
Schweine und Rinder sollen mit Elektroschockern traktiert, offensichtlich noch lebende Tiere auseinandergenommen worden sein: Im Juli 2023 wurden schwere Vorwürfe gegen einen Aschaffenburger Schlachthof bekannt, nachdem die Organisation "Soko Tierschutz" Videoaufnahmen von mutmaßlichen Verstößen öffentlich gemacht hatte.
Der sogenannte Schlachthof-Skandal beschäftigt nun auch das Würzburger Verwaltungsgericht. Ein Mitarbeiter des Betriebs hatte geklagt, nachdem ihm die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) seine Schlachterlaubnis für Schweine und Rinder entzogen hatte, den sogenannten Sachkundenachweis.
Schlachthof-Mitarbeiter soll Schweine und Rinder gequält haben
Die KBLV begründete den entsprechenden Bescheid so: Der Mann sei auf Video-Aufnahmen der "Soko Tierschutz" dabei zu erkennen, wie er unter anderem in Dutzenden Fällen Mastschweine mit einem elektrischen Treibgerät quäle, die Betäubung nicht fachgerecht durchführe oder noch nicht toten Tieren die Augen entferne. Auch Rindern soll er durch seine Arbeitsweise große Qualen zugefügt haben. Der Schlachthof-Mitarbeiter habe in sehr erheblichem Maße gegen die Anforderungen der Tierschutz-Schlachtverordnung verstoßen, so die KBLV.
Während der Mann gegen den Entzug seines Sachkundenachweises im Umgang mit Schweinen nicht vorging, wollte er die entsprechende Schlachterlaubnis für Rinder behalten. Er argumentierte, sein Fehlverhalten sei vor allem auf seine mangelnde Praxiserfahrung zurückzuführen.
Mitarbeiter kritisiert Arbeitsbedingungen in Schlachthof in Aschaffenburg
Die vorherrschenden Arbeitsbedingungen in dem Aschaffenburger Betrieb kritisierte er vor Gericht: Seine Vorgesetzten hätten ihm entsprechende Anweisungen gegeben, die er aufgrund seiner Stellung innerhalb des Betriebs nicht hinterfragt habe. In manchen Fällen seien auch schlechte Absprachen bei der Arbeitsteilung der Grund für die Vorfälle. Zudem hätten technische Geräte häufig nicht korrekt funktioniert.
Eine Anfrage der Grünen im Landtag an die Staatsregierung ergab im Januar, dass Kontrollbehörden schon seit mehreren Jahren Tierschutzverstöße im Schlachthof in Aschaffenburg festgestellt hatten. Laut den Antworten wurden seit 2018 bei elf von 36 Kontrollen Verstöße festgestellt. Dabei ist unter anderem von Problemen mit den Betäubungsgeräten die Rede.
"Wir haben es hier nicht mit einem einfachen Schlachthof-Skandal zu tun. Sondern mit einem kriminellen System, bei dem Regelverstöße zum Arbeitsalltag gehören", erklärte damals der unterfränkische Grünen-Abgeordnete Paul Knoblach.
Das Verwaltungsgericht Würzburg wies die Klage des Schlachthof-Mitarbeiters nach der Verhandlung ab. Seinen Sachkundenachweis im Umgang mit Schweinen und Rindern, für den er erst Ende 2022 die erforderliche Prüfung bestanden hatte, muss er zurückgeben.
Staatsanwaltschaft Aschaffenburg hat gegen zwei Amtstierärztinnen Anklage erhoben
Ob sich der Mann und andere Mitarbeiter auch strafrechtlich verantworten müssen, ist derzeit noch offen. Die Ermittlungen wegen quälerischer Tiermisshandlung dauern noch an, hieß es zuletzt von der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg. Grund sei die "akribische und äußerst zeitintensive Auswertung des gesicherten Videomaterials".
Noch nicht abgeschlossen sind demnach auch die Ermittlungen wegen des Verdachts des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt durch Verantwortliche des Schlachthofs.
Allerdings hat die Staatsanwaltschaft bereits Anklage gegen zwei ehemalige amtliche Tierärztinnen erhoben, die die Verantwortlichen vor unangekündigten Kontrollen des Schlachthofs gewarnt haben sollen. Auch ein Inhaber des Zerlegebetriebs ist in diesem Zusammenhang angeklagt. Wie eine Sprecherin des Landgerichts Aschaffenburg auf Nachfrage erklärte, ist über die Zulassung der Anklagen noch nicht entschieden.
Solchen unqualifizierten Leuten sollte man nie wieder eine passende Lizenz geben !
verrückte grausame Welt
Bedauerliche Entgleisungen eines grobschlächtigen Mitarbeiters oder doch eher unmögliche Zustände im Gesamtbetrieb über lange Jahre hinweg?
Ich bin fassungslos und tief betroffen.