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AUB
Schotterwerk: Betreiber wird angeklagt
Umweltskandal im Schotterwerk Aub
Die Staatsanwaltschaft Würzburg erhebt Anklage. Ein System illegaler Abfallentsorgung auf dem Steinbruchgelände wird aufgedeckt.
Foto: Thomas Obermeier | Umweltskandal im Schotterwerk Aub Die Staatsanwaltschaft Würzburg erhebt Anklage. Ein System illegaler Abfallentsorgung auf dem Steinbruchgelände wird aufgedeckt.
Thomas Fritz
 und  Gisela Schmidt
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:34 Uhr

Ein ehemaliger Mitarbeiter hat Anfang 2016 schwere Vorwürfe gegen seinen früheren Chef erhoben, ein paar Monate später durchsuchte die Wasserschutzpolizei das Gelände, seit März 2016 ermittelte die Staatsanwalt Würzburg, jetzt ist der Betreiber des Schotterwerks in Aub (Lkr. Würzburg) angeklagt. Vorwurf: Der 60-Jährige soll für schwerwiegende Umweltdelikte verantwortlich sein. Dafür muss er sich demnächst vor dem Amtsgericht Würzburg verantworten.

Der Sprecher der Anklagebehörde, Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen, kennt im Raum Würzburg „keinen vergleichbaren Fall“. „Das ist bei uns glücklicherweise ein singuläres Ereignis“, sagt er auf Anfrage der Redaktion. Der Bund Naturschutz in Würzburg spricht seit Bekanntwerden der Vorwürfe vom „größten Umweltskandal im Landkreis“.

Systematisch Abfälle illegal entsorgt

Die Staatsanwaltschaft hat den Unternehmer wegen Gewässer- und Bodenverunreinigung, unerlaubten Umgang mit Abfällen und unerlaubten Betrieb von Anlagen angeklagt. Jedes Delikt für sich kann mit Geld- oder mehrjährigen Freiheitsstrafen geahndet werden. Amtsgerichte können Freiheitsstrafen von bis zu vier Jahren verhängen.

Es geht um Umweltdelikte im Steinbruch im Auber Ortsteil Baldersheim, für dessen Auffüllung das Landratsamt Würzburg strenge Vorschriften erlassen hat. Nur „unbedenklicher“ Bodenaushub, mineralischer und vorsortierter Bauschutt und gereinigter Gleisschotter hätten dort abgeladen werden dürfen. Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass der Steinbruch fünf Jahre lang, von 2011 bis 2016, auch mit Abfällen gefüllt wurde, die kontaminierte Anteile wie zum Beispiel Teerstücke enthielten. Das soll durch Gutachten festgestellt worden sein. Nach Informationen der Redaktion soll der Unternehmer allein durch die Annahme von verbotenen Abfällen einen Umsatz von über 100 000 Euro gemacht haben.

Grundwassersee verseucht

Weiter wirft die Staatsanwaltschaft dem Firmenchef vor, dass er sowohl Steinbruchfahrzeuge als auch firmenfremde Laster an einem Grundwassersee auf dem Gelände des Schotterwerks habe reinigen lassen. Das verunreinigte Wasser soll im Boden versickert sein oder floß zurück in den See. Der stark kontaminierte Schlamm, der beim Abspritzen der Fahrzeuge entstanden ist, sei auch in den Grundwassersee geschoben worden. Das Grundwasser sei dadurch erheblich verunreinigt worden.

Nach Informationen dieser Redaktion hätte der Betreiber des Schotterwerks die Fahrzeuge auch auf einem Waschplatz vor der Werkstatt reinigen können. Dort ist ein Öl- und Schlammabscheider vorhanden. Am Grundwassersee war eine solche Einrichtung nicht vorhanden.

Asphalt-Ablagerungen sind verjährt

Gleiches gelte auch für die Reifenwaschanlage des Betriebs. Auch sie sei ohne Abscheider betrieben worden, das verschmutzte Wasser im Boden versickert, der Schlamm illegal auf dem Steinbruchgelände entsorgt worden. Mutmaßlich wollte sich der Betreiber so die Entsorgungskosten ersparen.

Verjährt ist mittlerweile die Ablagerung von teerhaltigem Asphalt, den der Betreiber Anfang 2000 im Steinbruch illegal verfüllte, nachdem ihm die Genehmigung für den Betrieb einer Recyclinganlage widerrufen wurde. „Hier liegen die Tatvorwürfe lange Zeit zurück, so dass die etwaige illegale Entsorgung von Altasphalt verjährt ist“, teilt Raufeisen mit. Auf dem Steinbruchgelände, das rekultiviert werden soll, sind rund 4000 Kubikmeter Asphalt widerrechtlich abgelagert. Was mit dem teerhaltigen Straßenaufbruch, der als krebserregend eingestuft wird, passieren soll, hat das Landratsamt Würzburg noch nicht entschieden.

Laut Boris Raufeisen gibt es noch keinen Termin für den Prozess. Der Pressesprecher rechnet damit, dass die Verhandlung gegen den Unternehmer in den nächsten zwei bis vier Monaten beginnt.

 
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Kommentare
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  • J. K.
    Wie gestern in der Sendung Quer des BR

    https://www.br.de/mediathek/video/giftskandal-schotterwerk-als-illegale-teerdeponie-av:5ac69782d6ab69001856884f

    zu erfahren war, hat die Kontrollbehörde Landratsamt aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls ihre eigenen Asphaltabfälle dort entsorgt. Vielleicht hat es deshalb so lange gebraucht, bis endlich etwas passiert ist.

    Kann man vielleicht mal etwas mehr zum Thema Grund- und Trinkwasserverseuchung durch die illegale Lagerung an dieser Stelle erfahren? Das ist nämlich alles andere als ein Kavaliersdelikt, was man mal eben so auf die leichte Schulter nehmen kann...

    Ein Skandal besonderer Güte ist es allerdings, daß die vielen Baldersheimer, die gewusst haben, was da abgeht, so lange und so feige geschwiegen haben.
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