Zahlreiche bayerische Abiturientinnen und Abiturienten sind wütend. Seit Dienstag machen sie in sozialen Netzwerken und Schüler-WhatsApp-Gruppen ihrem Ärger über das diesjährige Mathe-Abitur Luft. Die Prüfung vom Dienstag bezeichnen die Schüler in Kommentaren als "unfair", "einen schlechten Witz", "unmöglich", "unverschämt schwer" oder "schlicht nicht machbar".
Besonders viel Wut entlud sich auf dem Instagram-Account von Kultusminister Michael Piazolo. Unter einem Post des Freie-Wähler-Politikers, in dem es eigentlich um das Thema Sportförderung ging, kamen bis Mittwochabend mehr als 2300 Kommentare zusammen, in denen es fast ausschließlich um die Mathe-Aufgaben ging.
"Hab gedacht das sollte ein ABI sein und kein Examen!", heißt es da zum Beispiel. Oder: "Sie spielen Roulette mit den Schülern Bayerns. Treten Sie bitte ab." Immer wieder ist von Gummibärchen die Rede – eine Anspielung auf eine Textaufgabe im Teilbereich Wahrscheinlichkeitsrechnung, in der es um verschiedenfarbige Fruchtgummis ging. "Zähl selber deine gelben Gummibärchen", schrieb ein Schüler an Piazolo gerichtet. Zahlreiche Kommentare fielen deutlich heftiger aus.
Nicht der Corona-Situation angepasst?
Einige verwiesen auf die Corona-Situation. Die Prüfung sei angesichts des zurückliegenden Schuljahres unter Pandemie-Bedingungen "mit dem ganzen Unterrichtsausfall nicht gerecht", das "Krisenabi" schwerer als die Prüfungen der vergangenen fünf Jahre gewesen, so die vorherrschende Meinung der Schüler.
Bereits wenige Stunden nach der Prüfung wurde eine Online-Petition gestartet. Darin wird kritisiert, dass wegen Distanzunterrichts oder Unterrichtsausfalls Lernstoff teilweise gar nicht durchgenommen worden sei. Doch bei der Aufgabenstellung habe das Kultusministerium keine Rücksicht auf die schwierige Corona-Situation genommen. Die Forderung: "Diese so noch nie dagewesene Situation" solle "zumindest im Nachgang (...) durch eine faire Anpassung des Notenschlüssels" berücksichtigt werden. Bis Mittwochabend hatte die Petition rund 20 000 Unterstützer.
Initiiert wurde sie von Bettina Cornean. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin eines Mathe-Nachhilfe-Instituts in München und hat laut eigener Aussage allein in diesem Jahr 500 Abiturienten betreut. Für "Schüler, die ein Jahr lang keinen vollwertigen Unterricht mehr gehabt haben", seien die Aufgaben zu schwer gewählt worden, sagte sie auf Anfrage.
Immer wieder Ärger ums Mathe-Abitur
Die Ereignisse erinnern an 2019: Auch damals fanden die Abiturienten das Mathe-Abi zu schwer, eine Online-Petition wurde gestartet. Schließlich hat Minister Piazolo die Aufgaben prüfen lassen, kam aber am Ende zu der Einschätzung: Das Mathe-Abi war "anspruchsvoll, aber angemessen".
Am Mittwochmittag hieß es aus dem Kultusministerium auf Anfrage dieser Redaktion, "die diesjährigen Abiturprüfungsaufgaben im Fach Mathematik wurden von den Experten insgesamt als gut machbar eingeschätzt". Minister Piazolo erklärte: "Schon in normalen Jahren sind Abiturientinnen und Abiturienten in der Prüfungsphase angespannt. Und nach einer Prüfung hat man schon mal das Gefühl, dass nicht alles so gut gelungen ist. In diesem von Corona geprägten Jahr besteht diese Anspannung sicher bei vielen umso mehr." Man habe aufgrund der Corona-Lage "mit vielen Sonderregelungen reagiert, damit alle Prüflinge faire Bedingungen auf dem Weg zum bayerischen Abitur bekommen".
Würzburger Mathematik-Professor: "Es gab keinen Corona-Bonus"
Piazolo appellierte an die Abiturienten, "sich jetzt auf die nächsten Prüfungen zu fokussieren und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen", und erinnerte an 2019: Auch damals "hatten wir unmittelbar nach dem Abitur viel Aufregung in den Sozialen Medien – am Ende aber ein landesweit mit den Vorjahren vergleichbares, gutes Abiturergebnis".
Für diese Redaktion hat Professor Hans-Stefan Siller, Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik der Mathematik an der Uni Würzburg, die Mathe-Abi-Aufgaben der letzten drei Jahre verglichen. Sein subjektiver Befund: Die diesjährige Prüfung war anspruchsvoll, das Mathe-Abi "nicht geschenkt". Vor allem in der Stochastik – Stichwort Gummibärchen – hätten es die Schüler mit untypischen Aufgabenstellungen zu tun gehabt. Keine Auffälligkeiten dagegen in der Analysis, und auch die Geometrie sei "machbar" gewesen. Insgesamt "war nichts dabei, was wirklich aus dem Rahmen fällt".
Siller zufolge war das Mathe-Abi allerdings schwerer als im vergangenen Jahr. Ob dies ausgerechnet im Pandemiejahr sein musste, sei durchaus zu hinterfragen. Schließlich, so Siller, habe seit Dezember praktisch kein regulärer Unterricht mehr stattgefunden. Möglicherweise hätten manche Schüler mit einem Corona-Bonus gerechnet. Einen solchen habe es nicht gegeben. Sein Trost: Zumindest sei der Wert des Abiturs nicht beeinträchtigt.
Und unter welchen Voraussetzungen in anderen Ländern vorher schon ein Schulalltag ablief kann man sich teilweise nicht vorstellen. Eben diese Jugendlichen haben nun, genau wie die Deutschen und vorallem, die sich jetzt aufregenden, Bayern die gleichen Probleme in den Abschlussprüfungen mit dem gleichen Procedere....sie müssen sich damit auf den Unis dieser Welt beweisen. Und da ist dann ganz schnell Schluss mit dem Gepampere und Gehätschel. Man kann ja fast meinen, mittlerweile gehört es zum Abi dazu, gleich danach empört zum Handy zu greifen und zu twittern und zu posten....hätten sie diese Energie mal besser in eine gute Vorbereitung gesteckt....man kann über Jahre hinweg alle alten Abiprüfungen einsehen und nacharbeiten...auch die, die als zu schwer und "unzumutbar" galten.
Bin gespannt auf die Ausreden im nächsten Abi 😉
Beim Abitur handelt es sich eben um eine Reifeprüfung. Was glauben die Protagonisten eigentlich, was im Falle eines Studiums auf sie zukommt? An der Uni rollt jedenfalls niemand den roten Teppich vor den Studenten aus, sondern man muss erforderlichenfalls auch unter widrigen Bedingungen aus eigener Kraft bestehen können. Genau darauf soll das Gymnasium vorbereiten (Hochschulreife!). Unsere Tochter weiß von ihren älteren Geschwistern, dass es an der Uni keinen Corona-Bonus gibt.
Spätestens mit dem ersten Tag des Studiums ist nämlich Schluss mit Helikopter. Und das ist gut so.
Sie schreiben von gleichen Bedingungen aber gleichzeitig von Spitzenschülern und Schüler die Förderkurse benötigt hätten. Schon da sind doch die Bedingungen ungleich. Wer so viel Förderung benötigt wäre in Real wohl besser aufgehoben gewesen denn spätestens in der Uni ist es vorbei mit hätschelnden Hilfestellungen.
Aber im ernst: Dass doe sich bis jetzt zurückhalten ist doch ein Zeichen dafür, dass es machbar war. Schließlich soll das Reifezeugnis ja auch kein Anspruch werden, sondern ein Leistungsnachweis bleiben.
Unt zu den Vorwürfen er hat keine Erfahrung für das Amt, nur so viel,es soll Parteien geben die stellen für das Amt Bundeskanzler*inen Leute auf ohne jegliche Arbeits und Berufserfahrung.
Vielleicht waren manche Schüler aber auch nur zu oft auf FFF-Demos statt zu lernen?