch nur wundern, wenn sie sie ihre in unverständlichem altarabisch gehaltenen Morgengebete oder den Koran ins Deutsche (oder auch nur in ihre Landessprache ) übersetzt bekämen.
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  • Doris Hauptmann
    Staat und Kirche sind in Deutschland getrennt. Weshalb überhaupt Religonsunterricht an unseren Schulen??? Eine Stunde Ethikunterricht, in der man über einen QUerschnitt der Religionen berichtet, würde genügen.
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  • Lutz Saubert
    Schauen Sie ins Grundgesetz. Dort ist alles geregelt.
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  • Martin Heberlein
    Im Grundgesetz stehen meines Wissens keine Unterrichtsfächer.
    Für die Schulen ist außerdem ausschließlich die Bayerische Verfassung zuständig (reine Länderkompetenz).
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  • Irmgard Engert
    Stimmt - und da steht in der Bayerischen Verfassung:
    Art. 136
    (1) An allen Schulen sind beim Unterricht die religiösen Empfindungen aller zu achten.
    (2) 1 Der Religionsunterricht ist ordentliches Lehrfach aller Volksschulen, Berufsschulen, mittleren und höheren Lehranstalten.
    2 Er wird erteilt in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der betreffenden Religionsgemeinschaft.
    (3) Kein Lehrer kann gezwungen oder gehindert werden, Religionsunterricht zu erteilen.
    (4) Die Lehrer bedürfen der Bevollmächtigung durch die Religionsgemeinschaften zur Erteilung des Religionsunterrichts.
    (5) Die erforderlichen Schulräume sind zur Verfügung zu stellen.
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  • Gregor Ziems
    Seine letzte Antwort spricht Bände über die Geisteshaltung des Herrn und aus welchen Jahrtausend seine Ansichten stammen.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Weltanschaulich neutral

    aber den Kindern von klein auf "Opium fürs Volk" vorsetzen, damit sie, erwachsen geworden, weiter jeden Schmus glauben, den man ihnen vorsetzt und die Schlauberger, die wissen, dass das alles Schmus ist, die naiv Gebliebenen weiter ungeniert abzocken können. Irgendwie scheint sich aber nicht herumgesprochen zu haben, dass das zunehmend weniger funktioniert... sorry, aber diese Ansicht drängt sich einem förmlich auf.

    Das Christentum war in seiner Anfangszeit eine Zuflucht für Entrechtete und Unterprivilegierte und speiste sich aus diesen Quellen, wurde aber im Lauf der Zeit selber eine Hochburg für Entrechtung und Diskriminierung. Das was wir da heute haben hat mMn mit Jesus Christus soviel zu tun w. z. B. die CSU und der (christliche) Religionsunterricht ist somit leider oft genug viel Gerede um schönen Schein. Weltanschaulich neutral(er) wäre ein Ethikunterricht, bei dem gemeinsame Werte vermittelt werden statt Partikularismen!
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  • Johannes Fasel
    Religiöse Erziehung oder religiöse Indoktrination? Das ist hier die Frage.
    Für eine religiöse Erziehung sind 3 Std. pro Woche wenig, wenn in der übrigen Zeit ein ganz anderes Spiel gespielt wird.
    Für religiöse Indoktrination sind es genau 3 Std. pro Woche zu viel.
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  • Napoleon Dy
    Religionsunterricht muss dringend komplett abgeschafft und durch Ethikunterricht ersetzt werden. In Schulen sollte Wissen vermittelt werden und keine religiösen Ideologien.
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  • Walter Seubert
    Wie hoch ist denn die Prozentzahl der in den Amtskirchen registrierten "Gläubigen" sind es noch 50 %?
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  • Stefan Flessa
    Die viel entscheidendere Frage ist: wie viele glauben überhaupt noch und wenn sie etwas glauben, was?

    Das große Defizit fängt bei dem an, was alles von dem was in der Bibel steht, aber Kirche keinen Mum mehr , es von den Kanzeln zu predigen und das noch viel größere und gefährlichere Defizit ist, dass Kirche selbst nicht das lebt, was sie predigt!

    Das gilt für beide großen Kirchen!
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  • Irmgard Engert
    Zahlen von 2021 (die neuesten verfügbaren Zahlen) für Unterfranken:
    Katholiken 52%
    Protestanten waren keine Zahlen verfügbar - letzter Stand war 2011 mit 19,3% - selbst bei einer Halbierung wären damit in Unterfranken ca. 62% katholisch oder evangelisch!

    Bayernweit:
    Katholisch - 43,5%
    Evangelisch - 16,1%
    Macht zusammen: 59,6%

    Nachzulesen bei Wikipedia
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  • Waldemar Thurn
    Religion sollte auf eine Stunde reduziert werden als Ausgleich lieber Ernährungskunde damit die Kinder wirklich was fürs Leben lernen.
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  • Dietmar Eberth
    Auch Politikunterricht würde nicht schaden, damit schon frühzeitig "Rattenfänger" mit ihtrn einfachen Lösungen erkannt werden.

    "Das Schlusslicht bildeten seit fünf Jahren Bayern, Thüringen und Rheinland-Pfalz"

    https://www.news4teachers.de/2023/01/sozialwissenschaftler-politische-bildung-in-deutschland-gering-geschaetzt/
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